Freitag17. Oktober 2025

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Bänke, Bier und blaue Flecken Das Tageblatt beim Fouer-Aufbau – Kann unsere Journalistin mithalten?

Bänke, Bier und blaue Flecken  / Das Tageblatt beim Fouer-Aufbau – Kann unsere Journalistin mithalten?
Eine der Zapfanlagen macht Probleme und muss ausgetauscht werden Foto: Editpress/Julien Garroy

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Auf dem Glacis wird derzeit gehämmert, geschraubt, geschleppt – und manchmal auch geflucht. Denn bis Freitagmittag muss die Schueberfouer fertig sein. Ich habe beim Aufbau der „Taverne Gambrinus“ einen Tag lang mitangepackt – um zu sehen, welche Arbeit die Schausteller leisten.

Noch ist die Schueberfouer nicht eröffnet, doch auf dem Glacis herrscht seit Wochen geschäftiges Treiben. Die Schausteller bauen Stände und Fahrgeschäfte auf, damit zum Highlight des Jahres alles bereitsteht. In den ersten Tagen ragten vor allem die großen Attraktionen empor, doch am Montag – nur fünf Tage vor der Eröffnung – wirkt die „Fouer“ bereits wie eine richtige Kirmes. In engen Gassen reihen sich Buden aneinander, dazwischen manövrieren statt Fouergästen Lkws, Autos und Anhänger. Hier sind Millimeterarbeit und ständige Abstimmung gefragt.

Hochbetrieb schon am frühen Morgen auf der „Fouer“
Hochbetrieb schon am frühen Morgen auf der „Fouer“ Foto: Jessica Oé

„Wir müssen uns alle beim Aufbau gut koordinieren, denn du siehst ja – viel Platz bleibt nicht“, erzählt Tom Metzler. Der Unternehmer betreibt die „Taverne Gambrinus“ und hat sich bereit erklärt, mich für einen Tag mitarbeiten zu lassen. 

Am Morgen war das Zelt noch fast leer. Am Nachmittag sieht es schon fast so aus, als könnten die Gäste jeden Moment kommen. 
Am Morgen war das Zelt noch fast leer. Am Nachmittag sieht es schon fast so aus, als könnten die Gäste jeden Moment kommen.  Foto: Editpress/Julien Garroy

Viel Zeit zum Plaudern bleibt nicht. Kaum angekommen, heißt es schon, Bänke und Tische zusammenbauen und aufstellen. Elena, Larisa, Laurent, Chris und Stefan arbeiten Hand in Hand – ein eingespieltes Team, das fest bei Toms Firma angestellt ist. „Schaut genau, ob alles unbeschädigt ist“, mahnt Tom, während er ein Foto des Zeltes vom vergangenen Jahr auf dem Handy aufruft. Wie ein Dirigent zeigt er dann, wo das Mobiliar stehen soll. In Windeseile sind die ersten Paletten leer – 17 Tische und 34 Bänke füllen bereits die Hälfte des Raumes.

Die Küche muss ordentlich sauber gemacht werden, um die Standards der Santé zu erfüllen. Larisa nimmt es deswegen ganz genau mit dem Putzen. 
Die Küche muss ordentlich sauber gemacht werden, um die Standards der Santé zu erfüllen. Larisa nimmt es deswegen ganz genau mit dem Putzen.  Foto: Editpress/Julien Garroy

Danach wird sich kurz koordiniert: Stefan und Laurent fahren mit einer langen Liste an benötigten Materialien zurück ins Depot nach Sandweiler, Chris kümmert sich um Kabel, die noch verlegt werden müssen. Tom wiederum wartet auf die Techniker einer Eventfirma, die im Zelt und an der Außenwand riesige LED-Wände installieren sollen. 

