Freitag19. Dezember 2025

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Rücktritt von Marc LiesDas sagen seine Gemeinderatskollegen zu seinem Abschied

Rücktritt von Marc Lies / Das sagen seine Gemeinderatskollegen zu seinem Abschied
Nach über 25 Jahren Kommunalpolitik zieht sich Lies nun zurück  Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

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Der Hesperinger Bürgermeister Marc Lies tritt aus gesundheitlichen Gründen von seinem Amt zurück. „Es war an der Zeit, die notwendigen Schlüsse daraus zu ziehen“, sagt Marc Lies im Gespräch mit dem Tageblatt und zieht Bilanz über seine Zeit als Kommunalpolitiker. Parteifreunde, Koalitionspartner und Opposition zeigen Verständnis für den Schritt. Seine Nachfolge soll Diane Adehm antreten. 

„Es fällt mir sehr schwer, diesen Schritt zu gehen“, sagt Marc Lies im Presseschreiben der CSV von Montag. Marc Lies prägte 25 Jahre und sieben Monate lang die Gemeindepolitik in Hesperingen mit. Er trat Jahr 2000 erstmals in den Gemeinderat ein, übernahm 2005 das Amt des Schöffen und wurde im Januar 2009 nach dem Rücktritt von Marie-Thérèse Gantenbein Bürgermeister. Seit Herbst 2009 gehört er zudem als Abgeordneter der Abgeordnetenkammer an. Lies war vor allem in den vergangenen Monaten keine unumstrittene Figur.

Für seine Kollegen im Gemeinderat kommt die Entscheidung von Lies überraschend. Im Gespräch mit dem Tageblatt führte Marc Lies am Mittwoch aus: „Die vergangenen 16 Jahre als Bürgermeister haben mich viel Kraft, viel Energie gekostet.“ Er habe seine Gemeinde „nach vorne bringen“ wollen, viele Projekte angegangen und durchgezogen. Dass er einen Burnout habe, verstecke er nicht. Dazu hätten sich aber nun weitere gesundheitliche Probleme ergeben, die ihm ein Weitermachen nicht erlauben. „Es kommt der Punkt, da muss man sich fragen, wie viel man sich, seiner Familie und seinem Umfeld zumuten kann und will.“ Es sei an der Zeit gewesen, die notwendigen Schlüsse daraus zu ziehen. Eine Entscheidung, mit der er mehrere Monate gehadert hätte. Lies bestätigt aber, dass er als Abgeordneter weiter aktiv sein werde. Er habe nur nicht die Kraft, beide Ämter in ihrer Vollständigkeit wahrzunehmen. „Also trete ich zurück, auch wenn es mir schwerfällt.“

Bei 25,5 Jahren Gemeindepolitik kommt viel zusammen. Nach seiner persönlichen Bilanz gefragt, holt Lies weit aus, spricht über neue Schulen und Maison relais, das neue Kulturhaus, die Sportinfrastrukturen auf dem Holleschbierg, Projekte wie „Hesper beweegt sech“ und den „Hesper Beachclub“. Insbesondere das neue Wohnviertel in Alzingen bezeichnet Lies als „Mammutaufgabe“. Das Thema Logement habe ihm immer sehr am Herzen gelegen, betont er. Seine Gemeinde sei in den vergangenen Jahren auch stark gewachsen.

Ein „bémol“ sei die Finanzaffäre gewesen, die 2019 ans Licht kam. Zwar stünde die Gemeinde heute finanziell deutlich besser da, als zu seinem Amtsantritt, als Hesperingen 20 Millionen Schulden hatte – heute ist die Gemeinde schuldenfrei. Dennoch sei es „enttäuschend“ gewesen, was passiert sei. Er sei nur froh, dass die entwendeten Gelder wieder zurückgekommen seien. Kurz geht Lies im Gespräch auch auf die jüngsten Streitereien in der Gemeinde ein. Er streite nicht ab, dass auch er Fehler gemacht habe. Das tue ihm leid. Aber „irren ist menschlich“. Lobende Worte findet Lies auch für das Gemeindepersonal. „Ich gehe mit viel Demut und großer Dankbarkeit. In Hesperingen arbeiten viele gute Leute.“ Seiner Nachfolgerin wünscht Lies, dass sie die Gemeinde ruhig weiterführe. „Man muss sich Zeit nehmen, und eng mit den Menschen zusammenarbeiten.“

