Wo stehen wir jetzt? Die Diskussion im Gemeinderat vom vergangenen Mai zeigte leider nichts Neues: Projekte, die seit Jahren in den Schubladen liegen, und ein ohne erkennbare Vision agierender Schöffenrat. Nachdem alle Projekte auf Eis gelegt wurden, folgten zwei Jahre Stillstand. Jetzt wurde endlich der „Plan de développement d’infrastructures scolaires“ (PDIS) vorgelegt. Diese Studie hätte wichtig sein können, doch am Ende eröffnet sie weder neue Perspektiven noch zieht sie die richtigen Schlüsse.
Worüber reden wir überhaupt?
Besonders schwierig bei der Diskussion mit dem Schöffenrat ist, dass er Begriffe, bewusst oder unbewusst, unscharf benutzt oder falsch interpretiert. Deshalb hier ein paar Erläuterungen: Der Begriff Schule wird oft unterschiedlich gebraucht. Mal bezeichnet er ein Gebäude, mal eine „Entité scolaire“, also eine Schuleinheit. Hinzu kommen die Begriffe „Ressort“ oder „Secteur“, die die historisch gewachsenen Einzugsgebiete von Schulen bezeichnen. Diese Unklarheiten werden benutzt, um Schüler hin- und herschieben zu können, um so den Mangel an Schulraum auszugleichen.

Besonders der Begriff „Entité scolaire“ ist wichtig, er ist im Schulgesetz festgehalten und kennzeichnet eine Einheit. Sie besteht aus mindestens einem vollständigen „Zug“ aller Jahrgänge, also mindestens acht Klassen (oder neun, wenn man die „Précoce“-Klasse mitrechnet). Jede „Entité“ wird von einem Schulkomitee mit Schulpräsident*in geleitet.
Diese Einheiten haben den Vorteil, besonders gut und schnell auf schulspezifische Situationen reagieren zu können. Vor allem gilt, je kleiner die Einheit, desto besser können pädagogische Projekte entwickelt und umgesetzt werden. Auch der Kontakt zu Eltern, Schülern und Lehrerkollegium ist einfacher zu gewährleisten. Schüler sollten idealerweise ihre vollständige Schulzeit in der gleichen Schulgemeinschaft verbringen können. Deshalb fordern wir als Linke, dass große Einheiten auf kleinere heruntergebrochen werden und jedes Schulgebäude mit mindestens einem kompletten „Zug“ (C1 bis C4) eine eigenständige Einheit wird.
Konkret bedeutet das für Esch, dass die Kleppen-Schule, die sogar schon zu zwei unterschiedlichen Einheiten gehörte, eigenständig werden muss und jede neue Schule, die gebaut wird, gleich als eigenständige „Entité“ geplant wird. Leider sehen der aktuelle schwarz-blau-grüne Schöffenrat und die zuständige Schulverwaltung dies nicht ein und halten an großen Schulen mit Nebengebäuden fest, weil dies ihnen mehr Spielraum verschafft – zum Nachteil der Kinder und der pädagogischen Kohärenz.
Was bringt der PDIS?
Natürlich ist es sinnvoll, eine Studie wie PDIS zu haben. Aber war es wirklich nötig, alle Projekte auf null zu setzen, zwei Jahre lang nichts zu tun und danach die gleichen, seit Jahrzehnten diskutierten Ideen wieder hervorzukramen? Die Studie hätte die Chance geboten, den Bedarf an Schulen unabhängig von Ressorts, Gebäuden oder Traditionen zu analysieren. Kriterien wie sicherer Schulweg, soziokulturelle Durchmischung oder Maximalschülerzahlen hätten als Ausgangsbasis dienen können. Doch so wurde der Auftrag vom Schöffenrat nicht formuliert und so konnte das Ergebnis auch nicht sehr innovativ sein.
Solche Entscheidungen sind politisch, sie dürfen nicht technokratisch in Tabellen untergehen. Besonders wichtig ist es auch, bei der Planung die Trennung von „Maison relais“ und Schulraum zu beenden. Nur bei gemeinsamer Planung kann ein Konzept entstehen, bei dem die Idee der Einheit auch wirklich respektiert wird.
Wie kann man die „großen Projekte“ einschätzen?
Die Schlussfolgerungen des Schöffenrats klingen auf den ersten Blick nach vielen Neuigkeiten. Doch schaut man genauer hin, ist kaum etwas Neues dabei und auf jeden Fall kein Paradigmenwechsel zu erkennen. So ist die Schlussfolgerung auf die Feststellung, dass die Brill-Schule zu voll wird, noch immer die, dass sie also (noch weiter) ausgebaut werden müsste, anstatt weitere kleinere eigenständige Einheiten zu planen, um sie zu entlasten.
