„Affichons l’égalité“Esch hat nun eine rue Isabella Finzi

„Affichons l’égalité“ / Esch hat nun eine rue Isabella Finzi
Aus der Stalingrad-Straße wird bis zum 31. März die rue Isabella Finzi  Foto: Editpress/Alain Rischard

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Esch beteiligt sich zum zweiten Mal in Folge an der „Affichons l’égalité“-Kampagne. Bis zum Monatsende erhalten 40 Straßen Namen von Frauen. Auch die im vergangenen Jahr verstorbene Tageblatt-Fotografin Isabella Finzi wird geehrt.

Der internationale Frauentag am Dienstag soll die Gleichberechtigung weiter vorantreiben. Aus diesem Grund benennen mehrere Luxemburger Gemeinden bis zum Monatsende öffentliche Straßen oder Plätze nach Frauen um. Neben dem „normalen“ Straßenschild wird ein weiteres mit dem Namen einer berühmten Frau montiert. Das Projekt „Affichons l’égalité“ wird in Zusammenarbeit mit dem nationalen Frauenrat (CNFL) und dem Gemeindesyndikat Syvicol organisiert.

Natürlich steht in diesem Jahr Esch2022 im Mittelpunkt, weshalb die 40 ausgesuchten Frauen aus Kunst und Kultur stammen. So wird bis zum Monatsende aus der Alzettestraße die rue Niki de Saint Phalle. Frida Kahlo, Greta Garbo, Simone Signoret, Maria Callas oder Doris Lessing, sie alle tauchen nun im Escher Stadtbild auf. Waren es 2021 insgesamt 39 Straßen, die vorübergehend einen neuen Namen erhielten, so sind es nun 40. „Wir hatten eine Liste von 99 Kandidatinnen erstellt“, sagt Chantal Sonnetti, Präsidentin der Escher Chancengleichheitskommission, „die mussten wir dann auf 40 reduzieren. Als Erstes fielen die heraus, die bereits letztes Jahr dabei waren. Geachtet wurde auf Diversität, auch was die Nationalitäten angeht“. Und natürlich sollen auch Luxemburger Künstlerinnen zu Ehren kommen – und Escherinnen.   

Isabella Finzi
Isabella Finzi Editpress-Archiv

Die rue Stalingrad erhielt so den Namen Isabella Finzi. Die Tageblatt-Fotografin erlag am 13. August 2021 im Alter von lediglich 45 Jahren einem Krebsleiden. Sie war nicht nur eine begnadete Fotografin, sondern ein ganz besonderer Mensch. Finzi studierte Fotografie an der renommierten „Ecole supérieure des arts de l’image LE 75“ in Brüssel und begann ihre Karriere bei Editpress als Freelance-Fotografin, wo sie 2006 fest angestellt wurde. Die Journalisten der Mediengruppe rissen sich förmlich darum, mit Isabella auf Reportage zu gehen, schließlich sagten Finzis Bilder in der Regel mehr aus als ihre Texte. Sie war ohne Zweifel die beste Pressefotografin, die Luxemburg je hatte, und prägte mit ihrem Stil jahrelang die Zeitungen der Editpress-Gruppe. Und sie hatte einen ganz besonderen Charakter, war liebenswert, stets freundlich, bescheiden, aber auch mutig. Isabella Finzi war vorurteilslos und behandelte alle Menschen gleich. So sieht es auch Chantal Sonnetti: „Isabella war eine bekannte und anerkannte Fotografin. Eine Escherin von Herzen und mit Herz“.

Die Stadt Esch hat 299 Straßen, wovon 18 nach Frauen benannt sind. Das sind rund 6 Prozent. Landesweit liegt der Prozentsatz deutlich niedriger (2,2 Prozent). Allerdings tragen 40 Prozent der Escher Straßen Männernamen, was dann doch ein gewaltiges Ungleichgewicht darstellt. Das weiß auch der zuständige Schöffe Christian Weis (CSV): „Wir wollen das ‚Mind Setting’, also die Einstellung und Denkweise der Menschen, verändern, denn Straßenschilder erzählen auch immer eine Geschichte.“ Dass sich am Verhältnis im Vergleich zum letzten Jahr nichts geändert hat, liegt daran, dass keine neue Straße hinzukam. Dies dürfte sich aber spätestens mit der Urbanisierung der Industriebrachen Terres Rouges und Esch-Schifflingen stark ändern, demnach auch das Missverhältnis zwischen Mann und Frau in Sachen Straßennamen, wie Christian Weis verspricht. 

Isabella Finzi wäre es mit ziemlicher Sicherheit peinlich gewesen, ihren Namen auf einem Straßenschild zu lesen. Doch sie hätte darüber hinweggeschmunzelt. Nie stellte sie sich, sondern immer andere in den Mittelpunkt. In erster Linie die von ihr fotografierten Menschen. Ehre, wem Ehre gebührt, heißt es nun auch für sie. 

V.l.n.r.: André Zwally (Schöffe), Georges Mischo (Bürgermeister), Chantal Sonnetti (Präsidentin der Chancengleichheitskommission Esch), Christian Weis (Schöffe), Sindy Stautemas (Mitglied Chancengleichheitskommission) und Claude Pereira (Service égalité des chances)
V.l.n.r.: André Zwally (Schöffe), Georges Mischo (Bürgermeister), Chantal Sonnetti (Präsidentin der Chancengleichheitskommission Esch), Christian Weis (Schöffe), Sindy Stautemas (Mitglied Chancengleichheitskommission) und Claude Pereira (Service égalité des chances) Foto: Editpress/Alain Rischard
Christophe Junker
8. März 2022 - 14.34

Daat freet mech.