Die Begrüßung bei unserem Besuch im „Café culturel Le M-Tiss“ fällt herzlich aus, sofort lädt Betreiber Jean Dib Ndour auf eine Tour durch die Räumlichkeiten ein – als würde er uns stolz sein neues Zuhause präsentieren. Das Lokal öffnete vor einer Woche seine Türen in Differdingen. Im Gebäude der Maison Moderne oberhalb des Parc Gerlache können sich Besucherinnen und Besucher mit einem kühlen Getränk erfrischen, ein Buch genießen oder mit dem Ladenbetreiber plaudern. Konferenzen, Lesungen, Konzerte und Theater sollen bald zum Café-Alltag gehören. „Unsere Eröffnung am vergangenen Freitag war ein voller Erfolg“, so Jean Dib. „Das Lokal war prall gefüllt, die Menschen tanzten bis 1 Uhr nachts – es war wundervoll.“
Jean Dib wurde im Senegal geboren und wuchs in einem Dorf auf, in dem die Erziehung der Kinder eine kollektive Aufgabe war: „Bei uns zu Hause gingen immer Menschen ein und aus, jeder wurde mit offenen Armen willkommen geheißen.“ Diese Philosophie möchte der Schriftsteller nun auch in sein Café einbringen. Der Name „M-Tiss“ ist dabei Programm: Er steht für „métissage“ und bedeutet „Mischung“. Das Zusammenbringen verschiedener Kulturen, der Austausch zwischen Menschen aus unterschiedlichen Gesellschaftsschichten und das Fördern der kulturellen Bildung liegen ihm besonders am Herzen: „Das ‚Fremde’ ist keine Bedrohung, es ist eine Bereicherung – ich möchte einen Ort der interkulturellen Begegnungen für Differdingen schaffen.“
Ein etwas anderes Konzept
Café culturel Le M-Tiss
Öffnungszeiten:
Dienstag bis Freitag von 11 bis 14 und von 16 bis 1 Uhr
Samstag und Sonntag von 14 bis 1 Uhr
Adresse:
30, avenue de la Liberté, L-4601 Differdingen
Webseite: m-tiss.lu
Der Lokalbesitzer veröffentlichte selbst bereits drei Bücher, unter anderem über das Thema des „Vivre ensemble“. „Differdingen ist ein Paradebeispiel hierfür“, sagt Jean Dib. „In der Stadt leben so viele unterschiedliche Menschen, ob jung oder alt, arm oder wohlhabend – das ‚M-Tiss’ soll alle zusammenbringen.“ Seine Studien in der Rechtswissenschaft und dem Hotelgewerbe hat er in Dakar und in Paris absolviert und einige Jahre in London gelebt. In Metz hat er dann sechs Jahre lang ein literarisches Café geführt – die gute Lage in Differdingen und der soziokulturelle Hintergrund der Stadt haben ihn dann nach Luxemburg gezogen. Das Gebäude wird von der Gemeinde verwaltet, Jean Dib Ndour mietet das Lokal, das sich auf zwei Etagen erstreckt.
Im kulturellen Café fallen neben den Bücherregalen die vielen Vintage-Möbel und Deko-Artikel ins Auge, die mit Preisschildern versehen sind. „Ich habe eine große Leidenschaft für alte Gegenstände, Vintage-Möbel und Inneneinrichtung“, verrät der Sammler. „Die meisten Möbel und Gegenstände habe ich auf Trödelmärkten ergattert. Die Besucher können die Stücke hier im Lokal kaufen.“ Alte Möbel, Sofas und Lounge-Ecken verleihen dem Lokal einen urigen Charakter, an den Wänden hängen Bilder eines deutschen Künstlers.
Jean Dib führt das Lokal mithilfe von zwei Angestellten. Aktuell biete das Café nur Getränke und abends Käse- sowie Wurstteller an. In nächster Zukunft soll die Auswahl allerdings ausgeweitet werden: „Wir haben vor, ein Gastronomie-Konzept auszuarbeiten, sodass die Besucher kleine Gerichte bei uns genießen können“, sagt er. „Außerdem wollen wir mit lokalen Produzenten und Unternehmen zusammenarbeiten, um den Austausch auch auf dieser Ebene zu erweitern.“
De Maart
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