Einige Schlussfolgerungen sind durchaus positiv zu bewerten. Meistens werden jedoch Projekte, die schon 20 Jahre lang in der Schublade lagen oder auf der Hand liegen, vorgestellt. Niemand wird bestreiten, dass Brill 5, das Schulgebäude auf einem Parkplatz (!), ersetzt werden muss. Auch die beiden Vorschläge für weitere Schulen im Zentrum, am St.-Joseph-Friedhof und am boulevard Berwart sind zu begrüßen, aber nicht neu. Die Frage, die sich immer wieder stellt, ist: Warum wurde das nicht schon umgesetzt oder zumindest in die Wege geleitet?
Das gilt auch für die zweite Schule im Nonnewisen-Viertel. Der damalige LSAP-Grüne-Schöffenrat versäumte es, ausreichend Schulraum für dieses Viertel zu schaffen. Man hätte wahrlich keine Studie gebraucht, um zu wissen, dass hier eine weitere Schule entstehen muss. Die Aussicht, dass sowohl die Schule „Ale Lycée“ als auch die Schule „Groussgaass“ endlich renoviert werden sollen, ist natürlich sehr erfreulich. Jedoch sind solche Ankündigungen nichts Neues, da sie schon seit ungefähr 20 Jahren immer wieder im Raum standen, aber nie umgesetzt wurden. Diese beiden Schulen befinden sich daher in einem Zustand, der den aktuellen Anforderungen einer Schule in keiner Weise entspricht. Der Bedarf an Raum wird mit Projekten wie der Alphabetisierung auf Französisch in Zukunft noch wachsen.
Zu hoffen ist, dass diesmal tatsächlich umgesetzt wird, was angekündigt wurde. Völlig unverständlich ist die Entscheidung des Schöffenrats, den geplanten Neubau der Schule im Viertel Neudorf fallen zu lassen. Unter Bürgermeister Mischo fiel eine Machbarkeitsstudie noch positiv aus. Ein von „déi Lénk“ und dem „Interesseveräin Neiduerf“ eingebrachter alternativer Standort, der geeigneter wäre, wurde nicht einmal diskutiert. Die Neudorfer Kinder sollen also weiter mit Bussen durch Esch gefahren werden und müssen sich weiter mit einem sehr gefährlichen Schulweg plagen.
Der neue Stadtteil Metzeschmelz wurde nicht in die Überlegungen mit einbezogen, obwohl dieser Stadtteil eine zentrale Rolle für das Zusammenwachsen von Esch spielt. Diese Studie stellt keinen neuen Moment dar, es ist eine verpasste Chance aufgrund mangelhaften Auftrags des Schöffenrats.
Was wäre also zu tun?
Wir brauchen eine andere Schulpolitik: Kleine, eigenständige Einheiten: Jedes Gebäude mit mindestens einem vollständigen Zug wird eine „Entité scolaire“ mit eigenem Schulkomitee und eigener „Maison relais“. Neue Studie mit klaren Kriterien: Wie groß darf eine Schule werden? Wie und nach welchen Kriterien organisieren wir die „Ressorts“? Das muss offen mit Präsident*innen, Schuldirektion, Elternvertreter*innen sowie in der Schulkommission diskutiert werden, nicht hinter verschlossenen Türen. Eine neue Schulorganisation: Sie soll immer mehr in die Hände der Schulen selbst: Ein Komitee der Präsident*innen soll in Zusammenarbeit mit der Schuldirektion und nach klaren Vorgaben der Gemeinde Vorschläge erstellen.
„Maison relais“ integrieren: Jede Schuleinheit braucht eine eigene „Maison relais“, geplant und gedacht gemeinsam mit der Schule. Quartierschulen stärken: Kinder sollen möglichst in ihrer Nachbarschaft zur Schule gehen, nicht mit Bussen quer durch die Stadt gefahren werden. Das stärkt soziale Netze und verhindert, dass Kinder zu Nummern in Transportplänen werden.
Die Schuld für den schlechten Zustand der Escher Schulinfrastruktur liegt nicht nur beim aktuellen Schöffenrat. Es ist in der Vergangenheit keiner Koalition gelungen, die Defizite aufzuarbeiten. Der Grund hierfür ist ein fehlendes Gesamtkonzept, eine kohärente Vision für die Zukunft. Wenn weiterhin immer nur von „Rentrée“ zu „Rentrée“ geplant wird, ist leider auch keine Besserung in Sicht. Es ist jetzt zu hoffen, dass wenigstens die spärlich vorgesehenen Projekte zügig umgesetzt werden und ein gut durchdachtes Konzept doch noch mit allen Betroffenen gemeinsam erdacht wird.
 
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