Auf dem Weg zum Bauplatz des geplanten Projektes gluckert und glitzert es im Sonnenlicht zwischen den umstehenden Bäumen. Die Maragole, ein Nebenfluss der Chiers, fließt durch das Gebiet. Die Feuchtgebiete sind Natura-2000-Zonen. Mittendrin: Zwei große Wiesen in Hanglage, um die nicht nur die bisherigen Schutzzonen einen Bogen machen. Übrigens auch zukünftige.
Das Gebiet gehört zum „Tëtelbierg/Fond-de-Gras“, was unmittelbar vor der Ausweisung als „Naturschutzgebiet von nationalem Interesse“ (ZPIN) steht. Der „Bogen“, den alle Zonen um die Wiesen machen, hat einen Grund. Seit mehr als 15 Jahren ist hier ein Hotel samt Wellnessoase geplant. Beides wird getrennt voneinander gebaut. Zwei Wiesen, zwei Gebäude.
Knapp 100 Meter lang und 12 Meter hoch soll allein das Hotel mit knapp 60 Zimmern werden. „Stellen Sie sich mal diese Dimensionen hier an dieser Stelle vor“, sagt Henri Krecké mit Blick auf das umgebende Grün. Bauherr ist, das bestätigt die Gemeinde, ein privater Investor. Es handelt sich um die 2019 gegründete Tecto Domus, deren Geschäftszweck bei Editus mit „Vermietung und Betrieb von eigenen oder gemieteten Immobilien“ angegeben wird. Von Bauen steht da nichts. Fünf Gewerbetreibende aus Petingen haben sich darin zusammengeschlossen.
Präsentation liegt schon zwölf Jahre zurück

Glaubt man den Spatzen auf den Dächern, bereuen einige mittlerweile den Schritt. Aber das ist „Flurfunk“. Betreiber soll die österreichische Hotelgruppe Jufa sein, die, daher der Name, Jugend- und Familienhotels an 60 Standorten in Österreich, Deutschland, der Schweiz und Liechtenstein betreibt. Das bestätigt die Gemeinde auf Anfrage des Tageblatt. Immerhin liegt deren Präsentation des Projektes im Gemeinderat nun zwölf Jahre zurück. So weit zum Hotel, dessen Baugenehmigung noch Bürgermeister Pierre Mellina (CSV) im Februar 2023 erteilt hatte.
Sie gilt bis Februar 2026. Die Wellnessoase will Petingen selbst bauen und betreiben. „Derzeit befindet sich das Vorhaben noch in der Planungsphase“, bestätigt Mellinas Nachfolger Jean-Marie Halsdorf (CSV) schriftlich am 19. Februar 2025 auf Anfrage des Tageblatt. Beides, Hotel und Wellness, soll durch einen Tunnel miteinander verbunden werden. Hört sich eigentlich erst einmal gut an. Eigentlich.
Ein Gelände, das bereits über infrastrukturelle Einrichtungen wie ein Fußballfeld, ein Pétanque-Loisirs und ein Schwimmbad verfügt (…) Die Gemeinde hat es in den letzten 20 Jahren gezielt auf eine bauliche Nutzung vorbereitet
Uneigentlich fallen Ignoranz gegenüber natürlichen Gegebenheiten und den Konsequenzen seitens der Politik ins Auge. Außerdem lässt der Informationsfluss in den Augen der Bürgerinitiativen viele Wünsche offen. Das ist aber nicht alles. Die geschaffenen Fakten lassen den Verdacht aufkommen, hier werde mit Macht ein Projekt durchgezogen, das einen Bart hat, um nicht das Gesicht zu verlieren. Dafür spricht, dass Umweltminister Wilmes’ Vorgängerin im Amt 2022 mit einem positiven Bescheid aus Umweltsicht den Weg freimacht für die Baugenehmigung des Hotels.
Nach Angaben der Bürgerinitiativen beruht er auf einer Umweltstudie aus dem Jahr 2009 und lässt das Wasserproblem sowie den Klimanutzen, wie es Feuchtgebiete nahelegen, außer Acht. Außerdem ist er äußerst knapp. „Da habe ich als Privatperson für mein neues Gartenhäuschen mehr Auflagen bekommen als die Gemeinde für das Projekt”, sagt Henri Krecké. „Das Dossier stinkt“. Die Bürgerinitiativen haben dagegen „Recours“ eingelegt. Kordall-Bürgerinitiativler Lambert rechnet im Jahr 2026 mit einer richterlichen Entscheidung.