Das sagen die anderen Parteien

Die angespannten Verhältnisse im Gemeinderat räumen auch alle Vertreter der Parteien in ihren Gesprächen mit dem Tageblatt ein. Doch das Erbe, das Marc Lies nach seinem Wirken als Gemeindepolitiker hinterlasse, gehe darüber hinaus. Für Claude Lamberty (Schöffe, DP) sei Lies ein langjähriger Weggefährte gewesen. „Wir haben über die Jahre mal einfachere, mal schwierigere Momente erlebt. Doch Marc war immer jemand, mit dem ich gut reden konnte und auf den Verlass war. Wenn er einem Projekt zustimmte, dann wusste man, dass man an einem Strang ziehen konnte“, sagt Lamberty. Lies habe in rezenter Vergangenheit nach außen ein anderes Bild abgegeben, als er ihn als Mensch kennengelernt habe. 

Stephen de Ron (Gemeinderat, „déi gréng“) spricht von „politischen Gräben“, die sich insbesondere in den vergangenen Monaten aufgetan hätten. „Die zwei letzten Jahren waren wir nicht auf einer Linie. Man muss nicht immer einverstanden sein, um anzuerkennen, dass Lies viel gute Arbeit geleistet hat“, sagt der Grünen-Politiker über Telefon. Lies habe sich vor allem dadurch ausgezeichnet, als Bürgermeister nah bei seinen Bürgern gewesen zu sein.

Auch Mathis Godefroid (Gemeinderat, LSAP) erkennt die Leistung von Lies an. Hesperingen sei mit dem CSV-Bürgermeister an der Spitze stark gewachsen und habe sich großen Herausforderungen stellen müssen. Lies schreibt er „große Kompetenzen“ vor allem in Wohnungsbaufragen zu. Dennoch sei es die Aufgabe der Opposition, auf Fehler und Versäumnisse aufmerksam zu machen. „Ich stelle zu keinem Zeitpunkt die Arbeit in Frage, die wir als Opposition gemacht haben“, so Godefroid. Auch der Schritt in die Presse sei nötig gewesen, vor allem wenn im Gemeinderat nicht auf die Einwände der Opposition gehört werde. Der LSAP-Politiker räumt einen „Vertrauensbruch“ ein, den es zwischen Lies und der Opposition gegeben habe.

Dennoch sei die Opposition nicht am Rücktritt von Lies schuld, wie es manche auf den Sozialen Medien behaupten.*

Die Nachfolge

Die Zweitgewählte Diane Adehm (CSV) soll nun die Nachfolge von Marc Lies antreten. Das teilte die CSV Hesperingen am Mittwoch mit. Adehm ist seit November 2005 Gemeinderätin und wurde im Oktober 2011 Schöffin. Sie ist also eine langjährige Begleiterin des ehemaligen Bürgermeisters. Die 54-Jährige war bei den vergangenen Gemeindewahlen Zweitgewählte auf der CSV-Liste. Damit hält sich die Partei an die „Wahlergebnisse“, wie es Guy Wester (Schöffe, CSV) bereits im Vorfeld der Entscheidung angekündigt hatte. In den Schöffenrat wird Jean Theis (Fünftgewählter, CSV) nachrücken. Mi Hee Lentz-Pak (CSV), die als Neuntgewählte einen Posten im Gemeinderat knapp verpasst hatte, soll nun dort aufrücken. Die endgültige Wahl durch den Gemeinderat und die offizielle Vereidigung stehen noch aus. Bis dahin wird Marc Lies weiterhin die Amtsgeschäfte führen. Man wolle weiterhin am Koalitionsvertrag mit der DP festhalten, hieß es von der CSV. 

