Ein außergewöhnliches Schauspiel bot sich den Fußgängern, die am Mittwochabend kurz nach 19.30 Uhr in der Nähe der Kulturfabrik in Esch unterwegs waren. Eine kopflose Frau wurde vor den Haupteingang der KuFa transportiert. Der fehlende Kopf spielt auf die Heilige Barbara an, die der Legende nach von ihrem Vater enthauptet wurde. Rund 40 Leute folgten dieser Prozession der außergewöhnlichen Art.
Der Umzug gehörte zu den Highlights der „Grande Soirée Sainte Barbe“, die die Kulturfabrik in Zusammenarbeit mit dem „Centre national de la culture industrielle“ (CNCI) auf die Beine stellte. Auf dem Programm standen außerdem ein Back- und Tattoo-Workshop, eine Präsentation des Schmiedehandwerks und ein Konzert der Brass Band „Hunneg-Strëpp“. „Wir wollten die Tradition der Heiligen Barbara ein wenig anders beleben“, erklärte Orane Courtalin, Kommunikationsbeauftragte der Kulturfabrik, dem Tageblatt. „Uns war es wichtig, den Besuchern ein eklektisches Programm anzubieten.“
Das Fest der Heiligen Barbara wurde ursprünglich vor allem in der Minett-Region von den Bergleuten gefeiert. Der Bergbau in Luxemburg ist seit 1981 mit der Schließung des „Thillebierg“ Geschichte. Die Tradition des „Bärbelendag“ soll jedoch weiterleben – und ein breites Publikum ansprechen. „Wir haben unser Programm um die lokalen Akteure und das lokale Handwerk aufgebaut“, so Courtalin. Im Vorfeld organisierten die Verantwortlichen bereits am Dienstagmorgen ein „Fanzine“-Workshop in der Kulturfabrik. Unter der Leitung der Illustratorin und Grafikdesignerin Irina Moons hat eine Schulklasse der Brill-Grundschule die Legende der Heiligen Barbara nachgezeichnet. Das fertige Magazin wurde bei der Veranstaltung am Mittwochabend unter den Besuchern verteilt.

Kreative Umsetzungen
Irina Moons war auch am Abend der Veranstaltung dabei – mit zehn Motiven für leicht abwaschbare Siebdruck-Tattoos, die in Zusammenhang mit dem „Bärbelendag“ stehen. „Ich habe schon öfters mit solchen Tattoos gearbeitet, aber ich passe meine Designs der Thematik an“, erklärte sie. Zur Wahl standen unter anderem ein Turm, ein Abbild der Heiligen Barbara sowie ein Blitz – eine Andeutung auf Bärbels Vater, der unmittelbar nach dem Mord an seiner Tochter von einem Blitz getroffen wurde. „Die Legende ist sehr düster, aber man sollte versuchen, die positiven Seiten hervorzuheben. Daher finde ich es schön, dass es hier ein Fest für die Heilige Barbara gibt“, sagte Moons.
Auch die Künstlerin Trixi Weis nahm an der „Grande Soirée Sainte Barbe“ teil. Auf Anfrage des CNCI sollte sie ein Projekt für den „Bärbelendag“ entwerfen, das vor allem zu einem jüngeren Publikum passt. Dabei kam ihr die Idee, Bärbel ohne Kopf darzustellen. „Das ist ein bisschen trash, das gefällt den jungen Leuten“, meinte sie. Für die Prozession hat Weis die Legende der Heiligen Barbara selbst nacherzählt, ihre Stimme aufgenommen und das Erzählte mit der passenden Geräuschkulisse untermalt. Auch die Attribute auf Bärbels Umhang – ein Turm, ein Blitz und ein Säbel – hat sie selbst entworfen. „Das Kleid und die Idee der Prozession sind eigentlich sehr traditionell. Es gibt nur den einen Haken, dass Bärbel keinen Kopf hat. Aber genau das macht die Prozession aus.“
De Maart








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