Beide Bürgerinitiativen betonen, es gehe bei ihrem Widerstand nicht um das Projekt an sich. Sie wehren sich gegen den Standort und haben Argumente. Zu große Flächenversiegelung in unmittelbarer Nähe von Naturschutzzonen, „Wasserstress“ für die Gebäude in dem an Quellen reichen Gelände und die unsinnige Preisgabe eines Naherholungsgebietes lauten sie. Der Naturschutz: „Feuchtgebiete haben wegen ihrer Vielfalt an Flora und Fauna und als CO2-Speicher einen hohen Stellenwert“, sagt Krecké. „Wir befürchten hier große Eingriffe in die Natur.“
Konkret geht es um die Befürchtung, das Biotop werde trockengelegt. Dass es dort auch noch eine Flugroute für Fledermäuse gibt, ist nur noch das berühmte Tüpfelchen auf dem „i“. Der „Wasserstress“: „Es hat in diesem wasserreichen Gebiet immer wieder Probleme an Gebäuden gegeben“, sagt Eric Lambert (60) von der Bürgerinitiative Kordall. Als Beispiele zitieren beide Kritiker das kommunale Schwimmbad PIKO und das Scoutchalet, beides in unmittelbarer Nähe des Bauplatzes der beiden Projekte.
Das Schwimmbad hatte immer wieder Probleme mit Feuchtigkeit im Keller. Krecké wurde selbst Zeuge mehrerer Abpumpaktionen in die Maragole, für die es zunächst keine Genehmigung gab. Sie wurde nachträglich vom Wasserwirtschaftsamt für die Zeit der Sanierung des Bades (2020-2024) ausgestellt, sagt er. Eric Lambert berichtet von Problemen am Scoutchalet. Risse am Gebäude deuten darauf hin, dass es abgesackt ist, weil der Boden darunter zu feucht ist.

Mit dem Chalet verbinden die Bürgerinitiativen noch eine andere Geschichte. Als sie im Januar 2023 dort eine Informationsveranstaltung abhalten wollen, kommen zwar rund 200 Interessierte. Die Veranstaltung findet jedoch im Freien statt. Die Nutzung des Chalets wird ihnen nicht gestattet. Der dritte Beleg für die Wasserprobleme sind jüngste Bohrungen einer Spezialfirma, die die Gemeinde beauftragt hat. Auf dem Bauplatz des Wellnessbereichs gibt es erst ab zehn Metern Tiefe bebaubaren Boden. Das halten die Bürgerinitiativen in einem Brief an Minister Wilmes im Februar 2025 fest.
Dem ging eine Sitzung mit dem Schöffenrat voraus. Sie verlief ergebnislos und zeigt, wie vergiftet die Atmosphäre ist. Die Gemeindepolitiker wollten nicht zuhören, von „Gehörlosen” ist die Rede in dem Brief an Wilmes. Ziemlich unverhüllt wird dort auch „politischer Druck“ für das Projekt vermutet. Trotzdem bringen die Initiativen erneut ihren Alternativstandort fürs Hotel samt Wellness ins Spiel. Es geht um die oberhalb des Geländes gelegene Trax-Industrieruine.
Ehemaliges Trax-Gelände: Gemeinde gegen Neunutzung

Früher wurden hier Sattelanhänger für Lkws gebaut. Inzwischen herrscht verlassene Stille über dem verwilderten Areal mit den ehemaligen Verwaltungsgebäuden und der Produktionshalle direkt am Wald. Für die beiden Bürgerinitiativler hätte dieser Standort nur Vorteile. „Die Hotelgäste könnten mit der „Minièresbunn” ans Hotel kommen“, sagt Krecké vor dem Hintergrund, dass Petingen zudem im Gespräch für ein Zugmuseum ist. Auf dem Trax-Gelände liegen Gleise. Es wäre nach einer Bodensanierung eine ideale Gelegenheit, Tourismus mit Industriekultur zu verbinden, was im „Fond-de-Gras“ schon lange gelingt.
Außerdem wird das darunter liegende Feuchtgebiet nicht zerstört. Für die Gemeinde ist dieser Zug allerdings schon länger abgefahren. Das Gelände gehöre dem Staat, die Gemeinde könne darüber nicht verfügen, es sei von allen Seiten von Naturschutzzonen umgeben und die Gebäude seien von der Denkmalschutzbehörde (INPA) unter Schutz gestellt. Das aktuelle Gelände hingegen grenze nur an einer Seite an Naturschutzzonen. Das antwortet Petingens Bürgermeister Halsdorf schriftlich auf die Anfrage des Tageblatt.

