Ein Rückblick auf das Leben des Luxemburger Urgesteins Norbert Konter

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Bürgermeister, Abgeordneter, FLF-Präsident und aktiver Fußballer: Norbert Konter, der am 26. September im Alter von 90 Jahren von uns ging, war das, was man gemeinhin als Urgestein bezeichnet. Porträt eines Mannes, der viele Spuren hinterlässt.

Anekdoten und Geschichten gibt es eine Menge über „de Laangen“, wie der ehemalige Torwart des CS Grevenmacher wegen seiner stattlichen Größe genannt wurde. Mehr als 1.000 Mal hütete er den Kasten seines Stammvereins, mit dem er alle Höhen und Tiefen erlebte. Und wenn in Grevenmacher „een Kaz geschleeft ginn ass, war henn derbäi“, wie man dort zu sagen pflegt. Insbesondere wenn gefeiert, gelacht, gesungen und getanzt wurde, war „den Norb“, wie er auch noch genannt wurde, stets mit von der Partie. Konter war einer, der nah an den Menschen war. Er konnte zuhören und hatte stets ein offenes Ohr. Zudem strahlte er eine immense Ruhe aus. Egal welche Rolle und Funktion, oder soll man sagen, welche Kappe er gerade aufhatte. Eine Art Fels in der Brandung. Konnte kommen, was wollte.

Das Licht der Welt erblickte Norbert Konter am 14. Dezember 1927. Es war an einem Mittwoch, am 348. Tag jenes Jahres. Ein paar Monate zuvor war Charles Lindbergh nonstop von New York nach Paris geflogen. Im benachbarten Deutschland kam es in jenem Jahr bereits zu Straßenschlachten zwischen den Nationalsozialisten und den Kommunisten. Im fernen Australien löste Canberra Melbourne als Hauptstadt ab und im chinesischen Qinhai kamen 200.000 Menschen bei einem Erdbeben ums Leben.
Und hierzulande? In Luxemburg war Joseph Bech von der katholischen Rechtspartei Staatsminister, dem Vorläufer jener Partei also, die später Konters politische Heimat werden sollte. In der als „l’entre-deux-guerres“ bezeichneten Epoche lebten rund 200.000 Menschen im Großherzogtum. Dank der Eisen- und Stahlindustrie war das Land dabei, sich von einem Agrarland zu einem Industriestaat zu entwickeln.

Auf Drängen des Schwiegervaters

Neben der Schule war der Fußball die große Leidenschaft des Heranwachsenden. Bereits als Kind kickte er täglich in den Straßen der Moselmetropole. Dort betrieben seine Eltern ein gut gehendes Kleidergeschäft. Im Alter von 14 Jahren erhielt er 1941, mitten im Zweiten Weltkrieg also, seine erste Lizenz. Damals spielten die 14- bis 18-Jährigen noch in einer einzigen Altersklasse. Die besten Luxemburger Vereine waren im Übrigen in die deutsche Meisterschaft des Gaus Moselland integriert. Der Fußball hatte damals noch nicht zu seinem weltweiten Siegeszug angesetzt und war längst noch nicht so populär wie heute.
Seine „Première“ machte Norbert Konter im Jahr 1947. Das mit dem Fußball war in dem Jahr etwas schwierig, denn im letzten Trimester hatte der Lehrer ihm verboten, dem runden Leder hinterherzujagen. Er sollte sich auf die Schule konzentrieren. Anschließend beschloss der junge Mann, Beamter zu werden. Bei der Krankenkasse, was damals wie heute wohl so etwas wie der sichere Weg war. Im Jahr 1960 wurde er Gemeindeeinnehmer in Grevenmacher. Bis zu seiner Pensionierung am 31. Dezember 1987 verrichtete er seine Arbeit mit Akribie und Sorgfalt.

Im Herbst des gleichen Jahres hatten Gemeindewahlen stattgefunden. Auf Drängen seines Schwiegervaters Jemp Urwald, der lange Jahre die CSV in der Chamber vertrat und deren Alterspräsident er war, hatte der angehende Rentner auf der Liste der Christlichsozialen in der Moselmetropole kandidiert. Dieser Schachzug erwies sich als goldrichtig: Norbert Konter ging am 31. Dezember 1987 in Rente und sperrte die Tür des Rathauses am 2. Januar 1988 als frischgebackener Bürgermeister auf. In Grevenmacher begann die Ära Konter. Bis 1999 schwang er das kommunalpolitische Zepter.

