CHEM Generaldirektor Reimer in der Kritik – Präsident Mischo dementiert Gerüchte über möglichen Führungswechsel 

CHEM  / Generaldirektor Reimer in der Kritik – Präsident Mischo dementiert Gerüchte über möglichen Führungswechsel 
„Im Moment sieht es so aus, als ob ich Generaldirektor bleiben würde“, kommentiert CHEM-Generaldirektor Hansjörg Reimer die Gerüchte um seine Absetzung. Editpress/Julien Garroy

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Mitten in der Coronakrise kursieren im Escher CHEM Gerüchte, dass Generaldirektor Hansjörg Reimer abgesetzt werden soll. Sowohl Reimer selbst, als auch CHEM-Präsident Georges Mischo dementieren. Gleichwohl fällt auf, dass der Generaldirektor nicht Teil der krankenhausinternen Krisenzelle ist, die der Verwaltungsrat zur Bewältigung der Coronapandemie eingesetzt hat. Zudem ist Reimers eher liberaler Kurs spätestens seit dem Rücktritt des medizinischen Direktors Claude Birgen umstritten.

An der Spitze des Escher Krankenhauses „Centre hospitalier Emile Mayrisch“ (CHEM) könnte es spätestens nach Ende der Coronakrise zu einem Führungswechsel kommen. Laut Tageblatt-Informationen ist Generaldirektor Hansjörg Reimer schon seit einigen Monaten umstritten. Zuletzt kursierten im CHEM Gerüchte, dass Reimer vom Verwaltungsrat „kaltgestellt“ und „beurlaubt“ werden soll.

Im Rahmen der Planung des neuen Südspidols hatte ein Zerwürfnis zwischen Generaldirektor Reimer und dem medizinischen Direktor Dr. Claude Birgen für Aufregung gesorgt. Vor zwei Monaten hatte sich die Situation zugespitzt. Am 10. Februar kam es in einer Verwaltungsratssitzung des CHEM zu einem Eklat, der den Rücktritt Birgens zur Folge hatte. Birgen wurde vorübergehend von Dr. Robert Muller als medizinischem Direktor des CHEM ersetzt. „Do hat et mol eng Kéier gescheppert“, kommentierte der CHEM-Präsident und Escher Bürgermeister Georges Mischo (CSV) am Samstag den Vorfall. So etwas komme in jedem Verein ab und zu vor.

 „Do hat et mol eng Kéier gescheppert“, kommentierte der CHEM-Verwaltungsratspräsident und Escher Bürgermeister Georges Mischo (CSV) den Rücktritt des medizinischen Direktors, Dr. Claude Birgen.
„Do hat et mol eng Kéier gescheppert“, kommentierte der CHEM-Verwaltungsratspräsident und Escher Bürgermeister Georges Mischo (CSV) den Rücktritt des medizinischen Direktors, Dr. Claude Birgen. Editpress/Julien Garroy

Konkret ging es bei der Auseinandersetzung um die Auslagerung bestimmter ambulanter Dienste, die bislang exklusiv den Krankenhäusern vorbehalten sind, künftig aber auch in privaten Gemeinschaftspraxen angeboten werden sollen. Vor allem die Vereinigung der Ärzte und Zahnärzte in Luxemburg (AMMD) hatte sich zuletzt für eine fortschreitende Privatisierung des Gesundheitssystems eingesetzt. Auch Reimer war diesem Ansatz zugeneigt, während Birgen dem eher kritisch gegenüberstand. Die Corona-Pandemie scheint Birgen nun recht zu geben. In den vergangenen Wochen wurde von allen Seiten betont, wie wichtig es sei, in Krisenzeiten auf ein starkes öffentliches Gesundheitssystem zurückgreifen zu können.

„Machtwort“ des Präsidenten

Anfang März stand Reimer dann offenbar erneut in der Kritik. Das CHEM hatte mit Verzug auf die Anweisungen von  Gesundheitsministerin Paulette Lenert (LSAP) in der Coronakrise reagiert. So hatte das Escher Krankenhaus die Kontrollen an den Haupteingängen und die Einschränkung der Patientenbesuche vergleichsweise spät eingeführt. Die Poliklinik sei erst geschlossen worden, nachdem er als CHEM-Verwaltungsratspräsident ein „Machtwort“ gesprochen habe, sagt Mischo.

Seitdem steht im CHEM die Bewältigung der Coronakrise ganz klar im Vordergrund. Vor einem Monat hat der Verwaltungsrat eine interne Krisenzelle eingesetzt, die das Vorgehen gegen das Coronavirus koordiniert. Geleitet wird die Zelle vom Onkologen Dr. Serge Meyer, Präsident des „Conseil médical“ des CHEM und Mitglied des Verwaltungsrats. Neben Meyer sind der neue medizinische Direktor Dr. Robert Muller, der Anästhesist Dr. Touraj Rastegar, der Pflegedirektor Serge Haag, der Verwaltungs- und Finanzdirektor Daniel Cardao, CHEM-Präsident Georges Mischo und der Chefkoordinator der Notaufnahme, Nico Rinaldis, Teil der Zelle. Generaldirektor Hansjörg Reimer gehört der Krisenzelle nicht an.

