Editorial Die zögerliche Informationspolitik der Regierung öffnet den Raum für Spekulationen

Editorial  / Die zögerliche Informationspolitik der Regierung öffnet den Raum für Spekulationen
Die Livestream-Übertragungen der Regierung zeigen auch die Grenzen solcher Informationsveranstaltungen auf Foto: Editpress/Julien Garroy

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Journalisten sind dazu da, einen kritischen Blick auf die Handlungen der öffentlichen Hand zu werfen. Die Pandemie macht es für die Medien schwieriger, diese Kontrollfunktion auszuüben. Wie so oft in den letzten Monaten ist auch hier die Corona-Krise ein Vergrößerungsglas für bereits länger bestehende Missstände.

Seit einem Jahr leben Luxemburg und die Welt mit dem Virus. Seit letztem Jahr hat sich auch das journalistische Arbeiten verändert. Eigentlich ist die Rolle der Medien während der Corona-Krise wichtiger denn je: In dieser noch nie dagewesenen Zeit müssen Journalisten Fakten und Zahlen richtig einordnen, damit sich die Öffentlichkeit eine unabhängige Meinung bilden kann.

Diese Kontrollfunktion können Medien aber nur wahrnehmen, wenn sie den nötigen Informationszugang zu den relevanten Daten bekommen, um Sachverhalte analysieren zu können. Doch seit Beginn der Pandemie tröpfeln die Zahlen und Fakten eher in die Redaktionen herein, als dass ein wahrer Informationsfluss entsteht. Oft genug werden Presseanfragen nur spärlich, spät oder gar nicht beantwortet.

Die Pressekonferenzen der Regierung sind seit letztem Jahr über Livestream einsehbar. Für die Öffentlichkeit ist das eine gute Möglichkeit, einen Einblick in die tagtägliche Arbeit der Medien zu bekommen, denn so kann jeder sehen, wie solche Konferenzen ablaufen und wo die Grenzen solcher Informationsveranstaltungen liegen. Oft werden diese nur als reine Tribüne von den jeweiligen Rednern angesehen, um sich in ein gutes Licht zu rücken.

Bereits vor der Pandemie setzten Ministerien, Gemeinden und andere Instanzen verstärkt darauf, eigene Inhalte und Mitteilungen in den sozialen Netzwerken und auf eigenen Homepages zu publizieren – dabei wird die Presse gänzlich übergangen und niemand muss vielleicht unbequeme Fragen beantworten.

Ein Beispiel für diesen widerwilligen Umgang mit den Medien gelangte vor einigen Wochen an die Öffentlichkeit, als der Presse- und Informationsdienst der Regierung beschloss, die Aufnahmen der Pressekonferenzen um den Frage-Antwort-Teil zu kürzen. Diese Entscheidung hat die Journalistenvereinigung ALJP scharf kritisiert. Sie wertet dies als einen Eingriff in die Pressefreiheit. Mittlerweile wurde in dieser Sache zurückgerudert und angekündigt, die Videoaufzeichnungen wieder integral zur Verfügung zu stellen.

Denn nur wenn den Bürgerinnen und Bürgern die nötigen Informationen zur Verfügung stehen, sind sie dafür gewappnet, Gerüchte von Tatsachen zu unterscheiden. Ein Mangel an Transparenz führt hingegen ins Gegenteil und öffnet Raum für Spekulationen und Fake News. Und Fake News bieten den idealen Nährboden für Verschwörungstheorien.

Klawir
3. März 2021 - 23.09

@Peter G ja Sie haben vollkommen Recht das LST hat gar nichts gebracht. Ziel war anfänglich eine zweite Welle zu verhindern. als wären wir eine Insel... Zum Lachen. Die über 100 Millionen die da verpulvert wurden wären besser in Impfstoff investiert gewesen. Es ist ein Hohn mit anzusehen dass wir zu den letzten in Europa gehören was die Impfkampagne angeht. Fazit des LST übrigens: Es konnten so und soviel Infektionen durch das LST verhindert werden. Hätten sich mehr testen lassen dann wären..etc. Hätte hätte Fahrardkette.. Nichts als Gewurschtel und Geplänkel... Ein Fiasko von A bis Z. Und derweil sterben immer noch Menschen.

jean-pierre goelff
3. März 2021 - 14.01

Mr.Peter G......besonders die so hochkompetenten Siebenschläfer in Brüssel haben kläglich versagt und das kostet Menschenleben!Von Konsequenzen kann Otto-Normalverbraucher nur träumen,wie heisst es doch in diesem Sprichwort......und morgen geht's mit gleichem Fleisse,wieder an dieselbe .......e!

