Die stählerne Nacht: Escher Boxclub organisiert Revival nach rund 30 Jahren

Die stählerne Nacht: Escher Boxclub organisiert Revival nach rund 30 Jahren

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Vor drei Jahren erwachte der Boxsport in Esch aus einem rund 25-jährigen Tiefschlaf. Noch länger wartete die zweitgrößte Stadt des Landes auf die Wiederbelebung einer Box-Gala – die am Samstagabend (13.Juli) auf Belval als Nacht im Zeichen des Stahls und der eisernen Fäuste ein knallhartes Comeback feiert.

Unter freiem Himmel, begleitet von Rap-Künstlern und den Hochöfen im Hintergrund, startet der Escher Boxverein heute Abend sein Gala-Revival (Link: Veranstaltung bei Facebook) vor bis zu erhofften 400 Zuschauern. „Es gibt hierzulande sonst nirgendwo eine Open-Air-Gala. Die Stimmung wird also ganz besonders sein“, sagt Vereinspräsident Boris Molitor (Foto). Beim urigen Schauplatz der zwölf Amateurkämpfe, die heute (Samstag, 13.7.) ab 19 Uhr stattfinden, handelt es sich um die „Massenoire“ auf Belval – deren Vordach vor Sonne oder Regen schützt. „Das Ganze findet bei Sonnenuntergang statt, das ist unsere romantische Seite“, scherzt er.

Für jeden Boxverein bedeutet das Ausrichten eines Meetings „die Möglichkeit, der Außenwelt zu zeigen, welche Arbeit man in den Verein gesteckt hat. Wir wollen Präsenz zeigen. Es ist ein Teil unserer Öffentlichkeitsarbeit.“ Gleichzeitig sollen bestehende Vorurteile aus der Welt geschafft werden. „Ich sehe den Verein als eine Art Querschnitt unserer Gesellschaft. Vom Anwalt bis zum Schüler, vom Arbeiter bis zur Lehrerin, es ist alles dabei. Das Gleiche gilt für die vertretenen Nationalitäten.“ Unbekannt dürfte zumindest deren Präsident Molitor den wenigsten Eschern sein. Der Jeunesse-Fan ist 2016 Initiator der Wiederbelebung der „noble Art“ in der Minettemetropole gewesen. Und der Erfolg gab ihm recht.

„Kids Day“ ab 15 Uhr

Unter ihren 105 Lizenzierten zählen die Escher jede Menge Kinder. Deren Optionen, sich vor Publikum zu beweisen, sind jedoch mehr als begrenzt: Das Mindestalter für die Teilnahme an einem offiziellen Kampf liegt bei 16 Jahren, beim Verband darf man allerdings schon acht Jahre früher Mitglied werden – und warten. Eine lange Zeitspanne ohne richtige Kämpfe, die vorzeitige Abgänge zur Folge haben kann. „Jeder Basketballspieler freut sich ja auch auf Matches …“, vergleicht Molitor. Gebremst von diesem reglementarischen Problem, haben die Escher sich überlegt, ihren eigenen „Kids day“ im Sinne des Boxens zu organisieren. Der Nachwuchs bekommt so heute die Möglichkeit, sich ab 15 Uhr ins Rampenlicht zu stellen.

Genauso wie bei der Location dominierte bei der Auswahl der Boxer ein Gedanke: Kein Prunk, sondern ehrliche Fights. Die hauseigene Talentschmiede steht im Vordergrund des Events. Das Aushängeschild, Landesmeister Julian Stern, fällt zwar wegen einer Knieverletzung aus, stattdessen bekommen Tommy Amaral, Evan Sommereyn, Pol Schiltz, Charlotte Martin, Haris Celebic und Dwayne Marchetti die Möglichkeit, ihren ersten Amateurkampf quasi vor der Haustür zu bestreiten. Die Konkurrenz kommt aus Luxemburg, Neunkirchen, Idar-Oberstein (D), Hussigny, Yutz oder Algrange (alle F).

Kämpfe dauern keine 10 Minuten

Mindestens zwölfmal wird der Gong ab 19 Uhr ertönen, läuft alles nach Plan, ist der letzte Kampf gegen 23 Uhr beendet. Im Ring stehen sowohl komplette Neulinge als auch erfahrene Kämpfer (aufgeteilt nach Niveau) in den verschiedensten Gewichtsklassen. Im Klartext heißt dies: Bei der Hälfte der Matches steht ein Gesicht des noch jungen Klubs im Zentrum des Geschehens. Die sechs Sportler wurden bis auf eine Ausnahme ausschließlich beim BCE ausgebildet. „Man hat ihnen die positive Anspannung angemerkt. Wir werden heute (gestern) noch einmal locker trainieren und dann ist es schon so weit“, sagt Molitor.

Wer sich bislang allerdings nur Boxkämpfe im Fernsehen angesehen hat, sollte keine Vergleiche ziehen. Es wird weder Blut in Strömen fließen noch wird es ähnlich lange dauern wie beim legendären Blockbuster-Fight zwischen Apollo Creed und Rocky Balboa: Die Neulinge treten jeweils in sehr taktischen Kämpfen von 3×2 Minuten gegeneinander an, bei erfahrenen Boxern dauern die Auseinandersetzungen 3×3 Minuten. „Alles in allem freuen wir uns auf ein tolles Sportereignis“, sagt Molitor.