Sonntag19. Oktober 2025

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Düdelingen„Ein zäher Prozess“: Wie Radaktivisten mit der Gemeinde zusammenarbeiten

Düdelingen / „Ein zäher Prozess“: Wie Radaktivisten mit der Gemeinde zusammenarbeiten
In Düdelingen bestehen viele Fahrradwege aus Markierungen auf der Straße Foto: Editpress/Julien Garroy

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„Vëlo Diddeleng“ wünscht sich eine bessere Fahrradinfrastruktur für Düdelingen. Auch wenn die Kommunikation mit der Gemeinde gut funktioniere, dauere alles zu lange. Der Grund, laut Radaktivisten: Die verantwortlichen Gemeindepolitiker benutzen den Drahtesel nicht. Die Gemeinde betont, dass sie voll und ganz hinter dem Fahrrad steht.

„Es gibt Gemeinden, die es besser machen und es gibt welche, bei denen ist es viel schlechter.“ So beschreibt Raoul Petit, Präsident der „Vëlo Diddeleng asbl“, die Fahrradinfrastruktur in Düdelingen. Generell sei Düdelingen anderen Dörfern und Städten in Luxemburg „einen Schritt voraus“. Sein Verein setzt sich für die Radfahrer in der Kommune ein: Sie organisieren Veranstaltungen, Workshops und „legen den Finger in die Wunde“. Heißt: Die Gemeinde immer wieder auf Probleme hinweisen.

Raoul Petit, Präsident der „Vëlo Diddeleng asbl“
Raoul Petit, Präsident der „Vëlo Diddeleng asbl“ Foto: Editpress/Alain Rischard

Die Kommunikation mit den Gemeindeverantwortlichen funktioniere prinzipiell gut. „Sie hören uns zu und es gibt definitiv einen Dialog“, sagt Vereinsmitglied Romain Bartringer. Vor allem mit dem „service de circulation“ sei die Beziehung gut. Der Verein trifft sich einmal im Jahr mit dem Schöffenrat und sieht die zuständigen Verwaltungen zwei- bis dreimal jährlich. Mit dem City Manager sind sie auch schon zwei Stunden mit dem Fahrrad durch die Stadt gefahren. „Dazu muss man allerdings auch sagen, dass daraus nichts entstanden ist“, betont Petit. Und genau dort liege das Problem: Viele Verbesserungen der Radinfrastruktur würden erst nach mehreren Jahren umgesetzt. „Es ist ein zäher Prozess, aber wenn wir sie permanent an etwas erinnern, dann ändert sich auch etwas“, sagt der Vereinspräsident.

Den Grund für das langsame Fortschreiten sehen die Vereinsmitglieder an einem mangelnden Verständnis für das Fahrrad. „Von denjenigen, die in Düdelingen das Sagen haben, sind nicht sehr viele Fahrradfahrer“, sagt Präsident Petit. „Sie fühlen das Fahrrad nicht.“ Würden die Politiker selbst mit dem Drahtesel durch die Gemeinde fahren, dann würden ihnen die vielen kleinen Probleme auffallen: Ist der Bürgersteig zu hoch? Ist der Weg zu schmal? Wie sicher fühlt sich diese Kreuzung an?

Um diese Wissenslücke zu füllen, habe „Vëlo Diddeleng“ die Mobilitätsschöffin Claudia Dall’Agnol (LSAP) und auch Bürgermeister Dan Biancalana (LSAP) schon mehrmals zu einer Fahrradtour durch die Stadt eingeladen. Bisher ohne Erfolg. „Wenn sie wüssten, welchen Situationen wir auf dem Fahrrad ausgesetzt sind, dann würden sie sagen: Hast du sie noch alle? Du traust dich noch auf die Straße?“, sagt Bartringer. Die Gemeinde streitet auf Tageblatt-Nachfrage ab, eine offizielle Einladung für den Schöffenrat erhalten zu haben. (siehe Kasten)

Sicherer Schulweg

Monique Heinen, Mitglied der „Vëlo Diddeleng asbl“
Monique Heinen, Mitglied der „Vëlo Diddeleng asbl“ Foto: Editpress/Alain Rischard

Dabei sollte die Fahrradinfrastruktur gut genug sein, damit jeder sich auf die Straße traut – auch Kinder. „Unser Ziel ist es, dass alle Eltern ihr Kind sicher in die Schule fahren lassen können“, sagt Petit. „Da sind wir noch nicht.“ Fehlende Markierungen, gefährliche Kreuzungen und zu hohe Bürgersteigkanten: Es gebe ein paar Viertel, bei denen die Gemeinde „mehr Initiative zeigen“ müsste.

Auch getrennte Radwege gebe es in Düdelingen wenige – meistens seien es eingezeichnete Pfade oder die 30er-Zonen. „Es wird immer gesagt, der Radfahrer soll so viel wie möglich durch die 30er-Zonen fahren, aber bei den Übergängen zwischen diesen Straßen wird es schwierig“, sagt Vereinsmitglied Monique Heinen. Vor allem sei es wichtig, dass diese Zonen dann auch so gestaltet sind, dass Autofahrer nicht schneller als Tempo 30 fahren können.

