Sonntag19. Oktober 2025

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EditorialGemeinden müssen aktiv gegen den Leerstand vorgehen – und das mithilfe von Daten

Editorial / Gemeinden müssen aktiv gegen den Leerstand vorgehen – und das mithilfe von Daten
Düdelingen arbeitet seit 2021 mit dem „Cadastre du commerce“ Foto: Editpress/Julie Rasquin

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Zwei Traditionsgeschäfte schließen ihre Türen: Sichel und Meubles Mich-Gillen. – Anlass zur Panik? Jein. Anscheinend schlägt sich die Luxemburger Geschäftswelt im Vergleich mit dem nahen Ausland „vergleichsweise gut“. Das haben die drei Verantwortlichen des „Cadastre du commerce“ gegenüber dem Tageblatt im Auftaktinterview der Artikel-Serie „Handel im Wandel“ gesagt. Dass die Leerstandsquote im Großherzogtum zwischen 2023 und 2024 von 12,3 Prozent auf 11,9 leicht zurückgegangen ist, könnte darauf zurückzuführen sein, dass immer mehr Gemeinden sich in die lokale Geschäftswelt einmischen. Die kommunalen Initiativen zur Belebung des Einzelhandels reichen allerdings bisher nicht aus, denn die Leerstandsquote liegt in den Innenstädten bei 14,3 Prozent. Das ist zu viel und kann nur mithilfe von datenbasierten Maßnahmen gelöst werden.

Zu viele Gemeinden haben allerdings noch keinen Zugriff auf die notwendigen Daten. Nicht etwa, weil diese nicht existieren, sondern weil sich bisher noch niemand in diesen Kommunen beim „Cadastre du commerce“ gemeldet hat. Meistens reicht eine engagierte Person in der Politik oder den Verwaltungen aus, um etwas im lokalen Geschäftsleben zu bewirken: Egal, ob Schöffe, Schöffin, Bürgermeister, Bürgermeisterin oder eine Person aus der Stadtverwaltung – mindestens eine Person muss sich verantwortlich fühlen, und aufgrund der Daten des Katasters Initiative zeigen. Zu wenige Bäckereien im Dorfkern? Zeit, einen kleinen Bäckerbetrieb aus der Nachbargemeinde anzusprechen. Im Viertel XY wohnt eine Bevölkerungsgruppe, die üblicherweise gerne in einer bestimmten Art von Geschäft einkauft? Dann muss ein entsprechender Betrieb in das dortige, leere Lokal gelockt werden.

Gleichzeitig drängt sich die Frage auf: Was haben die Gemeindeverantwortlichen vor 2019 gemacht? Wie haben sie damals – als das Kataster noch nicht existierte – informierte Entscheidungen getroffen? „Ich hatte vor über sechs Jahren festgestellt, dass wir vor einer Datenlücke hier im Land standen. Alle Daten, die zu diesem Thema im Land kursierten, basierten auf einem Gefühl“, sagte Philipp Henger, Projektmanager des „Cadastre du commerce“, gegenüber dem Tageblatt. Vielleicht, wenn diese Datenlage früher existiert hätte, würde in den Luxemburger Innenstädten durchschnittlich nicht jedes siebte Lokal leer stehen.

Es hat in Luxemburg zu lange gedauert, bis die Kommunen – und auch die Regierungen – gemerkt haben, dass „Business as usual“ beim Umgang mit dem lokalen Einzelhandel nicht mehr funktioniert. Die Zeit, in der sich die Lokale fast von selbst gefüllt haben und die Kunden jedes Wochenende durch die Einkaufsstraßen schlenderten, ist vorbei. Obwohl der Leerstand landesweit leicht zurückgeht, stehen noch immer zu viele Geschäfte leer. In verschiedenen Gemeinden ist dieses Problem akuter als in anderen.

Es wird Zeit, dass alle Kommunen aktiver Einfluss auf ihre Geschäftswelt nehmen. Es gibt zwar jetzt schon Gemeinden, bzw. Schöffen und Citymanager, die genau dies tun, doch das muss zum Standard werden. Und als Basis dafür sind ausführliche Daten notwendig. Da erscheint das „Cadastre du commerce“ für jede Gemeinde, die einen erwähnenswerten Einzelhandel hat, als offensichtliche Zusammenarbeit.