Montag3. November 2025

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Ein kleiner Lichtblick

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Die Ehre, Luxemburg in Cannes zu vertreten, kommt in diesem Jahr „Iris Productions“ zu. In der „Quinzaine des réalisateurs“ startet die Koproduktion „Illegal“ von Olivier Masset-Depasse.

Von unserer
Korrespondentin
Martine Reuter, Cannes

Es ist die Geschichte einer Russin, die mit ihrem 14-jährigen Sohn illegal in Belgien lebt. Eines Tages kommt sie in eine Kontrolle und wird festgenommen. Ein bewundernswerter Film, ein Porträt einer starken, aber verzweifelten Frau, die um ihres Sohnes willen alles auf sich nimmt.

Es ist die belgische Schauspielerin Anne Coesens, die den Film auf ihren Schultern trägt und der Figur der Immigrantin die notwendige Wahrhaftigkeit gibt. Ein solides Werk, das den richtigen Ton trifft, seine Geschichte in einem überzeugenden Rhythmus erzählt und, auch wenn es kein Happy End ist, dennoch auf einem versöhnlichen Ton abschließt. Ein schöner Erfolg für Iris Productions, die mit 45 Prozent beteiligt ist und für die der Verkauf der Rechte gut angelaufen ist.

Von erdrückender Kraft

Aus dem nicht ganz so fernen Osten kommt die deutsch-ukrainische Koproduktion „My Joy“ von Sergei Loznitsa. Ein Lkw-Fahrer kommt auf der Suche nach einer Umleitung vom Weg ab und landet in einem kleinen Dorf. Wege, die nirgendwo hin führen, Menschen, die nur an sich denken und zu allem bereit sind, korrupte Beamte und ein leichtgläubiger junger Mann. Die Kombination dieser Elemente ergibt unter der Regie von Loznitsa einen außergewöhnlich düsteren Film. Gewalt ist omnipräsent, und die geht nicht nur von den Menschen aus. Auch die Natur ist hart und unerbittlich, nur in einigen wenigen Szenen zeigt sie sich von ihrer positiven Seite. Der Film hat eine erdrückend realistische Kraft, die fast schon unheimlich ist.

Auch „Poetry“ von Lee Chang-Dong bietet nachdenkliche Kost. Eine Großmutter sorgt für ihren Enkel, da dessen Mutter in einer anderen Stadt lebt und arbeitet. Sie schreibt sich in einen Poesiekurs ein, will die Schönheit und die Vergänglichkeit der Welt in Worte fassen. Der Teenager allerdings steht dieser Lebenseinstellung diametral gegenüber – ein Jugendlicher, der in seiner eigenen Welt lebt und dem der Draht zu anderen Dingen gänzlich fehlt.

Iren glauben an Loachs Triumph

Der koreanische Beitrag kann vor allem mit seinen nachdenklichen Bildern punkten, auch die Entwicklung der Hauptfigur verfolgt man mit Interesse. Ein Bruch nach gut 90 Minuten bricht den Rhythmus. Danach vermag der Film es nicht mehr, das Interesse der Zuschauer ähnlich stark zu faszinieren. Das Problem bleibt hier, wie so oft, die Länge.
Noch immer gab es für uns kein wirkliches Aha-Erlebnis, aber die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt. Auf dem Programm am heute: „La nostra Vita“ von Daniele Luchetti, „Doug Limans Fair Game“ und Ken Loachs „Route Irish“. In Irland ist man davon überzeugt, dass Loach gewinnt, auch wenn er bereits 2006 die Palme für „The Wind that shakes the Barley“ bekam. Es sind die irischen Wettbüros, die sich drum bemühen, ihren Regisseur nach oben an die Spitze zu bringen. Ob die Rechnung aufgeht? Abwarten und Tee trinken.

Festival de Cannes
Bis zum 23. Mai
www.festival-cannes.com