Darin bezieht er sich auf eine Besichtigung des Geländes im Juli 2010, also vor 15 Jahren. Sein Vorgänger Pierre Mellina (CSV) war zusammen mit dem damals ehemaligen Umweltminister Lucien Lux (LSAP) dort. Letzterer hätte zehn Gründe nennen können, die dagegensprechen, schreibt Halsdorf. Obwohl seit Anfang 2023 eine Baugenehmigung für das Hotel vorliegt, ist von Bauaktivitäten nichts zu sehen.
Die Baugenehmigung gilt bis Februar 2026 und wurde von der Tecto Domus beantragt. Der Bauherr sei noch mit der Jufa-Gruppe in Verhandlungen über die genaue Zusammenarbeit bei der Betriebsführung des Geländes, antwortet der Bürgermeister auf die Frage, warum noch nicht gebaut wird. „Diese Verhandlungen sind nun abgeschlossen, und die konkreten Details und Verträge sollten in den nächsten drei Monaten festgelegt werden“, heißt es in seiner Antwort.
Fragen um die Hotelgruppe aus Österreich

Die Verzögerung mag damit zusammenhängen, dass die Hotelgruppe im September 2024 einen „umfassenden Umstrukturierungs- und Restrukturierungsprozess“ angekündigt hat. Sie schließt fünf Betriebe in Österreich, schreibt das österreichische Regionalblatt Kleine Zeitung in einem Bericht. Eine „Neuaufstellung der Unternehmensgruppe“ sei im Gang, heißt es in dem Artikel weiter. Für die Tatsache, dass es in dem Dossier politischen Druck gibt, sprechen aber noch andere Fakten.
Die Gemeinde hatte das Gelände für Hotel und Wellness, das als „Zone de bâtiments et d’équipements publics“ ausgewiesen ist, 2010 als Ackerland gekauft. Das bestätigt die Kommune. Der Preis betrug 3.612,85 Euro pro Ar. In einem Pachtvertrag vergibt sie 2019 das „droit de superficie“ für 30 Jahre an den Bauträger für einen Obolus von 1.000 Euro pro Jahr. Der Gemeinderat nickt dieses Vorgehen einstimmig ab, wie Rathauschef Halsdorf bestätigt, der noch andere Argumente anführt.
Das Gelände für das Hotel sei ein Standort, „der bereits über infrastrukturelle Einrichtungen wie ein Fußballfeld, ein Pétanque-Loisirs und ein Schwimmbad verfügt“, schreibt er. „Die Gemeinde hat (…) es in den letzten 20 Jahren gezielt auf eine bauliche Nutzung vorbereitet.“ Eine Entwicklung des Trax-Geländes würde voraussichtlich viele Jahrzehnte in Anspruch nehmen, was diese Alternative weniger praktikabel mache, heißt es in der Antwort weiter.
Als gäbe es kein Artensterben, keine Starkregen, keine Notwendigkeiten für den Schutz der Natur, als gehe das alles an Petingen vorbei
Am Ende bleibt festzuhalten, dass die Idee zu dem Projekt ganz offensichtlich eine alte ist, die lange warten musste. Auf der anderen Seite stehen Naturschützer, die nicht aufgeben wollen. Und eine „Aktualisierung“ der Idee einfordern. „Es ist, als habe sich in den letzten 20 Jahren nichts verändert“, sagt Bürgerinitiativler Krecké. „Als gäbe es kein Artensterben, keine Starkregen, keine Notwendigkeiten für den Schutz der Natur, als gehe das alles an Petingen vorbei.“
		    		
                    De Maart
                
                              
                          
                          
                          
                          
                          
                          
                          
"Sie stören sich am Standort "
Ah, also die NIMBYs (not in my back yard) und nicht die CAVE Leute, (citizens against virtually everything)