Inmitten dieser Neuorientierung wartet das Königliche Münzamt mit einer eher rückwärtsorientierten Entscheidung auf. Die neueste, am Montag öffentlich vorgestellte Gedenkmünze zu Ehren des öffentlich-rechtlichen Senders BBC zeigt nicht nur auf der Vorderseite einen Sendemast sowie die Worte „inform, educate, entertain“ (informieren, erziehen, unterhalten), also jenes Motto, mit dem die BBC-Gründer vor 100 Jahren angetreten waren. Auf der Rückseite prangt auch, als wäre nichts gewesen, das gewohnte Profil der vor Monatsfrist verstorbenen Queen.
Ob die traurige Kunde vom Tod der 96-jährig dahingegangenen Monarchin noch nicht bis ins liebliche Llantrisant (Süd-Wales) gedrungen ist, wo die Königliche Münze seit beinahe 50 Jahren residiert? Keineswegs, schließlich haben die höchsten Numismatiker der Nation bereits jenes Porträt des Königs vorgestellt, das fortan die Rückseite aller neuen britischen Münzen zieren soll. Es wurde vor Jahresfrist vom Bildhauer Martin Jennings gefertigt und vom damaligen Prinzen abgesegnet. Spötter wunderten sich ein wenig über die damals offenbar noch vorhandene üppige Haarpracht des mittlerweile mit recht schütter gewordener Frisur auftretenden Monarchen.
Dass auf der Rückseite der neuen Gedenkmünze nun nochmals Charles’ Mutter prangt, hat laut der zuständigen Abteilungsleiterin im Münzamt, Rebecca Morgan, vielmehr ökologische Gründe. Das 50-Pence-Stück zu Ehren der weltberühmten BBC war nämlich längst in Millionenauflage geprägt, ehe Elizabeth II. Anfang September auf Schloss Balmoral starb. Da die Royal Mint entschlossen sei, unnötigen Abfall und die unvermeidliche Umweltverschmutzung, die mit einer Neuprägung einhergingen, zu vermeiden, habe man am alten Design festgehalten. Einen schönen Nebeneffekt hat die Entscheidung außerdem auch noch: Der Sammlerwert der 50 Pence-Münze – bei der Royal Mint druckfrisch im edlen Etui für elf Pfund zu haben – dürfte rasch in die Höhe schnellen.
Queen Camilla?
Auch wer nun nicht die heimische Sammlung vervollständigt, hat täglich Umgang mit der verstorbenen Königin. Denn alle bisherigen Münzen bleiben weiterhin gültig, Elizabeth II. also schon aus ganz profanen Gründen im Gedächtnis der Menschen. Auch eine Queen wird es weiterhin geben – so haben es eine Reihe der Londoner Zeitungen übers Wochenende angekündigt.
Im Rahmen der Trauerfeierlichkeiten, erläuterte beispielsweise die Times, habe man Verwechslungen vorbeugen wollen und deshalb Charles’ Frau Camilla stets als „Queen Consort“, also königliche Begleiterin, bezeichnet. Zukünftig aber werde man sich an die Tradition halten. Diese sieht vor, dass die Gattin des amtierenden Monarchen als Queen bekannt ist. Und so erhält nun Camilla, 75, jenen Titel sowie im kommenden Jahr an der Seite ihres Mannes auch die Krone, die zuletzt von Queen Elizabeth getragen wurde.
Queen Elizabeth, wohlgemerkt ohne Zahlenzusatz! Es handelte sich um die Mutter der jetzt verstorbenen Königin, Ehefrau von König George VI. und nach dessen frühem Tod 1952 die allseits beliebte „Queen Mum“, zur Unterscheidung von der damals amtierenden Monarchin. Hofbeamte berichteten gern von den Schwierigkeiten der Telefonistinnen im Buckingham-Palast, wenn Mutter und Tochter miteinander sprechen wollten: „Ihre Majestät, ich habe hier Ihre Majestät am Apparat.“
Solche Probleme wird es mit Camilla nicht geben. Ursprünglich war für Charles’ zweite Frau ohnehin der Titel der „Princess Consort“ vorgesehen, also einer „begleitenden Prinzessin“ oder Prinzgemahlin. Diese Ankündigung des Palastes sollte bei Charles’ und Camillas Heirat 2005 die damals noch zahlreichen Fans von Charles’ geschiedener Frau Diana beruhigen, die acht Jahre zuvor bei einem Verkehrsunfall in Paris ums Leben gekommen war.
Camilla nahm die protokollarische Zurücksetzung auf die leichte Schulter, anders als ihr penibler Gatte. Dessen langjährige Lobby-Tätigkeit hatte zu Jahresbeginn Erfolg: Rechtzeitig zu ihrem 70. Platinjubiläum äußerte die Queen den Wunsch, ihre Schwiegertochter solle dereinst den begehrten Titel führen dürfen. Darin äußerte sich die Gelassenheit einer Frau, die wusste, dass ihr posthumes Ansehen gewiss nicht von Titeln oder Münzen abhängen würde.
De Maart
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