Donnerstag18. Dezember 2025

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Schloss Buschland in RemichGeschichte(n) einer saudischen Familie, die nicht wiederkehrte, und der Spuren, die bleiben

Schloss Buschland in Remich / Geschichte(n) einer saudischen Familie, die nicht wiederkehrte, und der Spuren, die bleiben
Schloss Buschland heute: Eigentlich wäre es an der Zeit, dass INPA und Kulturministerium sich der Sache annehmen  Foto: privat

An einem Hang entlang der Mosel erhebt sich Schloss Buschland. 1889 erbaut, zunächst als private Residenz, später als Hotel genutzt. In jüngerer Zeit war der letzte Besitzer ein Scheich, ein saudi-arabischer Privatinvestor, der mit seiner Familie die stattliche Villa als Sommerrefugium nutzte – bis zur Corona-Pandemie. Seitdem kehrte niemand mehr zurück. Das vollmöblierte Anwesen geriet in Vergessenheit. Aline Pütz aus Bech-Kleinmacher erinnert sich an die Familie. Fortsetzung einer Suche nach Geschichten hinter heute vernachlässigten Mauern.

Schloss Buschland hütet seine Geheimnisse. Vor allem eines: Warum die saudische Familie, die das prächtige Anwesen oberhalb von Remich im Wald nutzte, seit Beginn der Corona-Pandemie nicht mehr zurückgekehrt ist und warum das Schloss seitdem zusehends verfällt.

Die letzten Besitzer, eine Großfamilie, die zur saudischen Königsfamilie gehören soll, verließen das 1889 erbaute Schloss vor Ausbruch der Pandemie. Ob ein Todesfall in der Familie, politische Veränderungen oder andere Gründe den Aufenthalt in Luxemburg unmöglich machten, darüber kann selbst Aline Pütz, die die Familie gut kannte, nur spekulieren. „Die Familie des Königshauses ist riesig“, sagt die belesene und geschichtlich interessierte Frau.

Von Remich nach Taif

Aline Pütz, die heute in Bech-Kleinmacher an der Mosel lebt und früher als Journalistin unter anderem für RTL Radio Luxemburg, den Saarländischen Rundfunk und DNR tätig war, erinnert sich an die Begegnungen mit der Familie. Auf sie aufmerksam wurde ihr damaliger Mann: „Er erkannte die zwei Schwerter, das Symbol Saudi-Arabiens, am Gitter des Zufahrtswegs, und war neugierig.“ Als er der Arbeit wegen nach Saudi-Arabien sollte, habe man die Familie kontaktiert. 1989 sei das gewesen.

Der neue Arbeitsplatz ihres Mannes habe in Taif, in den Bergen unweit von Mekka, gelegen, erzählt Aline Pütz. In Taif wohnte auch die Familie, die Schloss Buschland als Sommerresidenz nutzte. „Wir wurden Freunde, wir Frauen gingen gemeinsam einkaufen und wurden als Familie auch zu Prinzenhochzeiten eingeladen, das war schon eine schöne und vor allem interessante Zeit.“

Aline Pütz: „Auf einmal sind sie nicht mehr gekommen“
Aline Pütz: „Auf einmal sind sie nicht mehr gekommen“ Foto: mago

Teetrinken an der Mosel

Drei Brüder und ihre Schwester namens Haifa seien mit Kindern und Personal jahrelang regelmäßig zwischen Taif und Remich gependelt. Die Eltern seien bei einer Reise wohl eher zufällig auf Luxemburg aufmerksam geworden, hätten es aber sofort in ihr Herz geschlossen. Deshalb habe die Mutter es auch nach dem Tod ihres Ehemanns nicht verkaufen wollen: „Es sei eine Erinnerung an ihren Mann, habe sie immer gesagt“, so Aline Pütz.

Nach der Rückkehr aus Saudi-Arabien nach Luxemburg, Ende 1993, habe man die saudische Familie jedes Mal getroffen, wenn sie wieder im Schloss Buschland wohnte. In Luxemburg sei die Familie, westlich gekleidet, nicht wirklich aufgefallen. In Remich hätten die Frauen gerne ihren Tee getrunken oder auf einer Terrasse ein Eis gegessen. Auch auf die Schueberfouer seien sie gegangen. Im Schloss, wo man oft zu Gast gewesen sei, sei alles stets sauber und ordentlich gewesen. An den Wänden im Wohnzimmer hätten Fotos des damaligen saudi-arabischen Königs gehangen, erinnert sie sich.

„Auf einmal sind sie nicht mehr gekommen.“ Bereits vorher habe man sich jedoch etwas aus den Augen verloren, so Aline Pütz. Warum niemand mehr ins Schloss zurückgekehrt ist und sich offensichtlich nicht darum kümmert, weiß sie nicht.Die vollen Kleiderschränke, die vielen Privatsachen sowie die Utensilien im Badezimmer lassen nicht darauf schließen, dass die Familie nicht zurückkehren wollte. Ihre Sachen hätten sie immer dagelassen, sagt Aline Pütz: „Sie wollten ja nicht alles ständig hin- und hertransportieren.“

Kulturministerium gefordert

Kontakt zur Familie habe sie nicht mehr, sagt Aline Pütz. Besorgt ist sie über den verwahrlosten Zustand des Hauses: „Schlimm, dass Menschen dort eingedrungen sind und das Innere zerstört haben. In Saudi-Arabien wäre das nicht vorgekommen, dort respektiert man die Privatsphäre und klaut nicht.“ Wer vor wenigen Wochen die Fenster mit Gittern gesichert hat, weiß sie nicht. „Vielleicht die saudische Botschaft“, vermutet sie.

Am Ende unseres Gespräches weist sie noch auf ein interessantes Detail hin: Vor Jahren wollte der damalige Mondorfer Bürgermeister Lex Delles einen Kontakt zur Besitzerfamilie herstellen. Alines Sohn vermittelte ihn, mit Einverständnis der saudischen Familie. Danach sei ihres Wissens aber nichts weiter geschehen, so Aline Pütz.

Zeit, dass Minister Eric Thill das Dossier übernimmt. Doch dazu ein anderes Mal mehr.

I. Meierle
18. Dezember 2025 - 14.59

"In Saudi-Arabien wäre das nicht vorgekommen, dort respektiert man die Privatsphäre und klaut nicht.“

Klar, die wissen, was ihnen dann blüht, sie verbringen den Rest ihres Daseins ohne Hände