Streik„Ball liegt jetzt bei der Direktion“: Auch Tag acht ohne Einigung – Ampacet dementiert Behauptungen

Streik / „Ball liegt jetzt bei der Direktion“: Auch Tag acht ohne Einigung – Ampacet dementiert Behauptungen
Montagmorgen: Schnee, doch der Streik hält Foto: Editpress/Alain Rischard

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Seit acht Tagen steht die Produktion bei Ampacet in Düdelingen still. Für die Gewerkschaft OGBL liegt der Ball nun bei der Direktion. Diese verweigert jedoch weiterhin jeglichen Dialog. Die Situation scheint festzustecken. Ein Ende des Streiks ist bislang nicht abzusehen.

Rund 50 der insgesamt 60 Mitarbeiter der Produktion von Ampacet haben letzten Montag die Arbeit niedergelegt. Jeden Tag, an dem nicht gearbeitet wird, verliert die Firma schätzungsweise 120.000 Euro. Doch das scheint die Direktion noch nicht zu beeindrucken, denn die schaltet weiterhin auf stumm. „So etwas hat es in Luxemburg noch nie gegeben. Hier werden Arbeitnehmer unter Druck gesetzt und ihrer Grundrechte – in diesem Fall des Streikrechts – beraubt. Arbeitsminister Georges Mischo, aber auch seine beiden Vorgänger haben deshalb das Verhalten der Direktion scharf kritisiert“, erboste sich Stefan Osorio vom OGBL am Montagmorgen vor den Toren des Unternehmens. Der OGBL hat deshalb schnellstmöglich um ein Treffen mit dem Arbeitsminister sowie Lex Delles, seinem Kollegen aus dem Wirtschaftsministerium, gebeten. Bislang gibt es allerdings noch keinen Termin. 

So etwas hat es in Luxemburg noch nie gegeben. Hier werden Arbeitnehmer unter Druck gesetzt und ihrer Grundrechte – in diesem Fall des Streikrechts – beraubt.

Stefan Osorio, OGBL

„Der Ball liegt momentan bei der Direktion von Ampacet. Sie hat das Luxemburger Sozialmodell mit Füßen getreten und das können wir so nicht hinnehmen. Ohne eine Lösung gehen wir hier nicht mehr weg. Diese Lösung sieht vor, den Kollektivvertrag wieder in Kraft zu setzen. Doch auch unsere zusätzlichen Forderungen sollen angenommen werden“, sagt Alain Rolling vom OGBL. Die Streikenden fordern unter anderem 2,5 Prozent mehr Lohn sowie zwei zusätzliche Urlaubstage. Gerüchten zufolge soll die Direktion der Düdelinger Produktion erstmalig seit Beginn des Streiks zu Gesprächen mit dem Hauptsitz in Amerika gezwungen worden sein. Genaueres ist bislang noch nicht bekannt. „Am Mittwoch werden wir den Arbeitsminister im Parlament auffordern, Ampacet so schnell wie möglich zur Chefsache zu machen, um eine schnelle Lösung des Konflikts zu suchen“, versprach Marc Baum („déi Lénk“) den Streikenden am Montag.

Die Belegschaft der Granulatproduktion streikt nun schon seit acht Tagen. Rund um die Uhr steht sie vor dem Portal. Egal, ob bei Regen, Schnee oder Temperaturen weit unter dem Gefrierpunkt. In regelmäßigen Abständen lassen die Streikenden immer wieder eine Sirene aufheulen oder sie machen sich gegenseitig Mut, indem sie ein Lied anstimmen, das eigentlich aus französischen Fußballstadien bekannt ist. Die Streikenden haben lediglich den Text an ihre Situation angepasst und so singen sie immer wieder „On est là – Même si la direction ne le veut pas – On est là“.

Spenden für die Streikenden

Gegen die Kälte hilft nur ein Lagerfeuer 
Gegen die Kälte hilft nur ein Lagerfeuer  Foto: Editpress/Alain Rischard

 „Immer wenn ich Schicht habe, komme ich hierher und streike mit meinen Arbeitskollegen. Für uns gibt es jetzt keinen Weg mehr zurück. Wir müssen dieses Tauziehen mit der Direktion für uns entscheiden“, so einer der Streikenden vor Ort. Die Arbeiter und ihre Sympathisanten werden deshalb auch weiter vor Ort ausharren. „Wenn nötig, werden wir den Protest noch ausweiten und ihn vielleicht sogar bis in die Hauptstadt tragen“, erzählt Osorio. 

