Montag17. November 2025

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ÖsterreichForscher findet unbekannte Kleist-Briefe in Tiroler Museum

Österreich / Forscher findet unbekannte Kleist-Briefe in Tiroler Museum
Ein Blick auf Briefe des verstorbenen deutschen Dramatikers und Schriftstellers Heinrich von Kleist Foto: Martin Vandory/TIROLER LANDESMUSEEN/APA/dpa

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Sein Hass auf die Franzosen war riesig. Heinrich von Kleist, der Dichter des „Zerbrochnen Krugs“, hat sich beim Blick auf Schlachtfelder radikalisiert – das zeigen neue Briefe.

Fünf bislang unbekannte Briefe des Schriftstellers Heinrich von Kleist (1777-1811) sind in einem Museum in Tirol entdeckt worden. Es handle sich um den größten Fund von Kleist-Handschriften seit über 100 Jahren, hieß es von den Tiroler Landesmuseen. Zuvor hatte die Wochenzeitung „Die Zeit“ über den Fund dieser politisch bedeutsamen Schriften berichtet.

Die Briefe aus den Jahren 1809 und 1810 sind an den österreichischen Diplomaten Joseph von Buol-Berenberg gerichtet. Als Augenzeuge schildert Kleist darin die Schlacht bei Aspern nahe Wien, bei der Napoleon von Österreich geschlagen wird. Kleist bilanziert voreilig: „Es ist mir unschätzbar, daß ich den Kampf, der die Freiheit von Deutschland entschied, mit Augen gesehen habe.“ Doch die Niederlage konnte Napoleon nicht stoppen. 

Fund in der Obstkiste

Der 87-jährige amerikanische Germanist Hermann F. Weiss hat die Briefe praktisch aus der Ferne gefunden. Vertraut mit allen Lebensstationen und Korrespondenzpartnern des Schriftstellers rekonstruiert der Wissenschaftler mögliche Fundorte von Dokumenten. So beauftragte er einen Bibliothekar im Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum in Innsbruck, nach etwaigen Kleist-Dokumenten zu suchen. Der Angestellte des Museums wurde in einer Obstkiste fündig.

„Die neuen Briefe helfen uns, die Anfänge des europäischen Nationalismus zu verstehen“, sagte Weiss der „Zeit“. Kleist, für seinen Hass auf die Franzosen bekannt, habe sich beim Blick auf die Schlachtfelder politisch radikalisiert. „In den Brüsten der Deutschen liegt ihr Feind“, schrieb Kleist – ein Satz, der den Nazis oder heute der AfD sicher gefallen hätte, meinte der in Deutschland geborene Forscher.

Zu Kleists bekanntesten Werken gehören die Dramen „Michael Kohlhaas“, „Die Marquise von O.“ und „Der zerbrochne Krug“. Im November 1811 verübte Kleist zusammen mit einer Freundin Suizid.