Am 12. Februar 1945 wurde Vianden als letzte Stadt befreit. Zum 77. Jahrestag der Befreiung lud die Stadt Vianden am vergangenen Samstag zu einer Gedenkzeremonie in Anwesenheit des US-Botschafters ein. Am Sonntagnachmittag fand die Vorführung des neuen Dokumentarfilms „The Final Liberation of Luxembourg – February 1945“ im Café-Club „Ancien Cinéma“ statt.
Die Idee zum Filmdreh entstand im Rahmen der Feierlichkeiten zum 75. Jubiläum der Befreiung. Die Pandemie verzögerte die geplanten Dreharbeiten, sodass der Film erst jetzt fertiggestellt werden konnte. Die beiden Historiker Roland Gaul und Marcel Scheidweiler standen den Filmemachern Tom Fehlen und Kim Makkinga mit historischem Material, Wissen und Nachforschungen zur Seite. Im Dokumentarfilm stellen die Cineasten mit eindrucksvollen und realistischen Szenen die Ereignisse vor 77 Jahren dar. Dabei setzten sie auf die Hilfe sogenannter Reenactor-Gruppen, Laiendarstellern aus Luxemburg, Deutschland, Großbritannien, Polen und den Niederlanden.
Aus technischer Sicht kamen Smartphones auf einem sogenannten Gimbal (Aufhängungsvorrichtung), aber auch handliche professionelle Kameras sowie Drohnen zum Einsatz. Die Kombination der genutzten Techniken erlaubte es den beiden Cineasten, einzelne Szenen sehr plastisch einzufangen und auf diese Weise die Zuschauer auf eine spannende Reise mitzunehmen. Beispiele hierfür sind die Stürmung der Burganlage oder die Überquerung der überfluteten Our mit Booten sowie Szenen von Verhaftungen.
Die beiden Filmemacher, hauptberuflich Zollbeamte, sammelten zuvor erste Erfahrungen in Munshausen. 2019 beteiligte sich das Duo am Film „Feel the history of the 28th infantry division – The bloody bucket“ in Munshausen. Die beiden Historiker Gaul und Scheidweiler geben im vorliegenden Dokumentarfilm Interviews und Erklärungen zu den sehr blutigen, 10 Tage andauernden Kämpfen und Gefechten.

Eigentlich sollten die Amerikaner bereits am 8. Februar 1945 Vianden befreien. Die reißenden Fluten der Our und Sauer bereiteten den Befreiern erhebliche Probleme. Boote trieben ab und versanken mitsamt Besatzung. Deutscher Beschuss, überfluteter Stacheldraht und ausgedehnte Minenfelder an den Ufern behinderten die Aktionen der amerikanischen Soldaten.
Etliche Bodentruppen
Die westlichen Zufahrtsstraßen Fouhren-Vianden und Niklosbierg-Vianden waren dank deutscher Truppen, Straßensperren und Minen unpassierbar. Spähtrupps des 1255th Engineer Combat Battalion identifizierten etliche feindliche Bodentruppen, ausgestattet mit Maschinengewehren, Granatwerfern und Artilleriefeuer. Die Fußgängerbrücke über die Our war ebenfalls in deutscher Hand. Damit nicht genug, der Kammerwald östlich von Vianden war durch seine tiefgestaffelten Befestigungen zu einer großen, fast uneinnehmbaren Festung geworden. Der Zugang zum Sanatorium war durch Tausende Minen, das dichteste Minennetz des Öslings, verwehrt. Von den Westwallbunkern hinter dem Sanatorium wurden die beiden Zugangsstraßen nach Vianden unter Feuer gehalten.
Nach sorgfältigen Vorbereitungsarbeiten erfolgte am 12. Februar der Angriff der US-Armee. Zwei Kompanien rückten gleichzeitig vor, um die Oberstadt mit einem Doppelangriff zu befreien. Mit heftigem Artilleriefeuer und Granaten wehrten die deutschen Truppen die US-Angriffe bei Tagesanbruch ab. Die Kämpfe dauerten etliche Stunden an. Erst am späten Nachmittag des 12. Februar war die Oberstadt befreit. Die Vorstadt mit dem Sanatorium war aber noch immer in deutscher Hand.
Bei der Befreiung Viandens fielen nicht nur Soldaten. Auch in der Zivilbevölkerung gab es Opfer zu beklagen. Die Viandener Miliz hatte zuvor im November 1944 die Zivilbevölkerung größtenteils evakuiert. Das Mittelalterstädtchen war, abgesehen von nur noch wenigen Bewohnern, ein Niemandsland.
Bis zur Befreiung der Vorstadt vergingen weitere Tage. Erst am 19. Februar 1945 setzte ein Zug der 28th Cavalry Reconnaissance Squadron zwischen Vianden und Bivels über die Our. Die Soldaten stießen zum Galgenberg vor und nahmen das Sanatorium ein. Tags darauf erfolgten heftige feindliche Gegenangriffe auf das Sanatorium, sodass weitere Truppen der 28th Cavalry Squadron als Verstärkung anrückten. Am 22. Februar 1945 wurde in Vianden eine Bailey-Brücke über die Our gebaut, das Gros des 28th Cavalry Reconnaissance Squadron setzte über, säuberte die Unterstadt und schaltete den Widerstand auf den Höhen aus. Luxemburg war befreit.
Quellenangabe: Geschichtsfrënn Vianden, Jean Milmeister
Info
Die DVD „The final Liberation of Luxembourg“ ist zum Preis von 15 Euro erhältlich. Bestellen kann man den Film aus dem Hause MK Hoolux Productions per Email unter [email protected].
De Maart
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