Vom jeden Tisch muss die Nummer des Vorjahres abgeknibbelt werden
Vom jeden Tisch muss die Nummer des Vorjahres abgeknibbelt werden Foto: Jessica Oé

Während Elena sich die Theke vornimmt, schwingen Larisa und ich die Putzlappen – damit die Gäste am Freitag auch an sauberen Tischen sitzen können. Die Kommunikation mit den beiden jungen Frauen läuft auf Englisch, beide stammen aus Rumänien. Ob sie schon wissen, welche Aufgaben sie während der Fouer übernehmen werden? „Das wird eine Überraschung“, lacht Elena. Die genaue Arbeitsverteilung steht noch nicht fest; im Moment konzentriert sich das Team ganz auf den Aufbau.

Tom Metzler hat sich mit der Taverne einen Lebenstraum erfüllt 
Tom Metzler hat sich mit der Taverne einen Lebenstraum erfüllt  Foto: Jessica Oé

„Es ist gerade eine ziemliche Sisyphus-Arbeit“, sagt Tom, während er im Zelt hin- und herläuft. „Kaum hat man einen Punkt abgehakt, tauchen schon wieder fünf neue auf. Lauter Kleinigkeiten, die aber dringend erledigt werden müssen.“ Und schon eilt er weiter. Larisa winkt mich heran. „Denk dran, die Tischnummern vom vergangenen Jahr abzuziehen. Die müssen wir neu bekleben, wenn alles steht.“ Also zurück zum ersten Tisch, um das Schildchen abzuknibbeln.

Nach den Tischen sind die umfunktionierten Blumenkübel an der Reihe, in denen später das Besteck Platz finden soll. Neben uns läuft im Akkord die Spülmaschine, während Elena einen der Grills schrubbt. Manchmal betreten junge Menschen das Zelt, in den Händen Zettel mit Lebenslauf und Motivationsschreiben. Das Team verweist sie an den Chef, der sich kurz mit einigen leise unterhält, ehe sie die Taverne wieder verlassen.

Auch die Sonne hilft mit bei den Aufbauarbeiten – und trocknet die gespülten Untersetzer in Windeseile
Auch die Sonne hilft mit bei den Aufbauarbeiten – und trocknet die gespülten Untersetzer in Windeseile Foto: Jessica Oé

Plötzlich dringt Stimmengewirr von draußen herein. Ein Blick hinaus: Tom und Chris helfen den Schaustellern hinter ihnen, einen Anhänger in eine enge Parklücke zwischen Bude und Lastwagen zu manövrieren. „Wir Schausteller helfen uns da gegenseitig, keine Frage. Man weiß ja nie, ob man nicht selbst mal auf die Hilfe anderer angewiesen ist. Und so kann ich gleich sicherstellen, dass sie mir die Kühl- und Reservecontainer nicht zustellen.“ Er zeigt auf vier weiße Container, die hinter dem Restaurant gestapelt sind, und öffnet einen davon. „Hier stehen unsere Bierfässer und Reservekisten. Da kommt aber noch einiges nach.“ Neu koste so ein Container zwischen 5.000 und 15.000 Euro. „Aber jeder kauft die gebraucht.“ Tom schließt die Tür wieder und deutet auf den Boden, wo einige Kabel herausragen. „Das sind die Bierschläuche. Sie laufen erst zur Kühlung und führen dann direkt an unsere Bar.“

Kurz darauf sind Laurent und Stefan zurück. Ihr Kleintransporter ist bis obenhin voll – darunter auch gelb lackierte Absperrungen, die zu zweit schwer zu stemmen sind. Als Elena kurz den Griff verliert, kracht ein Ende zurück aufs Ladedeck. „Verdammt!“, flucht Laurent und reibt sich das Schienbein. Ein paar Schrammen und blaue Flecken bleiben bei dieser Arbeit nicht aus. „Habt ihr an die Erste-Hilfe-Kisten und die Feuerlöscher gedacht?“, fragt Tom, als alles abgeladen ist und noch einmal rund zehn Tische mit Bänken aufgebaut sind. Stefan und Laurent seufzen – und machen sich gleich wieder auf den Weg nach Sandweiler. Mit einer neuen Liste im Gepäck, denn der Mannschaft vor Ort sind schon wieder ein paar Dinge eingefallen, die noch fehlen.

