Sonntag26. Oktober 2025

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Die Schönheit der Entschleunigung

Die Schönheit der Entschleunigung
Scwelgerisch und melancholisch – Cigarettes After Sex in den Rotondes. (Foto: Isabella Finzi)

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Wie gut funktioniert sogenannter Dreampop auf der Bühne? Diese Frage wird bei Cigarettes After Sex umso legitimer, da der Bandname ja schon andeutet, dass der optimale Hörplatz ihrer Musik das Schlafzimmer ist. Das Konzert in den Rotondes war dann einerseits sehr monoton, andererseits haftete dieser leeren Schwerelosigkeit eine Neigung zur transzendentalen Schönheit an.

Take one. Bei Cigarettes After Sex ist der Name Programm: Die Musik klingt zu jedem Zeitpunkt postkoital. Die Energie ist weg, verpufft im Rauch der angezündeten Zigarette, man verspürt eine leichte Lethargie, eine zeitweilige Zufriedenheit, eine Schwerelosigkeit, aber auch die melancholische Gewissheit, bloß biologischen Trieben zu unterliegen, die sich irgendwann zurückmelden werden. Wie die Psychoanalytiker um Freud es bereits andeuteten: Keine Begierde ist dauerhaft stillbar.

Zwanglose Affäre

All dies fängt die Band in ihren besten Momenten auf eine grandios simple Art und Weise ein – so auch in der ersten Hälfte des Konzerts, im Laufe derer die Highlights des Debüts dicht aufeinanderfolgen.

So z.B. der Albumopener „K“, der von einer zwanglosen Affäre erzählt, die sich zu einer tiefgründigeren Beziehung entwickelt, das elegante „Sweet“ oder auch das ergreifende „Each Time You Fall In Love“. Es scheint ein bisschen, als würden Greg Gonzalez‘ schöne, melancholische Liebeslieder von der schwierigen Suche nach Substanz und Transzendenz im Zeitalter der Tinder-Quickies erzählen.

Interpol auf Valium

Take two. Bei Cigarettes After Sex ist der Name Programm: Genauso wie man mit dem Anstecken der sprichwörtlichen postkoitalen Zigarette eine fast schon klischeehafte Geste reproduziert, genauso reihen sich auch Cigarettes After Sex in eine ganze Riege musikalischer Traditionen und Gesten ein. „Sweet“ erinnert mit seinem Hall und seiner dunklen Eleganz an Dreampop der Marke Beach House, „Sunsetz“ hingegen beginnt mit einem Riff, das man bei Interpol auch schon fast genau so gehört hat.

Überhaupt klingen Cigarettes After Sex oft wie eine entschleunigte Version von Interpol, die bekanntermaßen ja auch nicht zu den energischsten Bands zählen. In den besten Momenten führt dies zu einer schönen Schwerelosigkeit, zu Leerstellen, die man kontemplativ mit eigenen Fragmenten melancholischer Nostalgie füllen kann.

Den ganzen Artikel lesen Sie in der Freitagsausgabe des Tageblatts.