Unter den Teilnehmern war auch der Escher Pilot und Vertreter des Escher „Aero-Clubs“ Jean Moia. Er begrüßte die Zusammenlegung als „eine gute Lösung, um Einigkeit zu erzielen.“ Auch der zukünftige Ortsgruppenführer Fred Welter war dem „deutschen Luftsportverband zu größtem Dank verpflichtet“, hatten die luxemburgischen Vereine „doch Jahrzehnte auf Förderung gehofft“.
Der Luftsport während der Vorkriegszeit
Die Gründung des DLV in Luxemburg knüpfte an die Anfänge des organisierten Luftsports im Land an, die auf den 28. November 1909 zurückzuführen waren. Die darauf folgenden Mondorfer und Merler Flugfeste begeisterten das Publikum, ehe der Erste Weltkrieg den Luftsport zur Pause zwang. Nach dem Krieg weckten belgische und amerikanische Piloten die Begeisterung der Bevölkerung auf den Flugfesten in Merl und sorgten für den Aufstieg von einheimischen Luft-Assen. Einer der Stars war der Pilot Lou Hemmer. 1928 machte er sich als Pilot selbstständig und konnte auf dem Mondorfer Flugfest 20.000 Zuschauer von der Fliegerei begeistern. Neben dem 1909 gegründeten „Aéro-Club luxembourgeois“ bildeten sich weitere Flugvereine, darunter der „Aéro-Club de la Vallée de Kayl“ und der „Aéro-Club du Bassin Minier“ in Esch.
Das erste größere Flugfeld wurde 1929 in Esch auf dem Lankhelzerweiher nahe Lallingen aufgebaut. Aus diesem Flugfeld entwickelte sich das Escher Aerodrom. Anlässlich der Unabhängigkeitsfeierlichkeiten 1939 wurden Flugshows und andere Veranstaltungen von den Flugvereinen organisiert. Beispielsweise startete vom Escher Aerodrom aus eine Maschine zum Rundflug über Luxemburg. Wenige Monate später führte der Beginn des Zweiten Weltkrieges zum abrupten Ende der Fliegerei im Land.
Die Fliegerei unter deutscher Besatzung
Mit der deutschen Invasion wurde auch die Fliegerei in Luxemburg von den Nationalsozialisten übernommen. Ab September 1940 kümmerte sich die NSFK-Gruppe 11 Hessen-Westmark um den Aufbau in Luxemburg. Das Nationalsozialistische Fliegerkorps (NSFK) war 1937 gegründet worden, um den Luftsport, die vormilitärische Ausbildung sowie die Luftfahrtpropaganda im Deutschen Reich zu übernehmen. Die Organisation stellte die Nachfolge des Deutschen Luftsportverbandes (DLV) dar, der bereits 1933 durch die Nationalsozialisten aufgebaut worden war. Das NSFK unterstand jedoch nicht der NSDAP, sondern dem Reichsluftfahrtministerium unter Hermann Göring. De facto beteiligte sich das NSFK jedoch an jeglichen Parteiveranstaltungen und war dieser gleichgestellt.
Zur vormilitärischen Ausbildung der Jugend – ganz nach der Parole Görings „Das deutsche Volk muss ein Volk von Fliegern werden“ – arbeitete das NS-Fliegerkorps eng mit der Hitlerjugend (HJ) zusammen. Neben den Ausbildungstätigkeiten innerhalb der HJ, sollte die Jugend auch in der Schule anhand von Modellbaustunden an die Fliegerei herangeführt werden. Mit der Gründung des DLV in Luxemburg sollten die Luxemburger in Esch und Sandweiler die Fliegerei und, nebenbei, in speziell dafür eingerichteten Werkstätten, den Modellbau erlernen. Später wurde der Modellbau auch als Pflichtfach in Schulen eingeführt.
Im April 1941 wurde der DLV in Luxemburg offiziell aufgelöst und durch die NSFK-Standarte 78 ersetzt. Die drei Stürme der Standarte in Luxemburg, Wiltz und Esch konnten einige Monate später bereits auf 210 aktive Mitglieder zurückgreifen. Die Aufgaben der Mitglieder waren verschieden: Sie fungierten als Ausbilder für die Jugend, nahmen selbst an Flugübungen teil und wurden aktiv als Propagandamittel der Nationalsozialisten eingesetzt. Anwesend waren die Sturmmitglieder bei Paraden, Propagandamärschen, Spendensammlungen und Kreistagen, stets uniformiert und mit vielen Flugeinlagen. Dies, anscheinend, zur großen Begeisterung der Bevölkerung.
Nach der Einführung der Wehrpflicht im August 1942 versuchten einige der NSFK-Ausbilder, darunter Lou Hemmer, ihre Schüler vor der Wehrpflicht zu schützen. Durch die Fälschung von Dokumenten durften die Schüler eine Ausbildung beim NSFK beginnen. Die Ausbildung sollte so lange wie möglich hinausgezögert werden, in der Hoffnung auf ein bevorstehendes Kriegsende. Alternativ sollten die Schüler weitab von der Front im Bodenpersonal der Luftwaffe und nicht im Heer eingesetzt werden.
Noch im August 1944 führte das NSFK in Esch Flugübungen durch. Nach dem Krieg wurde eine Mitgliedschaft im NSFK als kaum strafrechtlich relevant angesehen. Die ehemaligen Piloten distanzierten sich von ihrer Mitgliedschaft im NS-Fliegerkorps. Nichtsdestotrotz stellte eben diese Mitgliedschaft eine Kontinuität her zwischen den aufgelösten und den nach dem Krieg wiederaufgebauten Fliegervereinen.
Sowohl der DLV als auch das NSFK waren tief in der nationalsozialistischen Ideologie verankert und sollten die luxemburgische Jugend auf den Dienst in der Luftwaffe vorbereiten.
Zum Artikel
Dieser Artikel ist eine Kurzfassung eines Beitrages im Sammelband „Im Griff des Nationalsozialismus. Fallstudien zu NS-Organisationen in Luxemburg und der Ortschaft Schifflingen“. Das Buchprojekt ist eine Zusammenarbeit der Schifflinger Gemeinde mit dem „Musée national de la Résistance et des droits humains“, mit Beiträgen der Historiker*innen Yann Duarte, André Marques, Steve Devé, Jérôme Courtoy und Elisabeth Hoffmann. Das Buch ist für 10 Euro im Rathaus der Gemeinde Schifflingen am Empfang erhältlich. Der Erlös geht an die „Schëffleng Hëlleft asbl“.

De Maart
Ab 1933 hat der Papst alle Katholiken in seinem "Luxemburger Wort" tief in der NS-Ideologie verankert.
MfG
Robert Hottua