Wer steckt hinter den zahlreichen Kriegsverbrechen im Sudan? Wer sind deren Verbündete in dem äußerst blutigen Konflikt? Sicher ist, dass Ägypten auf der Seite der SAF steht, und die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) auf jener der RSF. Beide Staaten liefern Waffen, die vor allem die Paramilitärs mit Gold finanzieren. Letztere sind mit bis zu 100.000 Kämpfern der SAF zahlenmäßig deutlich unterlegen, aber kontrollieren den Goldbergbau und werden dabei von der russischen Gruppe Wagner unterstützt.
Unter Burhans früherem Stellvertreter Mohammed Hamdan Daglo alias „Hemeti“ sind die RSF aus der sogenannten Janjaweed-Miliz hervorgegangen, die für den Völkermord in Darfur in den Jahren 2003 bis 2005 verantwortlich war. Nach dem Sturz des Diktators Umar al-Bashir 2019 blieb sie eine bedeutende Macht, deren wirtschaftliche Basis der Goldabbau in Darfur und das Söldnertum sind: Ihre Kämpfer waren zudem in Libyen und im jemenitischen Bürgerkrieg im Einsatz. Die heutigen Kriegsgegner al-Burhan und Hemeti putschten sich im Oktober 2021 gegen die damalige Zivilregierung an die Macht. Der Übergang zur Demokratie war gescheitert – an den Machtansprüchen der Generäle und an den externen Akteuren.
Doppeltes Spiel
Gold spielt eine zentrale Rolle in dem Konflikt, sowohl als Mittel zur Kriegsführung wie auch als eine seiner Ursachen. Nach der Unabhängigkeit des Südsudans 2011 verzeichnete die Goldminenindustrie ein beträchtliches Wachstum. Seit Kriegsbeginn erlebt der Goldhandel einen wahren Boom. Der Sudan ist nach Angaben der spanischen Zeitung El País mittlerweile der drittgrößte Goldproduzent Afrikas. Vor allem Russland und Iran nutzen Port Sudan, den wichtigsten Hafen des Landes am Roten Meer, um die SAF mit Waffen, Benzin und Munition zu versorgen. Im Gegenzug erhalten sie Gold. Russland kooperierte lange Zeit mit den RSF, betrieb aber ein doppeltes Spiel und stellte sich zunehmend auf die Seite der SAF.
Am meisten vom Goldhandel profitieren die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE), die zwar Verbindungen zu beiden Kriegsparteien unterhalten, aber ihren Fokus auf die RSF legen. Die Verbindung zwischen Hemeti und der VAE entstammt dem Krieg im Jemen, in dem von den VAE und Saudi-Arabien finanzierte RSF-Söldner kämpften. Außerdem besitzt Hemiti wie auch sein Bruder in dem Golfstaat Unternehmen. Die VAE statten, auch wenn Abu Dhabi die Waffenlieferungen abstreitet, die RSF mit Drohnen, Waffen und Munition aus – getarnt als humanitäre Hilfslieferungen. Der Nachschub gelangt vor allem über Libyen, Tschad und Uganda ins Land, wo lokale politische Akteure sich am Waffenhandel beteiligen sollen.
Burhan wie auch Hemeti wollen jeweils allein über den Sudan herrschen. Sie versuchen, sich die gesellschaftliche und ethnische Spaltung zunutze zu machen. Beide Warlords sind für Kriegsverbrechen, indem ihre Einheiten Krankenhäuser, Flüchtlingslager und Märkte angreifen. Die SAF ist mit der islamistischen Bewegung des Landes verbunden, die gute Verbindungen zu islamistischen Gruppen wie dem Islamischen Staat (IS) oder der Hamas unterhält. Auch die RSF rekrutiert Söldner mit dschihadistischem Gedankengut, vor allem aus der Sahelzone. Je länger der Krieg fortdauert, desto größer ist die Gefahr, dass der Sudan zum Zentrum islamistischer Gruppen wird.
Nähergerückt ist auch die Möglichkeit einer Teilung Sudans. Nach derzeitigem Stand hieße dies, dass sich die Regierung der SAF über das politische Zentrum des Landes in Zentral-, Nord- und Ost-Sudan erstrecken würde, die RSF-geführte Regierung über den Westen und den Süden des Landes. Eine Aufteilung des Sudans zwischen RSF und SAF würde jedoch kaum Frieden bringen. Die Ursprünge des Krieges – Machtstreben und wirtschaftliche Interessen – blieben weiter bestehen.
De Maart

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