EditorialDie „Fourrière“ im Süden als unendliche Geschichte: Ein Armutszeugnis

Editorial / Die „Fourrière“ im Süden als unendliche Geschichte: Ein Armutszeugnis
Beschlagnahmte Fahrzeuge in der Escher Hiel Foto: Editpress/Julien Garroy

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Seit ziemlich genau einem Jahr gibt es keine „Fourrière“ für abgeschleppte bzw. beschlagnahmte Fahrzeuge mehr im Süden des Landes. Im Mai 2020 hatte Kulturministerin Sam Tanson mitgeteilt, dass die Gebläsehalle auf Belval aus Sicherheitsgründen nicht als Veranstaltungsort für das Kulturjahr infrage kommen würde. Dort war die provisorische „Fourrière“ für den Süden und Westen des Landes untergebracht. Sie schloss wegen eben jener Sicherheitsprobleme Mitte August. 

Seitdem sind zwölf Monate vergangen, ohne dass sich etwas Grundlegendes verändert hätte. Abgeschleppte Autos werden von der Polizei im öffentlichen Raum abgestellt. In Esch blockierten sie zunächst die Parkplätze am Musikkonservatorium, was zu Protesten der Eltern führte. Inzwischen stehen die Autos etwas versteckter, vor allem in der Hiel, und besetzen dort die in Esch raren Langzeitparkplätze. Zudem sind die Fahrzeuge nicht gesichert und so regelmäßig Vandalismus ausgesetzt. Was die Anwohner davon halten, dürfte unschwer zu erraten sein.

Anfang dieser Woche erhielt der zuständige Minister Henri Kox (Innere Sicherheit) die bereits vierte parlamentarische Anfrage zu diesem Thema. Das Tageblatt hatte berichtet, dass die von ihm immer wieder ins Spiel gebrachte Lösung am Raemericher Kreisverkehr frühestens Anfang 2023 in Betrieb gehen könne: Im Fall einer positiven Stellungnahme der Straßenbauverwaltung müssten für die Planung zwei bis drei Monate vorgesehen werden, wie es aus dem von Kox mit dem Projekt beauftragten Ministerium für öffentliche Bauten von François Bausch heißt. Weitere zwei Monate werden für die Genehmigung und die Vorbereitung der Ausschreibung veranschlagt. Letztere dauert dann sechs Monate, genauso lange wie die anschließende Umsetzung. 16 Monate demnach im günstigsten Fall.

Das klingt nach einem schlechten Witz, ist es aber nicht. Unklar ist auch, ob es sich hierbei um eine provisorische oder eine langfristige Lösung handelt. In seiner Antwort schrieb Minister Kox im Juli 2021 von einer „provisorischen Lösung“ am Kreisverkehr, während er im September 2020 Raemerich noch als „langfristige Lösung“ bezeichnete. Provisorisch war schon die „Fourrière“ in der Gebläsehalle. Kein Wunder demnach, dass die Pro-Sud-Gemeinden Anfang des Jahres Kox in einer gemeinsamen Resolution aufforderten, endlich eine nationale Lösung für das Problem zu finden.

Die Leidtragenden der Situation sind nicht nur die Anwohner wie in der Hiel, sondern auch die Polizei. Der Mangel an Abstellraum beeinflusst dem Vernehmen nach ihre Arbeit. Nicht ganz abwegig könnte die Vermutung sein, dass die Abstellmöglichkeiten die Anzahl der abgeschleppten Fahrzeuge definieren. Anders formuliert: Stehen bereits zu viele Fahrzeuge zum Beispiel in der Escher Hiel, dann wird auch weniger abgeschleppt. Wie auch immer: Die Situation ist ein Armutszeugnis für Luxemburg. Und für den zuständigen Minister. Unter dem Strich haben beschlagnahmte Fahrzeuge nichts im öffentlichen Raum verloren. Und ein Provisorium durch ein Provisorium zu ersetzen und sich bis dahin durchzuwurschteln, ist kein Zeugnis von nachhaltiger Politik.   

Toni3
5. August 2021 - 21.58

Wenn ich meinen Sperrmüll irgendwo in Esch entsorge, kommt dann auch eine Kralle dran und bleibt dort liegen bis Nimmerleinstag? Ist so eine Schrottkarre mehr wert als Sperrmüll? - Ansichtssache!

Laird Glenmore
5. August 2021 - 15.58

@Fuchsberger erstens stehen manche Karren schon Monate da und zweitens wer so verantwortungslos ist und seinen Wagen einfach dort abstellt wo es ihm gefällt und sich nicht mehr darum kümmert der hat es nicht anders verdient. Besitzer die ihre Autos abgestellt haben könnten sich ja zu mindestens mal bei der Polizei oder der Gemeinde melden um einen Weg zu finden den Wagen entweder in eine Werkstatt oder eben zum Schrottplatz zu bringen , aber nichts tun und zu hoffen das andere sich darum kümmern ist auch keine Lösung. Wie denn? In Frankreich gibt’s kein Meldeamt an Hand der Fahrgestellnummer kann man auch in Frankreich den Besitzer ausfindig machen die leben nicht hinter dem Mond.

Pierre Wollscheid
5. August 2021 - 12.56

Ass dach einfach, den H Kox well Jo dat Gemengen mathellefen Wounraum ze schaffen, also einfach de Minister ebnet Drock setzen keng Leisung vir Fourrière, och keng matarbecht vir de neidech matarbecht wir Wounraum Esou ass de Ball erem beim Minister.

Fuchsberger
5. August 2021 - 11.48

@ Laird Glenmore "Die Polizei sollte die Besitzer der abgeschleppten Autos ausfindig machen " Wie denn? In Frankreich gibt's kein Meldeamt, neimand weiss wer wo wohnt. "sie dann Anschreiben und wenn die Wagen nicht bis zur anberaumten Frist abgeholt worden sind sollten sie Ordnungsgemäß verwertet werden, " Sie gehen aber ganz schnell mit anderer Leute Eigentum um, Eigentum ist verfassungsrechtlich geschützt, der Staat kann sich da nicht so einfach bedienen. Sogar für eine Kuhwiese braucht's manchmal 10-15 Jahre.

Laird Glenmore
5. August 2021 - 8.49

Die Polizei sollte die Besitzer der abgeschleppten Autos ausfindig machen sie dann Anschreiben und wenn die Wagen nicht bis zur anberaumten Frist abgeholt worden sind sollten sie Ordnungsgemäß verwertet werden, früher hatten wir Autoverwerter wie die Fa. Gillen in Foetz, Lamers in Petange und noch einen großen in Capellen.. Lasst die herrenlosen Vehikel doch einfach recyceln das schafft Platz und bringt etwas Geld in die Staatskasse, das wäre jedenfalls effizienter als Monate bzw. Jahrelange Debatten ohne Ende

jean-pierre goelff
5. August 2021 - 8.43

Waat een Aarmut!Op engem Terrain vun ARCELOR,zu Deïfferdang,Esch an esou weider wir dach bestëmt irgendwou eng Plaatz ze fannen!