Ein Herzensprojekt auf der ZielgeradenDr. Richard Schneider und das lao-luxemburgische Herzzentrum

Ein Herzensprojekt auf der Zielgeraden / Dr. Richard Schneider und das lao-luxemburgische Herzzentrum
Der Luxemburger Kardiologe Dr. Richard Schneider (2.v.r.) supervidiert laotische Mediziner während einer Untersuchung an einem Patienten Fotos: Dr. Richard Schneider

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Seit mehr als 20 Jahren treibt der luxemburgische Kardiologe Dr. Richard Schneider das Projekt einer Herzklinik in Laos voran. In den kommenden Jahren sollen die laotischen Ärzte das lao-luxemburgische Herzzentrum in der Hauptstadt Vientiane gänzlich in Eigenregie führen. Doch es bleibt noch einiges an Arbeit zu tun.

Im Februar 2002 führte die von Dr. Richard Schneider geleitete Organisation „Aide au développement de la santé“ (ADS) die erste Operation am offenen Herzen im Krankenhaus Sethathirat in der laotischen Hauptstadt Vientiane durch. Bereits im November 2004 wurde das von ADS initiierte lao-luxemburgische Herzzentrum eingeweiht. Während die Kardiologen, Chirurgen und anderes medizinisches Personal von ADS jährlich mehrere Missionen im Herzzentrum absolvierten, wurde parallel heimisches Personal in allen benötigten Disziplinen ausgebildet. In den kommenden fünf Jahren sollen die Laoten darauf vorbereitet werden, das Herzzentrum vollständig zu übernehmen, um es in Eigenregie, ohne die Unterstützung der Mediziner von ADS, weiter betreiben zu können. Das sieht zumindest eine zwischen der luxemburgischen Nichtregierungsorganisation (NGO) und dem laotischen Gesundheitsministerium abgeschlossene Konvention vor, wie uns Dr. Richard Schneider erklärt.

Eines der Hauptprobleme, die sich im Laufe der Umsetzung des Projekts immer wieder stellten, ist weiterhin der Mangel an qualifiziertem Personal. Wohl hatte ADS ein komplettes Ärzte-Team aufgebaut, das die medizinische Begleitung der Herzpatienten in allen Stadien ihrer Behandlung sicherstellen konnte. Nach dem Abgang eines Kardiologen und eines Herzchirurgen jedoch schien das Projekt auf der Kippe zu stehen. Doch seien die verbliebenen Ärzte und Chirurgen bereit, die anstehenden Herausforderungen anzugehen. Ihnen sollte sich eine neue Kardiologin anschließen. Zudem setzen die Verantwortlichen von ADS große Hoffnung in zwei weitere Ärzte, die derzeit noch an thailändischen Krankenhäusern in der Ausbildung sind. „Wir brauchen noch mindestens zwei Chirurgen sowie zwei Spezialisten für die Herz-Lungen-Maschine“, erklärt Dr. Richard Schneider. Zwei weitere Anästhesisten beenden ihre Studien an der Universitätsklinik in Bangkok, sowie in der thailändischen Stadt Khon Kaen.

Zusammenarbeit gesucht

Eine Zusammenarbeit mit einem thailändischen Krankenhaus in Vientiane sieht Dr. Richard Schneider ebenfalls als eine Möglichkeit, weiteres Personal für den Bedarf des lao-luxemburgischen Herzzentrums ausbilden zu lassen. Dieses Krankenhaus, das der thailändischen „Kasemrad Group“ gehört, die mehrere Krankenhäuser in Thailand betreibt, sieht der ehemals in Esch/Alzette praktizierende Kardiologe aufgrund der hohen angebotenen Qualität als große Konkurrenz vor allem für das staatliche Krankenhaus von Mahosot, wo wiederum das lao-luxemburgische Herzzentrum angesiedelt ist.

Ein Herzchirurg von ADS wird von laotischen Medizinern während einer Operation assistiert
Ein Herzchirurg von ADS wird von laotischen Medizinern während einer Operation assistiert

Doch nicht nur die thailändischen Krankenhausbetreiber von Kasemrad sind in Vientiane aktiv. Neben dem Betreiber von Gesundheitseinrichtungen „Vamed“, der dem deutschen Gesundheitskonzern Fresenius angehört, haben sich ebenfalls chinesische Ärzte aus Kunming, einer Stadt in der Nähe der nordlaotischen Grenze, in der laotischen Hauptstadt eine Zweigstelle aufgebaut. Abgesehen haben es diese Gesundheitseinrichtungen in dem allerdings sehr armen Laos auf Privatpatienten. Von denen es offensichtlich jedoch künftig mehr geben könnte. Denn wie der ADS-Vorsitzende im Aktivitätsbericht der NGO feststellt, gebe es eine Tendenz im Laos, die bisher kostenlose Gesundheitsversorgung, selbst in öffentlichen Einrichtungen, zunehmend der Privatmedizin zu überlassen.

