Immer wieder stellt sich die Frage: Wie steht es eigentlich ums Schloss Sanem? Läuft die Renovierung? Und was ist mit der 2021 angekündigten Zweigstelle der Hotel- und Tourismusschule Luxemburg (EHTL)?
Eines vorweg: Schloss Sanem ist nicht vergessen. Das historische Gebäude, seit 1972 im Besitz des Staates, steht seit 2016 leer. Doch Sanierung und Modernisierung brauchen Zeit – und Geld. Auch wenn es nach außen ruhig wirkt, passiert im Hintergrund doch nicht nichts.
David Weis, der frisch ernannte Direktor des „Institut national de recherches archéologiques“ (INRA), gibt Auskunft. Beim Schlossprojekt würden INRA und das „Institut national pour le patrimoine architectural“ (INPA) gemeinsam mit dem Bauherrn, der Verwaltung der öffentlichen Bauten, an einem Projekt arbeiten. Da es sich um ein denkmalgeschütztes Gebäude handelt, müssten zunächst die Auswirkungen der geplanten Nutzung auf die historischen Strukturen untersucht werden. Dafür habe das INRA bereits geophysikalische Messungen durchgeführt, mit ersten spannenden Ergebnissen – nämlich, dass unter der Erde rund um das Schloss noch einiges verborgen liegt.
Die Erkenntnisse aus Archäologie und Baugeschichte sollen helfen, Überraschungen und Verzögerungen während der eigentlichen Renovierung zu vermeiden. Ziel sei es, eine moderne Nutzung zu ermöglichen und die historische Substanz möglichst wenig zu gefährden, so Weis.
Kritische Stimmen
Wie es heißt, solle nach genauerer Analyse der Bodenuntersuchungen ein Treffen zwischen der Gemeinde und der Verwaltung der öffentlichen Bauten stattfinden. Wann genau, ist allerdings nicht bekannt.
Wie auch immer. Es bleibt weiterhin viel Geduld verlangt. Nachvollziehbar, dass das mitunter auf Unverständnis stößt.
Oppositionsrätin Myriam Cecchetti („déi Lénk“) kritisiert unter anderem, dass die Notwendigkeit der Sanierung nicht ernst genug genommen werde. Es sehe so aus, als ob das Gebäude verkomme, und es stelle sich die Frage, ob überhaupt noch etwas gemacht werden könne. Sie spricht von einer verpassten Chance.
Auch Serge Faber („déi gréng“) zeigt sich enttäuscht über den ausbleibenden Fortschritt – dabei stehe seine Partei hinter der Idee einer Hotel- und Tourismusschule auf Schloss Sanem. Dieses Projekt sei eine dringend notwendige Investition in die nationale Bildungslandschaft und zugleich eine Bereicherung für das kulturelle und kulinarische Angebot der Region. Doch seit 2021 sei kaum etwas geschehen. Bisher sei auch kein konkretes Projekt vorgestellt worden. Statt in das Schloss zu investieren, miete der Staat nun teure provisorische Räumlichkeiten in einem Privatgebäude in Steinbrücken an. Nachhaltigkeit sieht anders aus, so Faber, der zudem befürchtet: „Ce n’est que le provisoire qui dure.“ Ganz von der Hand zu weisen ist diese Sorge nicht.
Fest steht aber, dass die Zweigstelle der Hotel- und Tourismusschule in den Süden ziehen wird, schon sehr bald. Aber nicht ins Schloss, sondern zunächst ins GridX, den riesigen Neubau in Wickringen, direkt an der Autobahn. Schon ab dem Schuljahr 2025/2026 sollen dort vier bis fünf Einstiegsklassen der Hotelfachschule, also Niveau viertes Jahr Lyzeum, starten, so EHTL-Direktor Michel Lanners. Ein Jahr später solle dann die nächste Klassenstufe folgen. Insgesamt bestehe im GridX Kapazität für rund 250 Auszubildende.
Kaum vor 2035
Da zum Schulstart im September 2025 noch nicht alles fertig sein werde, müssen die dann geschätzt 60 bis 80 Schüler und Schülerinnen noch das eine oder andere Mal aus dem Süden nach Diekirch an den Hauptsitz der Schule pendeln. Das sei aber nicht schlecht, betont Michel Lanners, „so bekommen sie noch den ‚Stallgeruch‘ unserer Schule mit“. Details zur Umsetzung des Betriebs in der Annexe sollen folgen. Klar sei aber, so der Direktor, dass die EHTL weiterhin an den Campus Sanem glaube und daran festhalte, auch weil so ein Schloss mit für die Öffentlichkeit zugänglichem Restaurant doch ganz gut zur Hospitality-Philosophie der Schule passe.
Auch wenn die EHTL nun also vorerst anderswo untergebracht wird, bleibt Schloss Sanem im Fokus. Doch vor 2035, so hört man, scheint eine Nutzung kaum realistisch zu sein. Im Tageblatt-Interview hatte Bildungsminister Claude Meisch im September 2021 gesagt, er könne sich nicht genau auf die Eröffnung der Zweigstelle der Hotelschule festlegen. Von um die fünf Jahre sprach er und meinte, „unter Umständen aber eher, als man denkt.“ Im Endeffekt wird es jetzt viel, viel später.
Simone Asselborn-Bintz nimmt die Verzögerungen eher gelassen und bleibt optimistisch. Mehr kann sie als Bürgermeisterin der Gemeinde Sanem auch kaum tun. Das Schloss liege aber keineswegs brach, betont sie. Regelmäßige Kontrollen würden sicherstellen, dass es in gutem Zustand bleibt. Zudem sei das Anwesen für Bürgerinnen und Bürger frei zugänglich. Das solle auch in Zukunft, also nach Einzug der EHTL, so bleiben. Dann könnten im Schloss aber auch zivile Zeremonien veranstaltet und von den Kochkünsten der Schule profitiert werden. An Ideen mangelt es wahrlich nicht – nur bis jetzt noch an der Umsetzung.

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