26. November 2025 - 16.56 Uhr
VerteidigungEine Industrie für wehrhafte Demokratie: LuxDefence präsentiert sich erstmals der Öffentlichkeit
„Wow“, sagt Yuriko Backes, als sie die Bühne im Untergeschoss der Chambre de Commerce betritt. Es ist Montagabend, Ende November, und die Verteidigungsministerin ist zu Gast beim offiziellen Launch-Event von LuxDefence, dem nationalen Verband der Verteidigungsindustrie. Backes blickt in den vollbesetzten Raum. Es gibt mehr Zuschauer als Sitzplätze, die Veranstaltung wird auch im Nebenraum auf Bildschirmen übertragen. „Wir sind weit gekommen seit 2015“, sagt die Ministerin, „seit der öffentlich-privatwirtschaftlichen Partnerschaft bei GovSat-1.“
Gegründet wurde LuxDefence bereits im Juni dieses Jahres, wie deren Präsident André Wilmes im Tageblatt-Interview vor einigen Wochen berichtete. Eine Föderation der luxemburgischen Unternehmen, die im Sicherheits- und Verteidigungsbereich aktiv sind, war eine von zehn Empfehlungen des Berichts „Lux4Defence“, den eine Expertengruppe für die Handelskammer ausgearbeitet hatte. Mittlerweile, knapp ein halbes Jahr nach ihrer Gründung, zählt die Vereinigung, die sich als Stimme des Sektors versteht, schon mehr als 80 Mitglieder – mit Potential nach oben. Mehr als 110 Unternehmen sind laut dem aktuellen Katalog von Luxinnovation hierzulande in der Verteidigungsindustrie aktiv.
Komponenten liefern für die Großen
„Luxemburgs Privatsektor weiß, wie man mobilisiert, wenn es um das Allgemeinwohl geht“, sagt Handelskammer-Direktor Carlo Thelen in seiner Begrüßungsrede. Die Verteidigungsindustrie ist in den vergangenen Monaten in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt. Mehr als eine Milliarde Euro sind im Budget 2026 für Verteidigungsausgaben vorgesehen, eine „gewaltige wirtschaftliche Gelegenheit“, so Thelen. Geld, das, wenn es nach dem Willen der Politik geht, zu großen Teilen auch zurück in die luxemburgische Wirtschaft fließen soll.

Es ist eine junge Vereinigung, die sich an diesem Abend präsentiert, aber sie ist nicht zurückhaltend. „Wir weigern uns, klein zu denken“, sagt LuxDefence-Präsident Wilmes in seiner Rede. Man wolle gleichzeitig die europäische Souveränität stärken und die heimische Wirtschaft ankurbeln. Die Gründung einer Vereinigung der luxemburgischen Verteidigungsindustrie sei im Ausland nicht unbemerkt geblieben, so Wilmes. „Größe bestimmt nicht über strategische Bedeutung.“ Den Abend nutzt der Präsident vor allem, um denjenigen zu danken, die Pionierarbeit beim Aufbau einer heimischen Industrie geleistet haben. Er stehe „auf den Schultern von Giganten“, sagt Wilmes mit den berühmten Worten Isaac Newtons – und hebt dabei besonders die Rolle von Luxinnovation hervor, unter der damaligen CEO und heutigen Hofmarschallin Sasha Baillie.
„Die Industrie ist jung, aber sie wächst schnell“, sagt Hélène Massard, stellvertretende Direktorin der Verteidigungsdirektion, später am Abend auf einem Panel zur Zukunft des Sektors in Luxemburg. Schon heute seien luxemburgische Teile verbaut in den Kampfjets F-35 und Rafale, sagt Frank Thomé, Vorstandsmitglied von LuxDefence. Er sieht große Möglichkeiten für luxemburgische Unternehmen auf dem europäischen Markt: Große Rüstungskonzerne wie Rheinmetall bräuchten den freien Markt, um dort Komponenten für ihre Produkte zu kaufen. Massard betont die Bedeutung von internationalen Kooperationen und europäischen Ausschreibungen für die heimische Industrie: „Wir müssen sehr kompetitiv sein.“ Sam Staincliffe, Mitgründerin und CEO des Start-ups Uplift360, gibt hingegen zu Bedenken: „Wir sind nicht die einzigen, die über Exporte reden.“ Gleichzeitig lobt Staincliffe die Herangehensweise des luxemburgischen Staates, besonders auf Forschung und Entwicklung zu setzen: „LuxDefence wird so stark sein wie das, was wir reinstecken.“
„Die Regierung muss mehr tun, und das tun wir auch“, sagt Verteidigungsministerin Yuriko Backes. Der Rest liegt an der Industrie. Für die Politik bleibt hingegen die Aufgabe der Vermittlung. Die Verteidigungsausgaben stünden nicht für ein „blindes Wettrüsten“, sagt Backes. Auch wenn die Investitionen in Sicherheit und Verteidigung im Gespräch mit Bürgern manchmal schwer zu vermitteln seien, so die Ministerin, sei das
für die Regierung doch der einzig verantwortungsvolle Weg. Denn: „Demokratien verteidigen sich nicht von selbst.“
De Maart

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