Die Solidarität mit den Streikenden scheint in ganz Luxemburg groß zu sein. Immer wieder fahren hupende Fahrzeuge an den Streikposten vorbei. Doch auch unzählige Privatpersonen unterstützen die Streikposten mit Sachspenden. Viele bringen Nahrungsmittel und Getränke vorbei. Wer es sich leisten kann, karrt schon mal einen Anhänger voll mit Brennholz heran. „Wir brauchen momentan ziemlich viel Brennholz, da unser Lagerfeuer und die beiden Heizpilze die einzigen Wärmequellen sind, die wir haben“, erklärt einer der Streikenden dem Tageblatt.

Doch auch finanzielle Spenden werden weiterhin gebraucht. „Seit dem Beginn des Streiks haben wir bislang 16.000 Euro an Spenden für die Streikenden gesammelt“, freut sich Osorio. Die Streikenden erhalten zurzeit nämlich keinen Lohn, sondern nur eine kleine finanzielle Entschädigung von der Gewerkschaft. Mögliche Sympathisanten des Streiks können gerne auf das Post-Konto des OGBL unter IBAN LU87 1111 0002 3642 0000 spenden.

Die Direktion reagiert

Erst am späten Montagabend meldet sich die Direktion des Unternehmens per Pressemitteilung über ihren Anwalt zu Wort. Man halte es für notwendig, „die vielen falschen Behauptungen zu korrigieren, die über das Unternehmen verbreitet werden.“ So wolle man klarstellen, dass seit Beginn des Streiks keine Leiharbeitnehmer mehr eingestellt wurden und „wir auch die Löhne unserer Mitarbeiter nicht auf das gesetzliche Minimum gesenkt haben“. Seit März dieses Jahres verhandele Ampacet „in gutem Glauben und unter Einhaltung des luxemburgischen Arbeitsgesetzes“ mit den Gewerkschaftsorganisationen über die Erneuerung des Kollektivvertrags. Da keine Einigung in Sicht sei, trotz der Unterstützung des Nationalen Schlichtungsamtes (ONC), habe dies Ampacet dazu veranlasst, einen Antrag auf Nicht-Schlichtung zu stellen.

Das endgültige Angebot, das Ampacet dem ONC unterbreitet habe, sei „deutlich höher als das, was in den Medien vom OGBL berichtet wurde“. „Wir respektieren auch jeden Beschäftigten, der sich dafür entscheidet, von seinem Streikrecht Gebrauch zu machen, aber wir können nicht Diffamierung, Einschüchterung und illegales Verhalten jeglicher Art tolerieren“, so die Vorwürfe der Direktion weiter. Sie berichtet von Einschüchterungen und verbalen Angriffen gegen die Mitarbeiter, die sich gegen einen Streik entschieden hätten. „Darüber hinaus werden unsere Lieferanten und Kunden am Eingang des Betriebsgeländes blockiert, obwohl ein Gerichtsbeschluss dies verbietet“, empört sich das Unternehmen. 

Nomi
5. Dezember 2023 - 15.07

Wann den Patron den Kollektivvertraag kennegt, dann muss heen jo awer schons eng Idée hun waat heen an den Verhandlungen well erreechen.

Meeschtens ass et eso'u dass et vir den Patron vun Viirdeel ass wann den Kollektivvertraag firun leeft !
Et gett jo am Prinzip emmer vun der Gewerkschaft gekennegt !

Jemp
5. Dezember 2023 - 9.49

Déi arem Ampacet-Directioun!. Mir kommen d'Tréinen, ech mengen ech muss kräischen.

Joseph wagner
4. Dezember 2023 - 18.25

D’Directioun muss onbedingt hard bleiwen, an dem Ogbl d’Geneck brichen vir dass dei endlech verstinn dass maer hei net an Frankreich sinn.