Wenn auch die laotischen Mediziner bereits seit Jahren eigenständig Herz-Operationen durchführen, so übernehmen die Herzchirurgen von ADS in mehreren Missionen im Jahr dennoch die schwierigen Fälle. An die 2.700 Operationen haben die verschiedenen Ärzte-Teams, die Dr. Richard Schneider für diese Einsätze nicht nur in Luxemburg, sondern unter anderem auch in Straßburg, Freiburg, Grenoble, Lyon und Paris rekrutiert hat, in all den Jahren bereits durchgeführt. Dabei habe es sich bei den Operierten zu gleichen Teilen um Erwachsene und Kinder gehandelt, hebt Dr. Richard Schneider hervor.

Fortschritte in der Kinderkardiologie

Eine große Herausforderung für die laotischen Ärzte ist die seit 2015 eingeführte interventionelle Kardiologie. Sie umfasst alle minimalinvasiven Untersuchungen und Eingriffe im Herzkatheterlabor, von denen durchschnittlich 20-25 Prozent der Patienten profitieren können. „Es wurden bereits 180 erfolgreiche Eingriffe durchgeführt“, erklärt der ADS-Präsident zufrieden. Weiter beherrschen die laotischen Spezialisten in der Kinderkardiologie mittlerweile Methoden, mit denen im Herzkatheterlabor angeborene Herzfehler behandelt oder zumindest in ihren negativen Auswirkungen auf den Kreislauf reduziert werden können. Zu diesen sogenannten interventionellen Herzkatheteruntersuchungen gehören unter anderem der Verschluss von Defekten in der Vorhofscheidewand des Herzens (durch Einsetzen eines kleinen Doppelschirmchens oder die Aufdehnung von Engstellen an Herzklappen durch Ballonkatheter).

Des Weiteren werden im lao-luxemburgischen Herzzentrum bereits Koronarangiografien erfolgreich durchgeführt. Dabei handelt es sich um ein invasives bildgebendes Verfahren, das mithilfe von Kontrastmitteln den Innenraum der Herzkranzgefäße sichtbar macht. „Zudem sollen die laotischen Chirurgen ab Ende 2024 in der Lage sein, Bypassoperationen durchzuführen“, so Dr. Richard Schneider weiter.

Hilfe auch in anderen Landesteilen

Doch nicht nur in der Hauptstadt Vientiane ist die NGO des ehemaligen Escher Kardiologen aktiv. Über die Jahre hinweg wurden auch in anderen Städten wie Paksé, Savannakhet oder Luang Prabang Missionen durchgeführt. Dabei wurden hauptsächlich Herzuntersuchungen, insbesondere bei Kindern durchgeführt. Dank dieser Einsätze erhielten auch Menschen in anderen Landesteilen die Chance auf eine oft lebensverlängernde Operation im lao-luxemburgischen Herzzentrum.

Da Laos zu den Zielländern der luxemburgischen Entwicklungshilfe zählt, kann die NGO von Dr. Richard Schneider auch auf die Unterstützung des hiesigen Kooperationsministeriums sowie dessen Agentur für Entwicklungszusammenarbeit, LuxDevelopment (LuxDev), zählen. Neben einer finanziellen Unterstützung würde LuxDev in den kommenden Jahren ebenfalls dabei behilflich sein, den administrativen Teil des lao-luxemburgischen Herzzentrums auf stabile Füße zu setzen.

„Das Projekt ist mit mir alt geworden“, meint Dr. Richard Schneider und deutet damit an, dass die Zeit gekommen ist, das Herzzentrum den laotischen Medizinern zu überlassen. Bis es so weit ist, dürfte der Kardiologe seinen bisher rund 108 Einsätzen im Laos jedoch noch einige hinzufügen.

Kontakt

Wer die Arbeit von ADS unterstützen will:
Aide au développement de la santé
31, rue de la montée
L-3321 Berchem
www.ads-ong.lu
Konto: LU64 0026 1439 5943 3500 (BILLLULL)

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