Um häusliche Gewalt ging es am Freitag in einem Punkt der Escher Gemeinderatssitzung, den Rat Marc Baum („déi Lénk“) auf die Tagesordnung hatte setzen lassen. Ende Juni war der nationale Bericht und der Aktionsplan der Regierung zu diesem Thema vorgestellt worden. Dabei wurden alarmierende Zahlen für die Stadt Esch (und auch ihre Nachbargemeinden) bekannt. 176 Polizeieinsätze gab es 2024 wegen häuslicher Gewalt in Esch, was den traurigen Spitzenplatz in Luxemburg bedeutet. 176 Fälle sind deutlich mehr als zum Beispiel in der Hauptstadt (140), obwohl die gut dreieinhalbmal so viele Einwohner wie die „Minettemetropole“ hat. Und die Tendenz ist (landesweit) steigend. Positiv betrachtet könnte das bedeuten, dass die Bevölkerung im Vergleich zu früher besser für das Thema sensibilisiert ist und es so zu mehr Anzeigen kommt. Die steigende Tendenz könnte aber auch ganz einfach bedeuten, dass es immer mehr Fälle häuslicher Gewalt gibt.
Für Marc Baum bedeutet das Handlungsbedarf, auch auf Gemeindeebene. In einer später einstimmig angenommenen Motion forderte er, dass die betroffenen Gemeindedienste die Zusammenarbeit mit dem nationalen Aktionsplan verstärken und den lokalen Sicherheitsplan (PLS) zum Thema häusliche Gewalt evaluieren. Der zuständige Schöffe Pim Knaff (DP) beleuchtete die Anstrengungen der Stadt in diesem Punkt, u.a. die Teilnahme an der Orange Week, die Anlaufstellen und weitere Initiativen. Seine Parteikollegin Daliah Scholl regte die Ausarbeitung eines konkreten kommunalen Aktionsplans an.
Enesa Agovic (LSAP) betonte, dass zu diesem Thema auch Onlinegewalt gehört. Für sie müsste die Aufklärung bereits in den Grundschulen und nicht erst in der Oberstufe beginnen. Ein Riesenproblem sei auch die Vermittlung toxischer Geschlechterrollen via TikTok und Co. Mandy Ragni („déi gréng“) unterstützte Agovics Forderung und wies auf die Onlinegewalt hin, indem sie den alarmierenden Einfluss der sozialen Netzwerke auf kleine Kinder mit Beispielen aus ihrem Berufsalltag als Kindergartenlehrerin belegte.
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