Kommunalpolitische Dossiers waren denn auch seine Hauptanliegen in der Chamber. Am Herzen lagen dem Urgestein aus Grevenmacher natürlich der Weinbau und damit verbunden auch die Landwirtschaft. Von 1989 bis 1999 war er CSV-Abgeordneter.
Gleich bei seiner ersten Teilnahme wurde er hinter Fernand Boden Zweitgewählter im Osten. Beweis dafür, dass „den Norb“ sich weit über die Grenzen seines Geburtsortes hinaus einen Namen gemacht hatte. Für vier Jahre übernahm er 1994 auch den Vorsitz des Gemeindesyndikats Syvicol. Zusammen mit Carlo Meintz (DP) und Jempy Klein (LSAP) setzte er sich damals für die zunehmenden Belange der Gemeinden ein.

Der FLF-Präsident

„Mir liewen an der Zäit, wou mir liewen. An et muss een och déi Leit mat neien Iddeeën eruloossen“, sagte Léon Gloden, der aktuelle Bürgermeister in Grevenmacher. Er hat Konter viel zu verdanken, denn dieser ermöglichte ihm den Einstieg in die Politik bei den Kommunalwahlen im Jahr 1999. „Ich kam frisch von der Uni. Meine Eltern wohnten gleich gegenüber. Eines Tages klingelte es an der Haustür. Es war Norbert Konter.“
Kurze Zeit später begann die politische Karriere von Léon Gloden. Konters Stern war damals bereits am Sinken. Mit dem DP-Bürgermeister Robert Stahl kam es zu einem politischen Wechsel in der Moselmetropole. Ein Jahr davor hatte auch sein nationalpolitisches Mandat in der Chamber geendet.

Das Amt des FLF-Präsidenten bekleidete der langjährige Präsident des CS Grevenmacher zwischen 1986 und 1998. Henri Roemer, sein Nachfolger an der Spitze der FLF, erinnert sich: „Roland Michel, der damals Präsident von Spora Luxemburg war, und ich hatten uns einmal sonntagmorgens nach der Messe mit Norbert Konter in Grevenmacher getroffen.“ Bei einem kühlen „Patt Muselwäin“ machten die beiden ihm die Präsidentschaftskandidatur schmackhaft. Später gab es dann mit dem ehemaligen liberalen Minister Emile Krieps einen zweiten Kandidaten. Das Verdikt fiel knapp zugunsten von Konter aus. Während seiner Amtszeit gründete der Luxemburger Fußballverband in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) Lottolux. Diese Maßnahme entpuppte sich als wahrer (Geld-)Segen für die FLF, die bis dahin finanziell stets schlecht da gestanden hatte. Auch die Fußballschule in Monnerich geht auf Konter zurück, obwohl er dem Projekt skeptisch gegenüberstand.

In den letzten Jahren hatte sich Norbert Konter ein wenig zurückgezogen. Es war still um ihn geworden. Zu seinem 90. Geburtstag im Dezember letzten Jahres hatte sich noch eine CSV-Delegation um Léon Gloden eingefunden, um den Jubilar hochleben zu lassen. Norbert Konter war gerührt. Weil man ihn nicht vergessen hatte. Am Samstag nun wurde er zu Grabe getragen. Halb Grevenmacher war auf den Beinen, um ihm die letzte Ehre zu erweisen. Viele Weggefährten aus Politik und Gesellschaft nahmen am Begräbnis und anschließenden Gottesdienst teil.

„Wenn ihr an mich denkt, seid nicht traurig, sondern habt den Mut, von mir zu erzählen und auch zu lachen. Lasst mir einen Platz zwischen euch, so wie ich ihn im Leben hatte.“ So lautet der Text in der Todesanzeige im Luxemburger Wort vom Samstag. Auch dem Tageblatt war Norbert Konter eng verbunden. Ende der 60er und in den 70ern war er lange Zeit unser Fußball-Korrespondent aus Grevenmacher. Seiner Ehefrau Liette Urwald, seinen beiden Töchtern Danièle und Eliane sowie den Angehörigen und Verwandten entbieten wir unser tiefstes Mitgefühl.