Ein „ewiges Stiefkind“ seien auch die Abstellplätze für Fahrräder – vor allem von den überdachten Fahrradplätzen gebe es nicht genug. „Dafür setzen wir uns bereits ein, seitdem es uns gibt“, sagt Präsident Petit. Besonders beim Centre culturel „opderschmelz“ – ein wichtiger Treffpunkt in Düdelingen – müsste die Gemeinde solche Ständer vorsehen. „Das passiert einfach nicht. Wir sind jetzt mit der Gemeinde so verblieben, dass sie diese bis Ende des Jahres an vielen Stellen installieren wollen“, sagt Petit. Auch im Hinblick auf die Fahrradstraßen sei Düdelingen noch zögerlicher. „Das soll nächsten ‚Vëlosummer’ auf zwei-, dreihundert Meter in der rue Pasteur getestet werden“, sagt Petit.

Schwerpunkte 2025 für „Vëlo Diddeleng“

– Fahrradachse Ost-West
– Beschilderung
– Überdachte Fahrradständer
– Neue Straßenkreuzungen
– Veranstaltungen wie „Critical Mass“
– Forderung eines Fahrradbeauftragten für Pro-Sud

Fortschritt

Romain Bartringer, Mitglied
Romain Bartringer, Mitglied Foto: Editpress/Alain Rischard

Trotzdem: Es sei nicht alles schlecht. „Wenn man jetzt fünf Jahre zurückschaut – seitdem gibt es uns –, sieht man bei der Nord-Süd-Achse, dass sich etwas verändert hat“, sagt Petit. Diese Strecke beinhaltet alles, was zwischen Bettemburg, Düdelingen und Volmerange-les-Mines ist. „Da haben wir schon viel erreicht“, meint auch Romain Bartringer. Bei der Ost-West-Achse – die Strecke von Hellingen über Düdelingen nach Kayl – stehe noch viel Arbeit an. „Im Herbst haben wir die ganze Strecke fotografiert. Das wird dieses Jahr einer unserer Schwerpunkte“, meint Bartringer.

Ein großes Thema seien auch die Piktogramme. Heißt: Beschilderung und Straßenmarkierungen. „Vëlo Diddeleng“ soll bei der Umsetzung dieser Maßnahmen mithelfen. Sie seien sehr froh darüber, dass sie mitreden dürfen, aber: „Die Vorplanung müsste von einem Spezialisten gemacht werden. Jetzt übernehmen wir sehr viel von der Arbeit. Das kann natürlich eine coole Situation sein, aber wir haben nicht unbedingt das Fachwissen. Wir kennen die Stadt sehr gut, aber wir sind keine Experten“, sagt Petit.

Um mehr Menschen auf das Fahrrad zu bekommen, organisiert „Vëlo Diddeleng“ auch dieses Jahr wieder die Fahrradtour „Critical Mass“ durch Düdelingen. „Es wäre sehr hilfreich, wenn ein Bürgermeister oder eine Verkehrsschöffin sich daran beteiligen würden, um den Menschen zu zeigen, wie gut man sich in Düdelingen mit dem Fahrrad fortbewegen kann. Wir bedauern, dass das nicht der Fall ist“, sagt Petit.

Die Gemeinde reagiert

Auf Tageblatt-Nachfrage schreibt die Gemeinde, dass die Fahrradinfrastruktur sowohl dem Bürgermeister als auch dem Schöffenrat sehr „am Herzen liege“. Dies sei auch daran zu erkennen, dass die Kommune jährlich 200.000 bis 250.000 Euro in die Fahrradinfrastruktur investiere. „Tendenz steigend“, heißt es im Schreiben. Der Radverkehr werde bei jedem neuen Straßenprojekt berücksichtigt. Die Gemeinde installiere jedes Jahr neue Reparatur- und Waschstationen, markiere neue Radüberwege, platziere Fahrradständer und Vël’OK-Stationen. Auch die Radwege entlang der Hauptverkehrsachsen würden ausgebaut werden. Die Kommune mache außerdem auf den sozialen Netzwerken der Stadt auf Aktionen von „Vëlo Diddeleng“ aufmerksam.

Die Verkehrsschöffin Claudia Dall’Agnol (LSAP) und die Verantwortlichen des „Service Circulation“ hätten sich im Dezember mit „Vëlo Diddeleng“ getroffen. Den Verantwortlichen des Vereins hätten sie schon im Oktober gesehen. Die Verantwortlichen des Gemeindedienstes für Verkehr würden in regelmäßigem Kontakt mit „Vëlo Diddeleng“ stehen und seien bereits mit ihnen durch Düdelingen gefahren. Die Vereinsvertreter könnten ihre Anliegen jederzeit an die jeweiligen Dienste herantragen, wo diese sie analysieren würden. „Falls sie umsetzbar sind, werden sie so schnell wie möglich realisiert“, schreibt die Gemeinde.

Bisher sei noch nie eine offizielle Anfrage für eine gemeinsame Fahrradtour an den Schöffenrat gestellt worden. „Die Verkehrsschöffin war zudem bei der Generalversammlung anwesend, bei der keine derartigen Anfragen gestellt wurden“, steht im Schreiben.


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Leitartikel: Müssen Gemeindepolitiker „das Fahrrad fühlen“?

LaPlace Merissa
14. März 2025 - 19.38

Der Fahrrad- und Fußweg von Düdelingen nach Bettemburg ist 2 Mal so lang wie die Autos fahren können, sollte meiner Meinung nach umgekehrt sein.

Nomi
14. März 2025 - 10.34

An 30er Zonen brauch een keng Velospist !

Mir mussen rem Respekt een geinteniwer den Aaneren anfei'eren !