Wie Marc Lies ist auch seine Nachfolgerin Diane Adehm (links) als Abgeordnete in der Chamber tätig
Wie Marc Lies ist auch seine Nachfolgerin Diane Adehm (links) als Abgeordnete in der Chamber tätig Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

Sowohl Lamberty als Koalitionspartner, wie Godefroid und De Ron als Opposition sprechen davon, dass sie erwarten, dass sich unter der neuen Spitze ein „konstruktiver“ Dialog auftut. Es sei teilweise mit Kanonen auf Spatzen geschossen worden – von beiden Seiten, sagt Lamberty. Er habe die Hoffnung, dass der „Ton“ zwischen den Mitgliedern des Gemeinderats sich nun etwas entspanne. De Ron betont: „Ich hoffe, dass wir nicht wieder Streit bekommen und dass auf die Opposition gehört wird.“ Godefroid sagt, er erwarte, dass auf die Opposition zugetreten wird und ein offener Dialog entsteht, „auch wenn sie unsere Stimmen nicht unbedingt brauchen“. 

Umstrittene Äußerungen

Marc Lies war in den vergangenen Monaten wegen diverser Affären vermehrt unter Druck geraten. Besonders kritisch wurde sein öffentlicher Kommentar auf Facebook aufgenommen, in dem er die brutale Tötung von fünf Hühnern in einem privaten Stall mit der Flüchtlingspolitik von Jean Asselborn in Verbindung brachte. Er machte in einem emotionalen Beitrag die „offene Tür“-Politik und eine angeblich deregulierte Gesellschaft verantwortlich. Später relativierte er seine Aussagen. Der Post sei falsch gewesen, dennoch betonte er erneut die Verantwortung der Politik für Sicherheit. Sein Kommentar stieß auf breite Kritik und trug zur Verschärfung des politischen Klimas bei.
Zu Jahresbeginn hatte Lies angekündigt, seine politischen Mandate aus gesundheitlichen Gründen zwei Monate ruhen zu lassen. Nach 29 Tagen kehrte er zurück und es gab die nächste Affäre. Grund war eine E-Mail des Bürgermeisters an Parteikollegen. Darin beleidigte er die Oppositionspolitiker Stephen De Ron und Mathis Godefroid und warf ihnen vor, Skandale zu inszenieren und Informationen aus nicht-öffentlichen Gemeinderatssitzungen weiterzugeben. Hintergrund war ein Streit um die Transparenz eines disziplinarischen Verfahrens gegen einen Ex-Gemeindebeamten. Lies verteidigte sein Vorgehen und die Arbeit der Gemeinde, räumte aber ein, aus Ärger emotional reagiert zu haben. Er betonte, seine Argumente künftig sachlich vorbringen zu wollen. Die Veröffentlichung seiner E-Mail in der Presse kommentierte er mit Verwunderung. (Red.)


* Diese Passage wurde in der überarbeiteten Version korrigiert. Im ursprünglichen Text hieß es: „Das hat er auch selbst so im Gemeinderat gesagt“, so Godefroid. Diese Aussage beruhte auf einem Missverständnis im Gespräch. Tatsächlich hat sich Lies im Gemeinderat nicht entsprechend geäußert.

JJ
5. Juni 2025 - 12.28

Wie immer in der Politik. Am Ende wird immer gelobt und sei der Graben noch so tief. Diplomatie nach außen und hinter der Hand:" Ett wor ene fiese Möpp,gut datt e fort is." Nennt man das nicht Heuchelei?

Grober J-P.
5. Juni 2025 - 9.06

Apropos Bürgermeister und Cie. Waren Sie nicht zur Gemeinderatssitzung in Dippach eingeladen?