LuxguardGeschäftsführung kündigt Sozialplan an – OGBL: „Eng Sauerei“

Luxguard / Geschäftsführung kündigt Sozialplan an – OGBL: „Eng Sauerei“
Der OGBL und andere Akteure protestierten am 15. Juli vor der Luxguard-Fabrik in Bascharage Archiv-Foto: Editpress/Tania Feller

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„Der Sozialkonflikt wird nun unvermeidbar“ – mit diesen Worten überschreibt der OGBL seine Pressemitteilung am Dienstagvormittag. OGBL-Mann Alain Rolling findet gegenüber dem Tageblatt drastischere Worte: „Für uns ist das, auf Luxemburgisch gesagt, eng Sauerei.“

Laut der Gewerkschaft OGBL hat die Geschäftsführung des Glasherstellers Luxguard den Arbeitnehmervertretern am Montag mitgeteilt, dass sie einen „Plan de licenciement collectif“ – einen Massenentlassungsplan – aufstellen wolle. Dabei hatten sich die Sozialpartner erst Anfang September auf einen „Plan de maintien dans l’emploi“ (PME), also einen Plan zur Aufrechterhaltung der Beschäftigung geeinigt. Dieser sollte 24 Monate laufen – und genau jenen Sozialplan bei dem Glashersteller abwenden, den die Geschäftsführung nun vorbringt.

Von dem PME konnten schon 150 der 200 betroffenen Arbeitnehmer profitieren, sagt Alain Rolling, beigeordneter Zentralsekretär des OGBL-Metallsyndikats, am Dienstag gegenüber dem Tageblatt. „Der PME ist für zwei Jahre gültig – wieso gibt man uns nicht Zeit, eine Lösung für die anderen 50 zu finden?“ Guardian wolle die 50 Menschen ohne Rücksicht auf Verluste auf die Straße setzen, damit diese schon im November nicht mehr im Betrieb sind. „Damit können wir nicht einverstanden sein“, sagt Rolling. „Das respektiert weder das Luxemburger Sozialmodell noch den Sozialdialog.“

150 Beschäftigte im PME untergekommen

Der Gewerkschaftler sieht auch eine Gesetzeslücke: „Wenn man einen PME für zwei Jahre verhandelt, sollte man in dieser Zeit nicht einfach Menschen auf die Straße setzen können“, sagt er. Das Gesetz besage, dass man zu einem Sozialplan schreiten könne, wenn der PME scheitere. „Aber in diesem Fall kann ja nicht sagen, dass er nicht geglückt ist“, sagt Rolling. „Mehr als 150 Menschen sind im Rahmen des PME untergekommen – da kann man nicht nach zwei Monaten sagen, der Plan ist gescheitert.“ 

Problematisch an der aktuellen Situation ist auch, dass die Arbeitnehmervertreter nun nicht mehr über soziale Abfederungsmechanismen verhandeln könnten. Denn: Im PME seien Optionen wie Frühverrentungen, freiwillige Abgänge oder Versetzungen schon berücksichtigt. „Jetzt wird nur noch darum verhandelt, um die Leute auf die Straße zu setzen“, sagt Rolling. „Sie können jetzt zum Sozialplan schreiten.“ 

In 14 Tagen soll eine Einigung darüber vorliegen. Falls nicht, kommt der Fall zum Schlichtungsamt. Wenn auch dort keine Lösung gefunden wird, kann der Arbeitgeber die betroffenen Arbeitnehmer entlassen und die Gewerkschaft hat das Streikrecht. „Aber natürlich kann die Direktion den Sozialplan auch wieder zurückziehen“, sagt Rolling. Die Gesprächsbereitschaft der Geschäftsführung hält sich laut dem OGBL-Mann aber in Grenzen: „Wir wollten uns am Mittwoch mit ihnen treffen – was sie aber nicht wollten, sie boten uns ein Treffen am Freitag.“ Für Rolling ist das „paradox“ – wissend, dass „wir nur zwei Wochen Zeit haben, eine Lösung zu finden“.

Luxguard gehört zum amerikanischen Glashersteller Guardian und hat bereits 1981 sein erstes Werk – Bascharage – in Luxemburg eröffnet. 1988 folgte die Fabrik in Düdelingen, 1993 ein Werk in Grevenmacher. Die Produktionsstätte in Grevenmacher, die auf Autoglas spezialisiert war, wurde bereits 2014 an die japanische Firma Carlex verkauft. 

Der derzeitige Sozialkonflikt dreht sich vorerst um die Düdelinger Fabrik, wo im Juni der Ofen heruntergefahren wurde. Insgesamt waren in beiden verbleibenden Luxemburger Werken noch 450 Menschen beschäftigt. Rolling befürchtet, dass aber auch dem Standort Bascharage bald dasselbe Schicksal wie Düdelingen und Grevenmacher drohen könnte. Der Ofen der dortigen Produktionsstätte würde spätestens 2022 sein Verfallsdatum erreichen – „außer es kommen massive Investitionen von Guardian“. Diese ließen aber auf sich warten. „Wenn der Ofen am Ende ist, werden die Schotten dicht gemacht“, sagt Rolling. „Wir befürchten, dass wir im nächsten Jahr oder im Jahr darauf wieder in dieser Situation sind – und das würde das Ende von Guardian in Luxemburg bedeuten.“

Bei der Direktion von Luxguard war am Dienstag niemand zu erreichen. „La direction est occupée“, hieß es.