„Wie es am 7. Mai hier aussehen wird, kann eigentlich niemand sagen“, lächelt Ann Muller vor einer der zahlreichen Installationen. „Es ist abhängig vom Wetter und von der Laune der Pflanzen.“ Muller ist die Generalkoordinatorin der Freilichtausstellung „Luxembourg Urban Garden“ (LUGA) und Teil eines 15-köpfigen Teams. Das Tageblatt verabredete sich am vergangenen Montag mit ihr und bekam beim zweistündigen Spaziergang durch den Stadtpark „Edouard André“ und das Alzette-Tal exklusive Einblicke in die Planung und Umsetzung der Projekte. Die Vorfreude auf die große Eröffnung am 7. Mai ist kaum zu übersehen: Muller trägt eine LUGA-Jacke, ein LUGA-Schlüsselband und eine originelle Bluse: „Die habe ich vor kurzem selbst genäht – zusammengesetzt aus einem unserer Werbebanner“, erzählt sie stolz. Auch LUGA-Strümpfe blitzen aus ihren Schuhen heraus.

Dass in Luxemburg eine urbane Gartenschau stattfindet, sei der Schönheit unserer Städte und Parks zu verdanken. „Wir verfügen über ein großes Kulturerbe – die Stadt Luxemburg etwa mit ihren Festungsmauern und die Stadt Ettelbrück mit ihrer spannenden Landwirtschaftsgeschichte“, so Muller. „Die Freilichtausstellung bietet uns die Möglichkeit, diese Orte noch schöner und diverser zu gestalten.“ 70 Projekte und 1.500 Veranstaltungen werden insgesamt bis zum 18. Oktober umgesetzt. Sechs Jahre lang wurde am Konzept gearbeitet. Eine Gartenschau bringe dabei viele Herausforderungen mit sich: „Um ein gewisses Knowhow zu entwickeln, haben wir uns Ausstellungen im Ausland angeschaut, Experten hinzugezogen und punktuelle Hilfe von externen Firmen in Anspruch genommen.“
Zu Beginn des Spaziergangs entdeckt die Projektleiterin einen Plastikbecher in einem der frisch angelegten Blumenbeete. Sie hebt ihn auf und schmeißt ihn in die nächste Mülltonne. „Ich werde oft gefragt, wie wir mit möglichem Vandalismus umgehen werden“, sagt Muller. „Wir haben in unserem Budget dafür vorgesorgt, falls etwas repariert werden muss – ich glaube jedoch an das Gute im Menschen und bin eine hoffnungslose Utopistin.“
Das Gesamtbudget beläuft sich auf knapp 22 Millionen Euro: Träger der Ausstellung sind das Landwirtschaftsministerium, die Stadt Luxemburg sowie die Stadt Ettelbrück. Die „Fédération horticole luxembourgeoise“ betreut das Projekt.
„Rendre visible l’invisible“
Ein Spezialgast der LUGA ist der Landschaftsdesigner Leon Kluge. Er lebt in Südafrika und tritt weltweit bei den Olympiaden der Blumenshows an – wie die „Chelsea Flower Show“ oder das „Singapore Garden Festival“. Bis zu neun Monate tüftelt ein Künstler an Blumenarrangements, die dann während einer Woche gezeigt werden. „Solche Shows haben einen komplexen Ablauf“, erklärt Muller. „Ein Gartenkonzept wird ausgearbeitet und die Blumen ausgewählt, die dann taggenau geschnitten und in Containern angeliefert werden. Teilweise werden sie noch unter Quarantäne gestellt und müssen dann genau am Tag der Ausstellung blühen. Das Timing ist extrem präzise.“ Die LUGA verfolge allerdings ein anderes Konzept: Kluge hat einen Hang im Petruss-Tal nahe des Pont Adolphe bepflanzt, sodass über sechs Monate verteilt Blumen sprießen werden. „Er arbeitet beispielsweise mit Löwenzahn, der eigentlich als lästiges Unkraut gilt.“
Der Großteil des Angebots ist kostenlos – jeder ist willkommen

Der Aufhänger der Freilichtausstellung lautet, das Unsichtbare sichtbar zu machen – die Hauptakteure sind dabei die Tiere. Skulpturen, Projektionen und natürliche Architektur sollen etwa Vögel belichten, die vom Aussterben bedroht sind, oder einen totgeglaubten Dinosaurier wieder aufleben lassen. „Jede Installation der Ausstellung hat einen Bezug zu der Geschichte oder Zukunft von Luxemburg“, sagt Muller. „Die Biodiversität steht im Vordergrund und soll auf keinen Fall durch die LUGA gestört werden – deswegen verwenden wir ausschließlich heimische Pflanzen und graben nicht tiefer als 20 Zentimeter. So können Bäume im Oktober ausgehoben, transportiert und neu gepflanzt werden.“ Der „Kultur-Hub“ im Stadtpark ist eine von drei Begegnungsstätten, wo die Besucherinnen und Besucher zusammenfinden und sich austauschen können: Den Zuschlag für die gastronomische Verpflegung erhielt hier „De Gudde Wëllen“. Eine kleine Bühne mit einem abwechslungsreichen Programm wird für Unterhaltung sorgen.

Plötzlich Landschaftsexpertin
Auf die Frage, wie sie zu ihrer doch speziellen Arbeitsstelle kam, antwortet Ann Muller lachend: „Ich nutzte den öffentlichen Verkehr und war plötzlich Generalkoordinatorin der LUGA.“ Sie arbeitete an der luxemburgischen Botschaft in Berlin und besuchte 2019, auf Empfehlung des damaligen Botschafters, die Auftaktveranstaltung der LUGA. Beim Busfahren begegnete sie dann einem alten Bekannten, der zufälligerweise für die LUGA arbeitete, und bewarb sich kurze Zeit später für den Posten als Generaldirektion. „Da hatte ich den Salat – wer A sagt, muss auch B sagen.“ Muller packte kurzerhand ihre Koffer, verließ die deutsche Hauptstadt und zog zurück nach Luxemburg. Im Januar 2021 fing sie an, sich in den Gartenbau einzuarbeiten, was für eine ehemalige Beauftragte für Kulturprojekte und Festivals nicht einfach war. „Ich habe mich in das Projekt verliebt, alles stehen und liegen lassen und bereue keine einzige Sekunde.“
Die Freilichtausstellung erstreckt sich über fünf Standorte und wird durch ausgewählte, temporäre Installationen ergänzt. Die Veranstalter erhoffen sich viele Besucherinnen und Besucher aus dem Ausland, vor allem aber aus den verschiedenen Vierteln der Stadt Luxemburg und Ettelbrücks. „Der Großteil des Angebots ist kostenlos – jeder ist also willkommen“, so Ann Muller.
De Maart
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