Montag3. November 2025

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EditorialDie Lösung für das Luxemburger Rentenproblem

Editorial / Die Lösung für das Luxemburger Rentenproblem
Der Luxemburger Rentenfonds hat das Kapital der Rentner letztes Jahr überaus erfolgreich investiert und einen milliardenschweren Gewinn erwirtschaftet  Foto: AFP/Miguel Medina

Die anstehende Rentendebatte sorgt für Unruhe, Streit und erhitzte Gemüter: Laut Prognosen sollen bereits im Jahr 2026 die Beiträge der im Privatsektor arbeitenden Bevölkerung nicht mehr ausreichen, um die versprochenen Renten der Menschen im Ruhestand zu bezahlen.

Angetrieben wird der Prozess dadurch, dass die Zahl der neu geschaffenen Arbeitsplätze aktuell langsamer wächst als gewöhnlich, während sich die Zahl der Renteneintritte beschleunigt. Die Regierung will mittels einer breit angelegten Diskussion nach Lösungen suchen.

Sorgen um einen echten Engpass in 2026 muss man sich derweil nicht machen. Während vieler Jahre sind mehr Beiträge ins System einbezahlt als Renten ausbezahlt worden – der Überschuss wurde in den „Fonds de compensation“ (FDC) gelegt und an den Finanzmärkten investiert.

Theoretisch könnte auf diese Reserve zurückgegriffen werden, um das kommende Defizit zwischen Einnahmen und Ausgaben zu decken. Auf mehr als 27 Milliarden Euro summieren sich die Gelder in der Reserve mittlerweile. Ende 2023 hätte diese alleine ausgereicht, um während 4,25 Jahren alle Rentenansprüche zu erfüllen.

Ob diese Überlegung allerdings Sinn ergibt, kann angezweifelt werden. Wird das Kapital in der Reserve nämlich mal angezapft, dann wird es schrumpfen. Trotz der vielen Milliarden würde die Reserve schnell aufgebraucht sein. Laut den Erwartungen der „Inspection générale de la sécurité sociale“ und der Luxemburger Zentralbank würde sie, bei unveränderter Politik, bis 2048 auf null sinken.

Rechnen könnte man auch anders: Letztes Jahr hat der Rentenfonds eine Rendite von mehr als 10 Prozent erwirtschaftet. Umgerechnet würde dieser Gewinn (2,9 Milliarden Euro) ausreichen, um fast die Hälfte aller Rentenansprüche aus dem Privatsektor (6,4 Milliarden Euro 2023, letzte verfügbare Zahlen) zu begleichen.

Natürlich ist das Ergebnis von 2024 ein Rekord. Der Gewinn ist nicht jedes Jahr gleich hoch. Doch der FDC hat die Reserve der Rentner seit seiner Gründung echt gewinnbringend angelegt. In den rund 20 Jahren wurde im Schnitt ein jährliches Plus von etwas mehr als fünf Prozent erwirtschaftet. Fast jedes Jahr hat der Fonds mit Gewinn abgeschlossen.

Nun stelle man sich vor: Wenn sich das Kapital im Fonds weiter so rasant entwickelt wie in den letzten 20 Jahren, dann könnten langfristig allein seine jährlichen Gewinne ausreichen, um einen beachtlichen Anteil der versprochenen Rentenansprüche zu bezahlen. Unabhängig von der Entwicklung der Beitragszahlungen.

Voraussetzung ist eine kluge Strategie: Nicht das gesamte Ergebnis ausschütten, sondern nur einen Teil – beispielsweise 50 Prozent. So kann der Fonds weiter wachsen. Und je höher die Summe im Fonds, desto gewichtiger der Anteil an den Rentenansprüchen, die mit der Rendite abgedeckt werden können. So würde er zu einem Finanzkonstrukt, das es auch den Generationen von morgen ermöglicht, am Reichtum von heute teilzuhaben. Ein paar Übergangsjahre müssten wohl mit Steuergeldern finanziert werden.

Der Luxemburger Rentenfonds steht damit bald vor einer entscheidenden Weggabelung. Er könnte entweder als kurzfristige Geldquelle gebraucht oder als nachhaltiges Generationenprojekt gestaltet werden. Die ganze Debatte um längeres Arbeiten, höhere Beiträge, neue Steuern oder Kürzungen wäre damit hinfällig. Das wäre nachhaltiger, als das Füllhorn zu leeren. In anderen Worten: Finger weg von der Substanz! Nur die Früchte ernten, nicht den Baum fällen.

Reinertz Barriera Manfred
29. Januar 2025 - 11.13

Es ist klar in Sachen Rentenversicherung ist noch kein Bedarf da an den Reserven des Fonds yu gehen, auch jetzt wäre es theoretisch erst(einen Schätzung!) 2048 der Fall, bis dahin ist noch Luft drin. Inder Vergangenheit gab es auch Alarmrufe, aber am vorhergesehenen Stichdatum war die Lage ganz anders, und deshalb sollte ma keine Panik machen von seitens dieser Ministerin, il n'y a pas de perril en la demeure Madame....

JJ
29. Januar 2025 - 10.11

" Nicht das gesamte Ergebnis ausschütten, sondern nur einen Teil – beispielsweise 50 Prozent. So kann der Fonds weiter wachsen."

Wird das nicht jeder tun der Geld investiert hat? Ähnlich wie bei den Superreichen und den weniger Reichen die nur einen Teil der Zinsen abgeben müssten und sie würden es noch nicht einmal merken.

Aber Anteil an Gewinnen sollte der Otto von der Straße doch schon haben bevor wir von Rentenkürzungen sprechen. Das könnte uns auch blühen in Zukunft.