Meyer und Rinaldis seien bereits bei der Vigilnat-Anti-Terrorübung im Januar 2019 in der Rockhal auf Belval dabei gewesen, deshalb sei die Wahl für die Leitung der Krisenzelle auf den erfahrenen Meyer gefallen, sagt Georges Mischo auf Nachfrage. Laut Tageblatt-Informationen waren sich die Mitglieder des Verwaltungsrats des CHEM einig, dass Reimer die Krisenzelle nicht führen könne. Auch an der Kommunikation über das Coronavirus war Reimer zuletzt kaum noch beteiligt. Mischo und Meyer haben diese Aufgabe in den letzten drei Wochen übernommen.

Hansjörg Reimer bleibt unser Generaldirektor. Bis jetzt wurde nichts anderes entschieden

Georges Mischo, Verwaltungsratspräsident des CHEM und Escher Bürgermeister

„Im Moment sieht es so aus, als ob ich Generaldirektor bleiben würde“, antwortet Reimer auf die Frage, wer künftig dieses Amt bekleiden werde. Verglichen mit anderen Krankenhäusern sei die Leitung im CHEM zurzeit „etwas speziell“, aber er habe weiterhin seine Funktionen, gehe weiterhin regelmäßig zur Arbeit, sehe weiterhin die Truppen und sei weiterhin an der Kommunikation beteiligt, sagt Reimer. Auch CHEM-Präsident Mischo unterstreicht: „Hansjörg Reimer bleibt unser Generaldirektor. Bis jetzt wurde nichts anderes entschieden“.

Auch ungeachtet der Coronakrise stehe das CHEM vor den größten Herausforderungen der letzten 20 Jahre, sagt Reimer. „Das Krankenhausgesetz hat dazu geführt, dass wir bestimmte Dienste auslagern und andere verkleinern mussten. Das hat natürlich für sehr viel Unruhe gesorgt. Zusätzlich kommen Veränderungen auf digitaler Ebene auf uns zu, die sicherlich schwierig werden. Und natürlich das Dossier Südspidol, das ebenfalls nicht einfach wird“, erläutert der Generaldirektor.

Verwaltungsratssitzung am 20. April

Um das Personal nicht zu beunruhigen, gehe es dem CHEM nun vor allem darum, darauf zu achten, dass keine Informationen nach außen dringen, heißt es aus krankenhausnahen Kreisen. Erst wenn die Coronakrise professionell gemeistert sei, werde über andere Themen geredet. Darüber hinaus könne Reimer nicht von heute auf morgen entlassen werden, weil er sich seit seinem Amtsantritt vor zweieinhalb Jahren intensiv mit den wichtigen Dossiers beschäftigt hat. Durch die Nichtaufnahme in die Krisenzelle seien Reimers Befugnisse als Generaldirektor aber unmissverständlich beschnitten worden.

Dr. Serge Meyer (r.) leitet die interne Corona-Krisenzelle des CHEM, der auch der neue medizinische Direktor Dr. Robert Muller (l.) angehört.
Dr. Serge Meyer (r.) leitet die interne Corona-Krisenzelle des CHEM, der auch der neue medizinische Direktor Dr. Robert Muller (l.) angehört. Editpress/Alain Rischard

Tageblatt-Informationen zufolge sollte Reimer schon im März dieses Jahres vom Verwaltungsrat beurlaubt werden, doch wegen der Krise fiel die Vorstandssitzung aus und die Entscheidung wurde vertagt. Die nächste Verwaltungsratssitzung ist für den 20. April geplant. „Am 20. April werden wir sehen, wie wir mit der Kündigung von Dr. Birgen umgehen und ob wir die Stelle neu ausschreiben müssen“, sagt Hansjörg Reimer. Mischo erklärt, dass es eine „normale“ Verwaltungsratssitzung werde, denn das „Daily-Business“ müsse trotz Krise weitergehen. Wegen des von der Regierung verhängten Baustopps seien die Aushubarbeiten auf dem Gelände des Südspidols ausgesetzt worden. Dadurch werde der Bau weiter in Verzug geraten.

Der Leiter der Krisenzelle, Dr. Serge Meyer, wollte sich auf Nachfrage nicht dazu äußern, ob er für das Amt des Generaldirektors zur Verfügung stehe. Er sei seit 30 Jahren „Intensiv“-Mediziner mit Herz und Seele, sein Einsatz im CHEM habe nichts mit irgendwelchen Titeln zu tun, antwortete Meyer auf eine schriftliche Anfrage des Tageblatt. Es sei aber unausweichlich, dass sich bestimmte Ärzte schon in Stellung bringen, mutmaßt eine andere, dem CHEM nahestehende Quelle.