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DeutschlandForderung von 1,3 Billionen Euro Reparationen aus Polen

Deutschland / Forderung von 1,3 Billionen Euro Reparationen aus Polen
Der polnische Präsident Andrzej Duda (l.) war am 12. Dezember 2022 zu Gast bei seinem deutschen Amtskollegen Frank-Walter Steinmeier: Duda unterstützt die Reparationsforderungen seiner Regierung nicht Foto: Bernd von Jutrczenka/dpa

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Die polnische Regierung fordert 1,3 Billionen Euro Weltkriegs-Entschädigung von Deutschland. Doch Berlin winkt ab. Der Blick in die Niederlande offenbart, wie die Debatte über Reparationen entgleisen kann.

Die deutsch-polnische Freundschaft steckt in einer veritablen Krise. Die Forderung nach Reparationszahlungen in Höhe von 1,3 Billionen Euro für die Schäden, die Hitler-Deutschland während des Zweiten Weltkriegs angerichtet hat, belastet die Partnerschaft der Nachbarländer schwer. Im Oktober hatte Polen eine diplomatische Note an die Bundesregierung geschickt, in der die Summe benannt wurde. Doch Außenministerin Annalena Baerbock sagte vergangenen Mittwoch, sie habe „bereits deutlich gemacht, dass für uns von deutscher Seite rechtlich die Frage geklärt ist“.

Die Konfliktlinien sind bekannt: Die PiS-Regierung argumentiert, dass nach Kriegsende westliche Länder besser behandelt worden seien als Polen. Im Potsdamer Abkommen von 1945 hatten sich die vier Siegermächte geeinigt, dass die Sowjetunion aus der Besatzungszone im Osten Deutschlands entschädigt wird und Polen einen Anteil zukommen lässt.

Wenn ich in den Schuhen eines PiS-Regierungsmitglieds stünde, wären die aktuellen Forderungen nachvollziehbar

Peter Oliver Loew, Direktor des Deutschen Polen-Instituts

Juristisch wähnt sich Berlin auf der sicheren Seite. Dennoch schwelt der Konflikt. Peter Oliver Loew, Direktor des Deutschen Polen-Instituts, sieht die aktuelle Eskalation vor dem Hintergrund der polnischen Parlamentswahl im Herbst. „Wenn ich in den Schuhen eines PiS-Regierungsmitglieds stünde, wären die aktuellen Forderungen nachvollziehbar. Die polnische Regierung kann dem Nachbarn eins auswischen und die Bundesregierung in Bedrängnis bringen. Das kommt beim Wähler an“, sagte der Professor der Technischen Universität Darmstadt.

„Diese Debatte wird die deutsch-polnischen Verhältnisse auf Jahre belasten und das europäische Zusammenleben vor eine Herausforderung stellen“, sagte Loew. Der Handlungsspielraum der Bundesregierung sei klein. „Polen geht den Weg über die UN, man will Deutschland an den Verhandlungstisch zwingen. Doch das Angebot ist vergiftet: Polen will Reparationen, ansonsten gibt es keine Versöhnung. Dabei ist die rechtliche Lage eindeutig: Deutschland muss nicht zahlen“, sagte Loew.

Koloniale Vergangenheit

Gleichwohl stünde die Bundesrepublik moralisch in der Schuld. „Wir müssen das Leid, das Deutschland im Zweiten Weltkrieg in Polen angerichtet hat, bekannter machen. Dafür müssen wir auch Geld in die Hand nehmen. Außerdem muss Raubgut zurückgeführt und Bildungsmaßnahmen angestoßen werden. Die Bundesregierung wäre gut beraten, die Diskussion zu versachlichen und sich gleichzeitig an die eigene Nase zu fassen“, sagte Loew weiter.

Der Blick in die Niederlande zeigt, wie die Diskussion über Reparationszahlungen Länder entzweien kann. Es war unter anderem die Sklavenvergangenheit, die dem Nachbarland vor 150 Jahren eine Menge Reichtum bescherte – und nun sensible Debatten entfacht. Etwa fünf Prozent derjenigen, die in Afrika versklavt wurden, waren von den Niederländern in die Kolonien verfrachtet worden, vor allem gen Suriname und Niederländische Antillen. Von 600.000 Opfern ist die Rede.

Kurz vor Weihnachten entschuldigte sich Ministerpräsident Mark Rutte erstmals für die Rolle des niederländischen Staates. Er sprach von einem „kriminellen System“. „Wir, die wir im Hier und Jetzt leben, können die Sklaverei nur in aller Deutlichkeit als Verbrechen gegen die Menschlichkeit anerkennen und verurteilen“, sagte der Rechtsliberale. Den Haag will 200 Millionen Euro für Initiativen bereitstellen, die sich mit dem Erbe der Sklaverei befassen.

