Freitag5. Dezember 2025

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MotorsportDrei Männer, drei Welten: Das ungleiche Titelrennen der Formel 1

Motorsport / Drei Männer, drei Welten: Das ungleiche Titelrennen der Formel 1
Einer von diesen dreien wird es: Am Sonntag klärt sich, wer dieses Jahr Formel-1-Weltmeister wird Foto: Philipp Fong/AFP

Nach mehr als 7.500 Rennkilometern haben noch immer drei Fahrer die Chance auf den Titel. Der Mehrkampf zwischen Lando Norris, Max Verstappen und Oscar Piastri in Abu Dhabi wird zur echten Nervenprobe.

Der WM-Titel war greifbar, und zwar im wahrsten Wortsinn. Die große Trophäe in Silber und Gold stand auf einem Tisch, gleich daneben auf der Couch: Max Verstappen, Lando Norris und Oscar Piastri – und nur einer von ihnen war nicht sonderlich beeindruckt. „Die sehen alle gleich aus, ich habe schon vier davon zu Hause“, sagte Verstappen am Donnerstag: „Eine fünfte wäre schön, aber auch ein Bonus. Ich habe schon alles erreicht.“

Es vergingen nur wenige Augenblicke, dann gab auch Norris seinen Kommentar zu diesem Pokal ab – und damit war eigentlich alles gesagt zur Ausgangslage vor dem großen Saisonfinale der Formel 1 in Abu Dhabi. Dieser erste WM-Titel sei sein „Leben, darauf habe ich hingearbeitet“, sagte Norris: „Es würde die Welt für mich bedeuten und für die Menschen, die mich immer unterstützt haben.“

Nach dem letzten Rennen am Sonntag (14.00 Uhr/Sky) wird der Titel Norris, Verstappen oder Piastri gehören, in den Tagen vor dem Showdown leben die drei aber in unterschiedlichen Welten. Zweifellos kann das Nervenkostüm die entscheidende Rolle spielen.

Da ist also Verstappen, der Weltmeister, der eigentlich gar nichts mehr zu tun haben sollte mit dieser Entscheidung. Im Sommer lag er mehr als 100 Punkte zurück, nun fehlen ihm als Zweitem nur noch zwölf Zähler auf Spitzenreiter Norris. Auch aufgrund der unerwarteten Aufholjagd wird er im Erfolgsfall am Sonntag nicht mit seinen Eltern feiern. „Mein Vater fährt eine Rallye in Afrika, meine Mutter ist zu Hause mit den Hunden“, sagte der Niederländer: „Ich hatte das hier ja nicht geplant.“

Piastri hat am wenigsten zu verlieren

Denn realistisch schien noch im September eigentlich nur ein Weltmeister im McLaren, und seither entwickelte sich Norris zum großen Favoriten. Er siegte und punktete konstant, während Piastri wochenlang so gut wie nichts gelang. Der Australier hat 16 Punkte Rückstand auf seinen Teamrivalen, benötigt jede Menge Schützenhilfe. Wie eine Niederlage kann sich der Sonntag vor allem für Norris anfühlen – und das ist nicht zu übersehen.

Beim Auftritt mit WM-Pokal in Abu Dhabi lachte der Engländer immer wieder ein wenig unsicher, knetete seine Hände. Er fühle sich „gut“, habe eigentlich „wenig über den Titel nachgedacht, bis hier alle danach gefragt haben“, sagte er: „Natürlich habe ich am meisten zu verlieren, ich stehe ja vorne.“

Norris ist der Einzige, der am Sonntag aus eigener Kraft Weltmeister werden kann, ein Podestplatz genügt ihm in jedem Fall. Das bedeutet aber auch: Führt Verstappen das Rennen an, gefolgt von Piastri, und Norris ist nur Vierter – dann könnte Piastri seinen Teamkollegen auf den Thron heben, indem er ihn passieren lässt. Er müsste damit aber sein eigenes Rennen schwächen, obwohl er selbst je nach Rennverlauf und bis in die letzte Runde ja noch eine Titelchance bekommen könnte. Etwa, wenn Norris und Verstappen spät ausscheiden.

McLaren-Teamchef Andrea Stella hatte ein Gespräch zu diesen Themen angekündigt, dieses habe aber noch nicht stattgefunden, sagte Norris am Donnerstag. Piastri, zurückgelehnt auf der Couch, zog bloß die Augenbrauen hoch: „So lange ich nicht weiß, was von mir erwartet wird, kann ich nicht sagen, was ich tun würde.“ Piastri ist mittlerweile derjenige, der am wenigsten zu verlieren hat. (SID)