Millimeterarbeit ist gefragt
Millimeterarbeit ist gefragt Foto: Jessica Oé

„Wir müssen die gleichen Bestimmungen erfüllen wie ein normales Restaurant – nur, dass wir eben ständig unterwegs sind“, erklärt Tom. Und das sogar während der Aufbauzeit der Fouer: „Wir hatten jedes Wochenende ein Event, unter anderem Catering beim E-Lake. Und dann habe ich noch meine Metzgerei in Niederanven.“ Der Sommer sei für das Team eine sehr stressige Zeit. Rund 200 Stunden würde allein der Aufbau des Fouerstands kosten. „Ist die Fouer erstmal geschafft, dann sind wir alle richtig fertig. Das ist schon eine enorme Belastung“, erzählt Laurent später bei einer Rauchpause.

Aber zurück zu den Kontrollen: „Santé, ITM, Luxcontrol – die tauchen hier nach und nach auf, und wir müssen dann belegen, dass wir alles vorschriftsmäßig installiert haben. Heute Mittag kommt Robert Polfer von Safety Support vorbei, um die Feuerlöscher abzunehmen.“ Er entschuldigt sich – der nächste Termin steht an, ein Meeting außerhalb der Fouer.

Auf der „Fouer“ wird geschrubbt und poliert, bis alles auf Hochglanz ist
Auf der „Fouer“ wird geschrubbt und poliert, bis alles auf Hochglanz ist Foto: Editpress/Julien Garroy

Während der Mittagszeit findet sich ein kurzer Moment, um mit einem Kaffee über die Fouer zu schlendern. In derselben Gasse bauen drei Männer im Sonnenschein ein Fahrgeschäft zusammen. Ein Stück weiter hat eine Schaustellerin ihren Kassenbereich kurzerhand zum Picknicktisch umfunktioniert. Beim traditionellen Karussell werden gerade die Pferde auf Hochglanz poliert. Zwei noch leere Stellplätze fallen ins Auge. Tom erklärt später: „Die dürften nicht mehr allzu lange auf sich warten lassen.“ Auf die etwas ungläubige Frage, wie jetzt noch ein ganzes Fahrgestell zwischen die bereits aufgestellten Buden passen soll, lacht Tom: „Mit viel Geduld und Geschick.“

Bei den Spielen arbeiten viele der Aufbauer in der prallen Sonne
Bei den Spielen arbeiten viele der Aufbauer in der prallen Sonne Foto: Editpress/Julien Garroy

An den Eingängen kontrollieren Sicherheitsleute das Kommen und Gehen der Fahrzeuge. Jedes braucht eine Erlaubnis der Gemeinde, um durchgelassen zu werden. Gemeindearbeiter sind auch dabei, die roten, grünen und blauen Mülltonnen auf dem Schueberfouer-Gelände zu verteilen. Beim großen Schild stapelt sich noch die Reserve. Und zwischen dem ganzen Trubel sitzt im Schatten auf ihrem Rollator eine ältere Frau. Sie wird mir später als „Anni“ vorgestellt. „Ich bin ein riesiger Fouer-Fan“, beteuert sie. „Schon von Kind an. Und da ich im Rollingergrund wohne, hab ich ja auch nicht weit bis hierher.“ Sie sei schon seit Beginn der Aufbauarbeiten – wie jedes Jahr – täglich hier. „Von morgens 8 Uhr bis abends um 18 Uhr.“ Und wieso? „Das macht mir einfach Spaß, mir das Ganze anzuschauen. Und die Menschen sind einfach alle nett.“ Auch zur Fouer werde sie den ganzen Tag kommen.

