ZukunftsvisionenDas „Musée du déchet – The Mud“ stellt eine Welt ohne Abfall dar

Zukunftsvisionen / Das „Musée du déchet – The Mud“ stellt eine Welt ohne Abfall dar
21 Jugendliche und das Center for Circular Economy haben das Museum in wenigen Monaten auf die Beine gestellt Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

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Wir sind umgeben von Müll. Im Haushalt, auf der Straße, in den Gewässern. In der Lebensmittel-, der Textilindustrie und vielen weiteren. Doch was ist Müll, wie entsteht er und wie kann man ihn vermeiden? Diesem Thema widmet sich ein Museum, das am Dienstag in Luxemburg-Stadt eröffnet wurde.

Wer den ersten Raum im „Musée du déchet – The Mud“ betritt, begibt sich auf eine Zeitreise ins Jahr 2050. „In dieser fernen Zukunft gibt es keinen Müll mehr. Alles wird unendlich wiederverwendet“, erklärt Jeannot Schroeder, neben Romain Poulles einer der beiden Geschäftsführer des Luxembourg Center for Circular Economy (LCCE). Das Zentrum ist im Bereich der Kreislaufwirtschaft aktiv, einem ökonomischen Modell, in dem Rohstoffe wiederverwertet werden. Doch nicht nur diese Einrichtung war am Projekt „The Mud“ beteiligt, sondern auch 21 Jugendliche von „Youth & Work“, einer Beratungsstelle, die jungen Menschen bei der Suche nach einer Ausbildung oder einem Arbeitsplatz zur Seite steht. „Von den ersten Ideen bis zur endgültigen Eröffnung dauerte es lediglich vier Monate“, sagt Romain Poulles rückblickend. In dieser Zeit wurde das Konzept für das Abfallmuseum ausgearbeitet und umgesetzt.

„Youth & Work“ bietet seit fast zehn Jahren Menschen zwischen 16 und 29 ein individuelles Coaching, Mentoring und Beratung bei der beruflichen Orientierung an. Ziel ist es, die jungen Leute bei praxis- und arbeitsmarktorientierten Projekten in Unternehmen zu begleiten und sie somit besser auf den Arbeitsmarkt vorzubereiten. Dank des Projektes „Musée du déchet“ haben bislang zehn Teilnehmer einen Arbeits- oder Ausbildungsplatz gefunden. Elf weitere befinden sich derzeit in einem Bewerbungsverfahren und werden weiterhin von „Youth & Work“ betreut, bis sie eine Arbeit oder Lehrstelle gefunden haben.

Weg von der Wegwerfgesellschaft

Doch zurück ins Jahr 2050. Die Menschheit, wie sie im Museum vorgestellt wird, produziert keinen Müll mehr. In mehreren Themenbereichen werden die verschiedenen Schritte erklärt, die zu einer Welt ohne Abfall führen. Doch das „Musée du déchet“ möchte nicht nur vor wachsenden Müllbergen warnen, sondern sucht auch nach Lösungen, um das Abfallproblem zu lösen. Vielmehr sollen sich die Besucher Gedanken zu dem Thema machen und diese mit in die Ausstellung einbringen.

Die jungen Menschen von „Youth & Work“ haben das bereits getan. Sie haben sich in mehreren Arbeitsgruppen und mit der Unterstützung der Experten des LCCE mit der Komplexität der Abfallwirtschaft sowie der Kreislaufwirtschaft als Alternative befasst und ihre Ideen zum Thema Textil, Plastik und Elektro verwirklicht.

Entstanden sind Objekte wie eine selbst genähte Weltkarte, die auf die Probleme in der Kleidungsindustrie am Beispiel einer Jeanshose hinweist. Oder ein „Müllboden“, der dem Besucher den Eindruck vermittelt, als wate er durch den Abfall eines typischen luxemburgischen Haushaltes. Ein mit Plastik befüllter Teddybär soll auf die tödlichen Folgen von Abfall und Umweltverschmutzung für Tiere aufmerksam machen, während ein anderes Objekt zu der fragwürdigen Ökobilanz von Tetra-Pak-Verpackungen dazu anregen soll, genauer hinzuschauen und zu recherchieren. Eine Darstellung der jungen und doch schon viel zu lange dauernden Geschichte des Wegwerfens füllt gar eine ganze Wand.

Diese und noch viele weitere Ausstellungsobjekte sollen den Besucher dazu auffordern, das eigene Verhalten grundlegend zu überdenken und zu verändern. Abschließend werden Lösungen aus der Kreislaufwirtschaft vorgestellt, die von jedem Einzelnen von uns umgesetzt werden können.

Das Museum in der rue Genistre ist von dienstags bis samstags geöffnet
Das Museum in der rue Genistre ist von dienstags bis samstags geöffnet Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

Das „Musée du déchet“ ist ein Pop-up-Museum und wird demnach nach einer Weile umziehen. Es ist aktuell von Dienstag bis Samstag im Josy Welter House geöffnet. Auch der Eintritt reiht sich in die Zukunftsvisionen der Verantwortlichen ein: Einen festen Preis gibt es nicht – jeder zahlt so viel, wie er kann. Kostenlos ist der Eintritt für Gruppen, die an Müllsammelaktionen des „Challenge Litterati“ teilnehmen, und für politische Würdenträger. Denn, wie Romain Poulles zum Abschluss erklärt: „Das gesamte System muss neu ausgelegt und überdacht werden. Das muss über die Politik geschehen, weswegen wir politischen Amtsträgern kostenlosen Eintritt gewähren.“ 

Anschrift

8-10, rue Genistre
L-1623 Luxemburg
Öffnungszeiten: 10 bis 18 Uhr von dienstags bis samstags