Montag29. Dezember 2025

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SpanienFuerteventura befürchtet beim Abbau Seltener Erden verheerende Umweltschäden

Spanien / Fuerteventura befürchtet beim Abbau Seltener Erden verheerende Umweltschäden
Menschenkette gegen einen möglichen Abbau Seltener Erden auf Fuerteventura Foto: Stadtverwaltung La Oliva

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Kristallklares Wasser, weiße Sandstrände, goldfarbene Dünen, bizarre Vulkanlandschaften – die Kanareninsel Fuerteventura ist ein Paradies für Wassersportler, Naturliebhaber und Sonnenanbeter. Im vergangenen Jahr kamen 2,5 Millionen Urlauber auf die spanische Atlantikinsel. Doch nur die wenigsten Besucher wissen, dass auf der Insel einige der begehrtesten Rohstoffe der Welt lagern – die Metalle der Seltenen Erden.

„Fuerteventura besitzt, was Donald Trump gerne haben möchte“, titeln Inselzeitungen. Aber nicht nur der US-Präsident, sondern auch Europa sucht händeringend nach diesen chemischen Elementen, um von China unabhängig zu werden. China dominiert mit seiner Förderung dieser Bodenschätze den Weltmarkt. Die Seltenen Erden sind eine Gruppe von 17 chemischen Elementen, die unabdingbar sind für die Herstellung von Handys, Computern, E-Autos, Umwelttechnologie oder von militärischer Elektronik.

Studien deuten darauf hin, dass sich im Boden Fuerteventuras erhebliche Vorkommen befinden. Kanarische Forscher der Universitäten von La Laguna (Teneriffa) und Las Palmas (Gran Canaria) entdeckten in Bodenproben ungewöhnlich hohe Konzentrationen dieser chemischen Stoffe. Und zwar Konzentrationen, die bis zu zehn Kilogramm pro Tonne Gestein betragen. Ab einem Vorkommen von einem Kilo pro Tonne gilt die Förderung als wirtschaftlich.

Doch auf Fuerteventura löst diese Nachricht über mögliche reiche Vorkommen des „Goldes der Technologiekonzerne“ alles andere als Freude aus: Bürgerinitiativen laufen Sturm und protestieren mit Menschenketten an Stränden. Umweltschützer warnen vor einer Zerstörung des sensiblen Ökosystems auf der Vulkaninsel. Die Tourismusindustrie sorgt sich um das gute Image der Insel als heile Naturwelt.

Angesichts des massiven Widerstands der Bevölkerung schlossen sich auch die Inselpolitiker über Parteigrenzen hinweg zu einer Protestfront zusammen. „Wir werden gegen all jene kämpfen, die unser Territorium zerstören wollen“, verkündet Inselpräsidentin Lola García, flankiert von den Bürgermeistern der großen Inselgemeinden La Oliva, Puerto de Rosario und Pajara. Ein Minenunternehmen, das einen möglichen Abbau der Seltenen Erden prüfen wollte, musste bereits den Rückzug antreten.

Von Unesco zum Biosphärenreservat erklärt

„Unsere Position ist klar: Wir werden keine Aktivitäten zulassen, die das ökologische Gleichgewicht und unser Territorium, das ein Biosphärenreservat ist, gefährden“, erklärt Inselchefin García. „Der Abbau der Seltenen Erden ist eine der umweltschädlichsten Tätigkeiten auf dem Planeten.“

Fuerteventura ist nach Teneriffa die zweitgrößte Kanareninsel. Die Weltkulturorganisation Unesco erklärte die Insel 2009 zum Biosphärenreservat, um das besondere Ökosystem aus Vulkanlandschaften, wüstenähnlichen Landstrichen und langen Traumstränden zu schützen. Vor der Küste leben Wale, Delfine und Schildkröten.

Der Abbau Seltener Erden wird weltweit von Kritikern als wenig nachhaltig und sehr umweltschädlich angesehen. Die Gewinnung dieser Metalle erfordert den Einsatz großer Mengen an Chemikalien, die giftige Abfälle hinterlassen können. Zudem führt der Tagebau oft zu massiven Landschaftsveränderungen und zu Verunreinigung von Gewässern.

Die Ablehnung der Rohstoff-Sondierung wird inzwischen auch vom kanarischen Regionalparlament unterstützt. Dieses hatte ursprünglich in 2023 die Rohstoff-Suche gebilligt. Nach dem Aufschrei auf Fuerteventura machte das Parlament jedoch einen Rückzieher. Der regionale Regierungschef der Kanaren, Fernando Clavijo, erklärt nun: „Wir werden nicht gegen den Willen Fuerteventuras handeln.“ Es werde keine weitere Erkundung des Inseluntergrunds geben.

Forscher wollen dennoch Erkundungen betreiben

Jene Wissenschaftler, die mit ihrer Rohstoff-Entdeckung die Debatte auf der Insel anstießen, halten die Aufregung für übertrieben. Sie appellieren, wenigstens die Erforschung der Bodenschätze auf Fuerteventura voranzutreiben. „Es ist doch einfach wichtig zu wissen, welche Reichtümer wir auf den Kanaren haben“, sagt Jorge Méndez. Der Physikprofessor an der Uni La Laguna auf Teneriffa gehört zu den Leitern der Studie über die Seltenen Erden auf der Insel.

„Forschen bedeutet nicht notwendigerweise ausbeuten. Wir können Erkundungen betreiben, ohne Umweltschäden zu verursachen“, versicherte er im spanischen Radiosender SER. Experten verweisen zudem auf wachsende Bestrebungen in der europäischen Minenindustrie, den Abbau Seltener Erden mit neuen Techniken umweltfreundlicher zu gestalten.

Méndez erinnert daran, dass die Nutzung der Seltenen Erden in Europa unverzichtbar ist, um moderne Umwelttechnologie zu entwickeln und um die Digitalisierung der Gesellschaft voranzutreiben. Und er gibt zu bedenken: „Den allergrößten Teil der Seltenen Erden kaufen wir derzeit von China. Und das, ohne uns darum zu kümmern, unter welchen Arbeitsbedingungen diese abgebaut werden und welche Folgen das für die Umwelt hat.“

JJ
2. März 2025 - 16.02

Die seltenste aller Erden ist unsere. Es liegt an uns.Der Natur sind wir total egal.