Regionale KleinkunstDas „Stued Theater“ steht seit 15 Jahren für Kultur aus Luxemburg

Regionale Kleinkunst / Das „Stued Theater“ steht seit 15 Jahren für Kultur aus Luxemburg
Der Gründer des „Stued Theater“ in Grevenmacher, Georges Urwald (52), ist selbst Musiker und bietet seit 15 Jahren Livemusik, Kabarett und Theater auf der Kleinkunstbühne Foto: Editpress/Alain Rischard

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Das „Stued Theater“ direkt an der Mosel ist auch ohne Veranstaltung einen Besuch wert. Hier ist alles aus der Zeit gefallen. Alte Werkzeuge, alte Maschinen und das alte Gemäuer verbreiten nostalgische Sentimentalitäten und erzählen vom Handwerkerleben vergangener Zeiten. Die Aufführungen zeigen im Land produzierte Kunst. Die Kleinkunstbühne ist einmalig im Land.

Im „Stued Theater“ ist überall gelebtes Leben spürbar. Es ist die Geschichte einer alteingesessenen Handwerkerfamilie an der Mosel. Seit 1880 fertigen Generationen von Schreinern hier die Holzwagen, in denen hinter Pferdegespannen und später Traktoren alles Mögliche transportiert wird. Georges Urwalds Großvater ist der Letzte in diesem Beruf.

In seiner Werkstatt, die noch heute aussieht, als verließe gleich ein weiterer fertiger Wagen den Betrieb, gründet der Enkel das Theater vor 15 Jahren. So wie der Großvater sich mit seinem Berufsleben verewigt hat, tut es der Initiator mit seinem Sammlerinstinkt und der Leidenschaft für Musik.

Es gibt kaum einen Flohmarkt, den er verpasst, und die Mitbringsel ergänzen das, was an Requisiten ohnehin schon da ist. Selbst die Toilette ist ein Chronist der Zeit. Die schwarz-weißen Gruppenfotos, mit denen die Wände des stillen Örtchens dekoriert sind, zeigen glückliche Momente von Grevenmachern aus den letzten beiden Jahrhunderten.

Kunst inmitten einer museumsreifen Sammlung

Im Veranstaltungssaal selbst schmücken schon große Farbabzüge von Gästen die Fenster. Urwald ist Musiker und im Hauptberuf Musiklehrer. Mit der Definition „ein Musiker, der auch unterrichtet“, legt er die Prioritäten fest. Musikpädagogik und eine akademische Ausbildung am Jazzklavier bringt er als Rüstzeug für den Theaterdirektor mit, der er eigentlich nicht sein will.

Er hat eine andere Mission. Die Ursprünge des „Stued Theater“ gehen auf Hauskonzerte zurück, die Gründer Urwald schon veranstaltet, als es die Kleinkunstbühne noch nicht gibt. Freunde kommen, bringen ihre Instrumente mit und jammen zusammen. Urwald ist experimentierfreudig, bewegt sich mit seinen eigenen Projekten musikalisch in allen möglichen Genres.

Sich festzulegen, ist nicht seine Sache, dann schon eher die Improvisation. „Wenn es so frei aus einem heraussprudelt, das finde ich authentisch“, sagt er. Im „Stued Theater“ geht es zuallererst um einheimische Musik, lokale Bands, Theater- und Kabarettstücke luxemburgischer Autoren. Internationale Ensembles haben aber auch einen Platz im Programm.

Dicks, Schëppe 7 und der Zeitgeist

Ziemlich gleich nach der Eröffnung inszeniert Urwald die Operetten von Edmond de la Fontaine (1823-1891), genannt Dicks, neu. Die Besucher lieben es, ein Stammpublikum wächst heran. Heute tobt der Saal mit den 50 Sitzplätzen, wenn Bands wie die Schëppe 7 auftreten. Inmitten von so viel gelebter Geschichte muss man mit der Zeit gehen. Früher wurden die Einladungen noch per Post an Freunde und Enthusiasten verschickt. Heute kümmert sich eine Asbl. um den Betrieb.

In den Anfängen steht noch ein Schwein für die so gesammelte Gage der Künstler auf dem Tresen, heute gibt es Tickets, was zu trinken und Kleinigkeiten zu essen. Das Einzige, das geblieben ist, ist die Mundpropaganda, über die viele den Weg in die rue du Vin finden. Die Nostalgie zusammen mit dem Handwerksambiente zieht.

Deswegen kommen die Gäste und können bei den Live-Auftritten auf Tuchfühlung mit den Künstlern gehen. Es ist das Gegenteil des Angebots der Rockhal oder der Philharmonie, die auf bekannte Künstler und ein großes Publikum mit den entsprechenden Ticketpreisen setzen. Für Gründer Urwald ist es schlichtweg „Patrimoine“, das er im „Stued Theater“ pflegt – neben experimentellen, neuen Produktionen. 

Das ist die Mission, mit der er angetreten ist und die er in Zukunft um Hip-Hop oder Elektropop erweitern will. Die Gäste, die regelmäßig kommen, sind mittlere bis ältere Generationen. Ein junges Publikum zu ziehen, ist schwer. „Deren Klangwelten sind globaler, viel Mainstream“, sagt Urwald. Dennoch lohnt es den Versuch und er will es wagen.