Polen hatte Verzicht erklärt

Surinamischen Interessenverbänden aber genügt das nicht: Jeweils 40.000 Euro sollen die Nachfahren von Sklaven erhalten. Die Begründung: Die Sklavenvergangenheit sorge auch heutzutage für Nachteile, etwa auf dem Wohnungs- und Arbeitsmarkt. „Was zerstört wurde, muss wiederhergestellt werden. Unser Referenzrahmen sind Milliarden von Euro“, sagte Armand Zunder, Vorsitzender der Nationalen Kommission für Reparationszahlungen. Jüngst äußerte die surinamische Regierung Kritik, dass man nicht in die Ausgestaltung der Entschuldigung eingebunden worden sei. Den diplomatischen Drähten tut das nicht gut, die Stimmung ist vergiftet.

Dass frühere Kolonien Entschädigungen verlangen, sei verständlich, so Loew. Auch Deutschland musste für das angerichtete Leid in Namibia zahlen. „Die Lage ist anders, da es sich nicht um internationale Kriege, sondern um koloniale Auseinandersetzungen handelte. Es gab keine internationalen Friedenskonferenzen. Dennoch hat Deutschland seine moralische Schuld anerkannt und Namibia mehr als eine Milliarde Euro an Wiedergutmachung zugesagt. Polen aber hat seinen Verzicht auf Reparationen nach dem Zweiten Weltkrieg erklärt. Allerdings wird diese Zusage in Warschau heute nicht anerkannt – weil sie von Moskau erzwungen worden sei. Wenn wir nun aber alle internationalen Verträge so behandeln, sähe die Welt ganz anders aus. Und das wollen wir nicht“, sagte Loew.

JJ
11. Januar 2023 - 9.08

@Phil,
dir hutt den Text net richteg gelies. Ett geet drem dass een och emol muss ofschléissen. Ech hat och Famill ,wéi sécher déi meescht,déi ënner dem Naziregime gelidden hunn. Mir kennen alleguer d'Geschicht. Ech hunn trotzdem vill Frënn an Däitschland.Wann dir méngt den Text wär dilettantesch dann ass dat äre Problem.Ech losse mir awer net vun engem "Ewiggestrigen" d'Meenong verbidden. Dat wor bei den Nazis,Stalinisten oder haut beim Putin normal.

Phil
10. Januar 2023 - 21.56

@JJ
Am Prinzip sin ech dofir, dass och doriwwer mol d'Moos vun der Geschicht soll wuessen. Mä wann ech, pardon, ären "verkachten Brach" liessen, gett et mir hondsgeméng schlecht! Deeler vun onserer polnescher Famille ass am Krich mat jonken Joeren déportéieren gin un hun mussen am Arbeitslager schaffen. Wéi sie den Tour guidé du Reich am Güterwagon zesummen mat Ranner an Schwäin gemat hun, an et bis hei op Lëtzebuerg gepackt hun, sin sie guernet mat Bisou, Bisou empfangen gin... eischter de Contraire... si waren jo nëmmen d'Pollacken un hun och nëmmen Pollackenaarbecht gemat. En plus, war e Lëtzebuerger jo eppes besseres an et huet sech net gepasst e Pollack ze beschäftegen. "Nee, wat denken dann d'Léit?" Ech géif iech suggéréieren ären dilettanteschen Commentaire ze läschen. Merci!

Boris
10. Januar 2023 - 21.27

Wer kennt noch die LKW-Flotte aus Polen vor dem Eintritt in die EU?
Heute fahren die modernsten Maschinen über die Autobahnen . Gern geschehen .

Nomi
10. Januar 2023 - 11.17

Firweaat fro'en d'Polen dann net och Reparatio'un vun der Sowietunio'un fir dei' Zeit noom WWII hannert dem eisenen Rideau ?

jegi
10. Januar 2023 - 9.44

@JJ,
Gudden Kommentar

JJ
10. Januar 2023 - 9.19

Klingt ein wenig unverschämt.Nazideutschland war einmal.Dann müssten Spanien,Portugal,England,kurz alle imperialistischen Staaten von damals, die fremde Länder unterjocht und ausgeblutet haben, Nachzahlungen tätigen. Wird Putin die Ukraine wieder aufbauen? Wohl kaum. Deutschland ist aus den Trümmern auferstanden und zu einer der stärksten Wirtschaften weltweit geworden. Also ihr Polen. Bitte nachmachen. Enkelkinder gehen nicht wegen Opas Schweinereien ins Gefängnis.