Das großformatige Ölgemälde im Eingang des Foyers vom Rathaus zeigt Männer und Frauen bei der Heu-Ernte. Die Nostalgie, die das Kunstwerk des Ulflinger Künstlers J. Meyers verströmt, findet sich nur noch im Dorfkern von Weiswampach rund um die Kirche. Trotzdem begleitet das Kunstwerk die Verwaltung schon seit Anfang der Sechzigerjahre, wo seine Entstehung vermutet wird.

Es fand auch im neuen Rathaus einen prominenten Platz. Bei noch 20 aktiven Landwirten in der Gemeinde hat es seine Berechtigung – auch wenn seitdem vieles anders geworden ist. Als es gemalt wurde, war nicht daran zu denken, dass die Gemeinde heute mit dem Massen Center so gute Einkaufsmöglichkeiten bieten würde. 10.000 Menschen täglich frequentieren die Shopping-Mall, die mit mehr als 80 Geschäften entlang der N7 wirbt und nach Gemeindeangaben 1.200 Menschen beschäftigt.
Sehr viele Arbeitsplätze
Es war auch vor 60 Jahren nicht daran zu denken, dass die Gemeinde mal mehr Arbeitsplätze als Einwohner haben würde. Bei 2.620 Einwohnern (Stand: 1.1.2025) bietet sie aktuell rund 6.000 Arbeitsplätze. Dabei geht es hauptsächlich um Handel, Handwerk, Tourismus und Finanzdienstleistungen. Die Gemeinde verfügt über insgesamt drei Hotels. Davon ist das neu eröffnete „Anatura“-Hotel am See ein Vier-Sterne-Superior-Haus mit entsprechender Klientel.
Offenbar zieht es auch andere Angehörige einer zahlungskräftigen Schicht in die nördlichste Gemeinde des Landes, sonst würden Wealthmanagement oder Wirtschafts- und Steuerberatungsgesellschaften sowie eine Software-Entwicklungsfirma keinen Sinn ergeben. Das sind Wirtschaftszweige, die sich normalerweise nicht in Majorzgemeinden finden. Als einen der Gründe vermutet Bürgermeister Polfer „die Nähe zu Belgien”.

Weiswampach liegt an der Grenze zur deutschsprachigen Gemeinschaft Ostbelgiens. Die Belgier machen einen nicht unerheblichen Anteil an der Gesamtbevölkerung der Gemeinde aus. 2021 lagen sie mit 16,5 Prozent noch vor den Portugiesen, landesweit machten sie im gleichen Jahr nur 3,1 Prozent aus. Aktuell hat sich nach Gemeindeangaben die Verteilung normalisiert.
Hoher Anteil an Belgiern
Der Anteil der überwiegend deutschsprachigen Belgier (14,06%) liegt mittlerweile in etwa gleichauf mit dem Anteil der Portugiesen (14,62%). Das ist genauso eine Besonderheit gegenüber dem Rest des Landes wie das enorme Wachstum. Zwischen 2015 und 2025 wuchs die Bevölkerung Weiswampachs laut Statec um satte 66,86 Prozent und belegt damit den Spitzenplatz unter den 100 Gemeinden.
Ähnliche Werte erreichen nur noch Saeul mit 44,37 Prozent und Bauschleiden mit 44,09 Prozent im gleichen Zeitraum. Mit 6,8 Prozent Wachstum allein zwischen 2024 und 2025 liegt die Gemeinde deutlich über dem Landesdurchschnitt. Er liegt im gleichen Zeitraum bei 1,5 Prozent. Was zieht die Menschen in den hohen Norden? Wenn Rathauschef Néckel Polfer das für sich persönlich beantworten müsste, dann geht das so: „Die wunderschöne Natur mit den Bergen, die guten Einkaufsmöglichkeiten, die nahen Bahnhöfe in Clerf und Ulflingen und die Immobilienpreise.“
Moderate Immobilienpreise

Der Allgemeine Bebauungsplan, der 2023 vom Gemeinderat verabschiedet wurde, lässt Wohnraum für maximal 4.000 Einwohner zu. Drei PAPs sind derzeit in Vorbereitung, mit denen 50 Wohneinheiten in den nächsten Jahren hinzukommen werden. Attraktiv waren und sind offensichtlich immer noch die Preise. Das „Observatoire de l’habitat“ hat für den Zeitraum zwischen April 2024 und März 2025 rund 65 Wohnungsanzeigen für Weiswampach ausgewertet.
Mit einem Quadratmeterpreis von 17,77 Euro zur Miete liegt die Gemeinde am untersten Ende der Mietspirale im Land. Ähnlich ist es bei den Preisen für Bauland. Zwischen Januar 2015 und Dezember 2017 kostete laut „Observatoire“ ein Ar im Canton Clerf maximal 40.000 Euro.
Zum Vergleich: In der Hauptstadt und ihrem Speckgürtel kostete im gleichen Zeitraum ein Ar mindestens 100.000 Euro. Wachstum hin oder her, manche sprechen lieber von „Erholung“ hinsichtlich der Einwohnerzahlen. Es wird nämlich gerne vergessen, dass nicht nur Weiswampach, sondern der gesamte Kanton zwischen 1940 und 1980 von starker Landflucht betroffen war. Das hat sich heute ins Gegenteil verkehrt.
De Maart









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