Luxemburg machte den AnfangDie Umsiedlung von unbegleiteten Minderjährigen aus griechischen Flüchtlingslagern geht weiter

Luxemburg machte den Anfang / Die Umsiedlung von unbegleiteten Minderjährigen aus griechischen Flüchtlingslagern geht weiter
Am 15. April kamen die ersten unbegleiteten Minderjährigen aus Griechenland im Rahmen des EU-Umsiedlungsprogramms in Luxemburg an Archivbild: Editpress/Julien Garroy

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Luxemburg machte im April den Anfang, in den vergangenen Tagen wurden nun weitere minderjährige Flüchtlinge aus Griechenland in andere EU-Staaten umgesiedelt. Ziel ist es, die überfüllten Flüchtlingslager auf den griechischen Inseln zu entlasten und den Minderjährigen eine neue Chance zu geben.

In den Anfangsmonaten dieses Jahres hatte der luxemburgische Außenminister Jean Asselborn Druck gemacht. Bereits im September vergangenen Jahres hatten sich die EU-Staaten das Versprechen gegeben, unbegleitete Kinder und Jugendliche aus den überfüllten Flüchtlingslagern auf den griechischen Inseln in andere EU-Staaten umzusiedeln. Doch vorerst geschah nichts, bis eben Anfang dieses Jahres. Rund 5.000 unbegleitete Minderjährige, so die damaligen Angaben, waren aus den Krisengebieten des Nahen und Mittleren Ostens als Flüchtlinge auf griechischen Inseln im östlichen Mittelmeer und auf dem Festland gelandet.

Unter anderem, oder vor allem, auf Betreiben Jean Asselborns wurden die Gespräche und Vorbereitungen für die Umsiedlung der unbegleiteten Minderjährigen wieder aufgenommen. Corona-bedingt etwas zeitverzögert kamen am 15. April zwölf Jugendliche aus Griechenland in Luxemburg an. Einige Tage später wurden 47 Kinder und Jugendliche nach Deutschland gebracht. 1.600 unbegleitete Minderjährige sollten im Rahmen dieses Umsiedlungsprogramms mit Unterstützung des Europäischen Unterstützungsbüros für Asylfragen (EASO), der Internationalen Organisation für Migration (IOM), des Hohen Flüchtlingskommissars der Vereinten Nationen (UNHCR) sowie von UNICEF auf zehn EU-Mitgliedstaaten, die entsprechende Zusagen gemacht hatten, verteilt werden. Mittlerweile beteiligen sich elf EU-Länder (Belgien, Bulgarien, Frankreich, Kroatien, Finnland, Deutschland, Irland, Portugal, Luxemburg, Litauen und Slowenien) sowie Norwegen an dem Programm. Sie haben zugesagt, mindestens 2.000 unbegleitete Minderjährige aufzunehmen.

In dieser Zahl sind 450 ihrer Schicksalsgenossen nicht eingerechnet, die sich zwar alleine in Griechenland aufhalten, jedoch einen Antrag auf Familienzusammenführung gemacht haben, da sich ihre Angehörigen bereits in einem EU-Land befinden. Sie sollen vor allem nach Deutschland, Großbritannien und in die Schweiz transferiert werden.

Schwer kranke Kinder und Jugendliche

In den vergangenen Tagen nun wurden 49 weitere Kinder und Jugendliche nach Portugal und Finnland gebracht. Vorher waren im Juni noch acht unbegleitete Minderjährige nach Irland und sechs nach Deutschland umgesiedelt worden. In den kommenden Wochen sollen zwei Minderjährige nach Litauen, vier nach Slowenien, 18 nach Belgien, 50 nach Frankreich sowie 106 – einschließlich Geschwistern und Eltern – nach Deutschland gebracht werden. Deutschland hat zugesagt, nicht nur unbegleitete, sondern auch schwer kranke Kinder und Jugendliche mit ihren Familien aus Griechenland aufzunehmen. Laut Angaben der EU-Kommission kommen 243 Kinder in den Genuss dieser Zusage, mit ihren Familienangehörigen beläuft sich die Gesamtzahl auf 920 Menschen, die von den griechischen Inseln in Deutschland aufgenommen werden. Portugal nimmt mit 500 an der Zahl übrigens den größten Anteil an unbegleiteten Minderjährigen auf.

Den Angaben der EU-Kommission zufolge handelt es sich bei über 90 Prozent der unbegleiteten Kinder und Jugendlichen um Jungen. Die meisten von ihnen kommen aus Afghanistan, Syrien und Pakistan, weitere unter anderem aus Ägypten und Bangladesch. Die humanitäre Geste der aufnehmenden EU-Länder wird aus dem EU-Budget mit 6.000 Euro je umgesiedelter Person unterstützt.