Dienstag4. November 2025

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KommentarDie Zukunft der Erinnerung: Die Shoah und das identitätsstiftende Gedenken

Kommentar / Die Zukunft der Erinnerung: Die Shoah und das identitätsstiftende Gedenken
Ort des Schreckens und der Erinnerung: das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau Foto: AFP

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Zum 80. Jahrestag der Befreiung des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau stellen sich zahlreiche Fragen. Eine davon ist: Wie können wir an die Schrecken der NS-Zeit erinnern, wenn es keine Zeitzeugen mehr gibt? Mit einer digitalen Erinnerungskultur, mit „Hologrammen, die vom Holocaust berichten“, wie die Wochenzeitung Die Zeit vor vier Jahren einmal thematisierte. Doch rückt die Auseinandersetzung mit dem „Zivilisationsbruch“, wie der deutsch-israelische Historiker Dan Diner den Holocaust nannte, dadurch nicht in immer abstraktere Ferne, wenn wir von einer Online-Ausstellung zum nächsten digitalen Archiv surfen? Wird der Holocaust den Menschen nicht gar „entfremdet“, wie der ungarische Schriftsteller Imre Kertész einst schrieb?

Der deutsche Historiker Axel Doßmann macht in seinem jüngsten Artikel „Holocaust in höchster Auflösung“ auf den Umgang mit Zeugenschaft aufmerksam. Als Beispiel nennt er das Münchner Projekt „Lernen mit digitalen Zeitzeugen“, das mit virtueller Realität auf immersive Effekte setzt, die Figuren in historische Szenerien und Bildwelten einbettet, in die man dann per VR-Brille eintaucht. Erinnerungsarbeit als Videogame. Ob damit die Verantwortung, sich der Nazi-Verbrechen zu erinnern, „ein fester Bestandteil“ der deutschen Identität bleibt, wie es die frühere Bundeskanzlerin Angela Merkel versicherte?

Überhaupt, Identität: Zur Verwurzelung der Aufklärung über die Shoah im historischen Grundwissen, wie Piotr M.A. Czwiński, Direktor der Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau, schreibt, haben schulische Lehrpläne ebenso beigetragen wie Bücher, Filme und Fernsehserien. Auch Gedenkstätten tragen dazu bei, dass die Erinnerung von einer zur nächsten Generation übertragen wird. Czwiński betont, dass Erinnerung nicht dasselbe sei wie historisches Wissen. Beide stünden in einer Dualität zueinander. Als Gesamtes könne die Erinnerungskultur ein wichtiger Identitätsfaktor sein. Der „Aufbau von Identität auf Basis von Erinnerung“ kann und muss sich gerade in einer Zeit des erstarkenden Rechtsextremismus auf ganz Europa beziehen. Oder wie es Czwiński formuliert: „Das heutige Europa kann nicht objektiv verstanden werden, ohne sich des Dramas der zivilen Opfer des Zweiten Weltkriegs (…) grundlegend bewusst zu werden.“

Grober J-P.
27. Januar 2025 - 23.56

Hat jemand in der Runde Zugang zu eventuellen Listen übers Arbeitslager Schwaz und KZ Mauthausen, KZ Tambow ?