Luxemburger Fußballmeisterschaft: Titelsieg nach Wahnsinnspartie

Luxemburger Fußballmeisterschaft: Titelsieg nach Wahnsinnspartie

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Dass der F91 auch diese Saison wieder Luxemburger Fußballmeister werden würde, war vor dem vorletzten Spieltag klar. Wie aber der 15. Titel in der Düdelinger Vereinshistorie zustande kam, war einfach nur Wahnsinn. 0:0 zur Pause, dann innerhalb von elf Minuten 0:3 zurückliegend, drehte der F91 mit einem Wahnsinnsfinish zwischen der 71. und 87. Minute noch die Partie, um schlussendlich noch mit 4:3 zu gewinnen. Da kommt selbst bei den erfolgsverwöhnten Düdelingern noch Freude auf.

Von unserem Korrespondenten Christophe Junker

Kurz nach Spielende fasste F91-Angreifer Sanel Ibrahimovic die Aufholjagd seiner Mannschaft wie folgt zusammen: „Am Ende ist es noch schöner, so den Titel zu gewinnen. Wir haben unseren guten Charakter bewiesen. Anders als es in der Zeitung stand, machen wir keine Geschenke und bekommen auch keine Geschenke.“ Ibrahimovic selbst war es, der mit seinem Anschlusstreffer zum 3:1 in der 71. zur Aufholjagd blies und dann auch mit dem 4:3-Siegtor kurz vor Schluss der USH den „Todesstoß“ versetzte. Auf seine letzten Tage im Dress des F91 bewies er demnach noch einmal ausdrücklich, wie wertvoll er noch ist und warum sein zukünftiger Klub aus Wiltz sich die Hände reiben kann. „Noch ist der Wechsel nicht perfekt, doch ich will meine Karriere dort beenden. Dort ist mein Zuhause. Jetzt aber will ich noch das Double holen und dazu beitragen, dass dem F91 die beste Saison seiner Klubgeschichte sowie die erfolgreichste in der Geschichte im Luxemburger Fußball gelingt.“

Dass es überhaupt zu diesem Krimi kommen konnte, hatte sich der F91 eigentlich selbst zuzuschreiben. Denn zur Pause hätte der F91 bereits recht komfortabel führen können. U.a. vergaben oder scheiterten Ibrahimovic (3x), Turpel, Sinani (2x), Malget und Jordanov am eigenen Unvermögen oder an USH-Keeper Roulez.

Solch ein Chancenwucher rächt sich bekanntlich oft. Und so schien es auch zu kommen. Dass sich der F91 in Acht nehmen sollte, wurde zudem bereits kurz vor der Halbzeitpause klar, als Lavie an Joubert hängen blieb. Der F91-Keeper muss sich dann wie in einem schlechten Film vorgekommen sein, als er zunächst von Lavie per Elfmeter bezwungen wurde (56.) sowie wenig später nach einer wahren Slapstick-Einlage noch mal hinter sich greifen musste. Aus 5 Metern nämlich köpfte Danso zunächst zweimal an die Latte des F91-Tores, ehe der dritte Versuch dann saß. Nach dem 3:0 durch wiederum Lavie wurden Erinnerungen an letzte Saison wach, als die USH den F91 vor eigener Kulisse bereits böse überraschte (2:1-Sieg).

Doch der F91 mitsamt Coach Dino Toppmöller blieb ruhig. Im Minutentakt, wenn nicht sogar im Sekundentakt, rollte anschließend eine F91-Angriffswelle nach der anderen auf das USH-Tor zu. Nachdem „Ibra“ den Bann gebrochen hatte, war klar: Dieses Ding ist noch nicht gegessen. Pokar (3:2/81.) sowie eine „Bogenlampe“ von Turpel (3:3/85.) bewahrheiteten das. Gnadenlos stach dann Ibrahimovic noch einmal zu. Den Schampus hatten sie sich damit wahrlich verdient.

Die Räder drehen schnell

Vergangene Saison hatte die USH am 1. Spieltag (4. August 2017) mit einem 2:1-Heimsieg über den F91 Düdelingen für einen echten Paukenschlag gesorgt. Wie schnell aber im Fußball die Räder drehen, wird klar, wenn man einen Blick auf die damalige USH-Aufstellung richtete und diese mit der Mannschaft von gestern verglich. Mit Cédric Steinmetz und Aldin Dervisevic standen lediglich noch zwei Spieler aus der letztjährigen Siegermannschaft auf dem Platz. René Peters und Chris Stumpf, damals ebenfalls mit von der Partie, saßen gestern zunächst auf der Auswechselbank. Aufseiten des F91 hingegen erinnerten sich noch acht Spieler an die damalige Blamage: Jonathan Joubert, Tom Schnell, Sanel Ibrahimovic, Mario Pokar, Danel Sinani, David Turpel, Clayton De Sousa (Bank) sowie Dominik Stolz. Und fast hätten sie wieder eine böse Überraschung im „Gréngewald“ erlebt. Schiedsrichter war damals übrigens – wie auch am Sonntag – Herr Durieux.


Lesen Sie dazu den Kommentar von Dan Elvinger.

F91 Düdelingen: Ein Titel als Ende einer Ära