Was hier wohl angeliefert wird?
Was hier wohl angeliefert wird? Foto: Editpress/Julien Garroy

Zurück in der Taverne steht nun das Säubern der Barhocker auf dem Programm, Elena und Larisa bringen die Küche auf Vordermann, Chris ist dabei, eine der Zapfanlagen wieder abzuklemmen. „Sie macht Probleme und muss ausgetauscht werden“, grummelt er. Chris ist der „Mann für alles“, schraubt, flickt und hämmert, wo er gebraucht wird. „Ich hab vorher bei einem Lieferservice für Möbel gearbeitet und hier nur in meinem Urlaub ausgeholfen. Doch die Arbeitsatmosphäre hat mir so gut gefallen, dass ich Tom gefragt habe, Vollzeit bei ihm zu arbeiten.“ Kaum ist die Zapfanlage ausgetauscht, sind Stefan und Laurent auch schon mit der dritten Fuhre zurück. Es wird wieder ausgeladen: Fritteusen, Feuerlöscher, Erste-Hilfe-Kästen, ein großes Gitter, das wohl für den Außenbereich bestimmt ist, noch eine Palette Bänke … Noch stapelt sich das alles, wo in wenigen Tagen Bierkrüge aneinanderschlagen und Musik über die Tische dröhnt.

Das Taverne-Grambinus-Team: (v.l.) Larisa, Laurent, Stefan, Elena, Tom und Chris
Das Taverne-Grambinus-Team: (v.l.) Larisa, Laurent, Stefan, Elena, Tom und Chris Foto: Jessica Oé

Dann ist kurz Zeit für ein Gruppenfoto – und schon laufen alle wieder in verschiedene Richtungen. Nur Tom hat dieses Mal etwas Zeit. Auf Umwegen sei er zu seinem heutigen Beruf gekommen. Eigentlich habe er als Elektriker gearbeitet, dann im Transportwesen, und schließlich habe er sich mit der Metzgerei und der Taverne einen Lebenstraum erfüllt. „Wie mein Name ja verrät, liegt der Beruf in der Familientradition. Aber ich habe das nicht sofort übernommen.“ Während des Gesprächs beäugt er kritisch die Tische, kramt nochmal das Foto vom letzten Jahr hervor. „Ich glaube, wir müssen nochmal nachjustieren.“ In Dreier-Teams wird sämtliches Mobiliar nochmal verrückt – es war alles ein Stückchen zu versetzt aufgebaut worden. Dann tauchen Robert Polfer und Jeff Herr auf. Die Feuerlöscher-Kontrolle steht an.

Auch Luxcontrol ist am Montagnachmittag auf der Fouer unterwegs
Auch Luxcontrol ist am Montagnachmittag auf der Fouer unterwegs Foto: Editpress/Julien Garroy

Nach knapp sechs Stunden schmerzt der Rücken und krachen die Knie. Meine Energie hat deutlich nachgelassen, während die Mannschaft der Taverne noch immer herumwirbelt wie am frühen Morgen. „Ist halt eine andere Arbeit als im Büro“, grinst Laurent. „Und dabei haben wir heute noch nicht wirklich schwere Dinge geschleppt.“ Er und Stefan planen gerade noch eine vierte Fahrt ins Depot. 

Stefan und Laurent tragen eine der Fritteusen in die Küche 
Stefan und Laurent tragen eine der Fritteusen in die Küche  Foto: Editpress/Julien Garroy

„Es bleibt noch einiges zu tun, ein paar Stunden werden wir noch hier sein“, erklärt Tom, als ich mich kurz danach verabschiede. „Wir wollen ja bereit sein, wenn am Freitag die Gäste zu uns kommen.“ Er freue sich aber darauf, wenn es richtig losgehe. Eine ähnliche Vorfreude spiegelt sich auch auf den Gesichtern der anderen Schausteller, die ich auf meinem Weg zur Tram passiere. Auf einer der beiden freien Stellen, die in der Mittagspause aufgefallen sind, steht nur wenige Stunden später eine fast fertige Konstruktion. Fünf Männer und zwei Frauen sind hier am Hämmern und Schrauben. Die Geräusche bleiben im Ohr, bis sich die Tramtüren hinter mir schließen.