Peter G.
2. März 2021 - 23.29

Ich denke, die meisten Leute möchten von der Regierung eine Antwort auf nur eine Frage: wann werden wir wieviel Impfstoff zur Verfügung haben. Der Rest ist nur blablabla, vom Large Scale Testing (der fast nichts gebracht hat - kein Wunder, wir sind ja keine Insel) über Studien hier und da. In Amerika hat Biden heute angekündigt, dass bis Ende Mai genug Impfstoff da ist, um jeden Amerikaner zu impfen. Hallo Frau Lenert, Herr Bettel und liebe EU: wo bleiben unsere konkreten Ziele? Bis wann wird jeder Luxemburger sich impfen lassen können? Warum hat Luxemburg (so wie andere auch) wie Amateure verhandelt und kläglich versagt? Warum werden jetzt keine Konsequenzen gezogen?

Nomi
2. März 2021 - 10.36

@De klenge Frechdachs : Ech ginn iech an aerem Kommentar recht, mee wei' kann et eng onofhaengeg, transparenz, recherschei'ert, Press (Zeitung, TV, . . ) ginn wann dei' vun der Politik gesponsert ass ?

Von Blücher
2. März 2021 - 10.10

Die Presse wird gerne als vierte Macht im Staate zitiert , dem ist nicht so . Bestes Beispiel in der Geschichte des Journalismus die Affäre um den Mord an Jean de Broglie. Die Presse darf nur soweit berichten , ihr von der Politik die Informationen zugetragen werden, soweit die Interessen der Politik , des Staates gewährt sind .Luxemburg ist zwar Provinz und Statist im europäischen Gefilde, auch wenn manch Zeitgenosse dies nicht wahrhaben will, wird im Land am Volk vorbeireitet.

Lynn
2. März 2021 - 9.00

Gudden Artikel! Ech gi leider d'Gefill net lass, dass d'Regierung haaptsächlech nach iwert parlamentaresch Froen kommunizéiert. An och do maachen se eng ganz kräfteg Selektioun. Dat ka net sinn, scho guernet zu Krisenzäiten! Se stellen sech gären als esou transparent duer, an dobäi rutschen se vu Woch zu Woch méi déif an en ontransparent Lach. Et ass ganz kloer de falsche Wee!

De klenge Frechdachs
2. März 2021 - 8.27

D'Politik an och d'Presse hunn eng wichteg Missioun, de normale Leit sou verständlech wéi méiglech z'erklären, wat fir Decisioune getraff si ginn, a wat d'Grënn an d'Auswierkunge sinn. Leider bréngt d'Politik dat guer net fäerdeg (net nëmmen hei am Land), ma verschidde Medie reide léiwer op der mëttlerweil agebiergerter Form vun "berichten". Journalist ass een (menger onqualifizéierter Meenung) net, wann ee just eppes widderhuelt, wat schonn iergendwou vun engem anere verschafft ginn ass. Journalisten hunn eng wichteg Missioun, souwuel der Politik op d'Fanger ze kucken an d'Vollek opzeklären. Geschitt dat net, ass d'Resultat Anti-Maske-Demoen, Anti 5G, Anti-Impfung an an an. Kloer, et sinn der bei eis nach relativ wéineg. Et mierkt een, dass et héich Zäit gëtt, géigenzesteieren.  D'Realitéit ass, dass ze vill Leit sech net selwer informéieren, ma sech virun allem an de soziale Medien "informéieren". An wat do fir e Brach verzaapt gëtt läit op der Hand. Do gëtt jiddereen sech als Expert, wëll en iergendwou e Video gesinn huet, wou iergendeen eppes behaapt an dat geet dann duer, fir aner Leit ze beaflossen. Selwer eppes nosichen, op neutrale Säiten an dorausser e Räsonement ze zéien, kann net jiddereen (dat ass normal an net schlëmm, ma da mussen et do Géigemesure ginn). Wann een sech verschidden national an international Pressekonferenzen ulauschtert , da freet een sech, wéi wëll een normale Bierger dat verstoen (falls en iwwerhaapt Konferenz kuckt, di ass jo ëmmer em Zäiten, wou normal Leit schaffen).  Eis Diskussiounskultur huet dat läscht Joerzéngt staark gelidden, menger Meenung no, wéinst de soziale Medien an dem doraus entstanenen "Narzissmus". D'Leit gleewe mëttlerweil Saachen, do freet een sech, wat gëtt dat nach an Zukunft, wa Fakten net méi wichteg sinn.