Differdingen„Crassier“ soll aufgeschüttet werden – Umweltverträglichkeit nicht bekannt

Differdingen / „Crassier“ soll aufgeschüttet werden – Umweltverträglichkeit nicht bekannt
Die Halde zwischen Differdingen und Sanem erstreckt sich über insgesamt 150 Hektar Foto: Editpress-Archiv

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Die Gemeinderäte aus Differdingen und Sanem haben in der letzten Sitzung eine Aufschüttung im sogenannten „Crassier“ gestimmt und das, obwohl die Ergebnisse der Umweltverträglichkeitsstudie noch nicht vorliegen. Vorrangig soll dort Bauschutt aus der Baustelle des geplanten Südspitals abgelagert werden.

Der „Crassier“, wie die 150 Hektar große Mülldeponie zwischen Sanem und Differdingen genannt wird, kann in drei verschiedene Zonen eingeteilt werden. Zum einen gibt es die „historische Deponie“. Auf diesem Teil lagert vor allem Müll von anderen Standorten. In einer zweiten Phase wird nicht giftiger Restmüll zwischengelagert, um dann recycelt und aufgewertet zu werden. Im hinteren Bereich des Geländes befindet eine weitere Deponie, wo Aushubmaterial gelagert wird. Diese Deponie wird weder von ArcelorMittal genutzt noch betrieben werden. Eine luxemburgische Firma lagert dort Baustellenmüll.

In der letzten Gemeinderatssitzung hatte Differdingens Bürgermeisterin Christiane Brassel-Rausch („déi gréng“) erklärt, man müsse diese Genehmigung ausstellen, auch wenn die Umweltverträglichkeitsstudien noch nicht vorlägen, da sich der Bauherr an die nötigen Kommodo-Prozeduren gehalten habe. Die Bürgermeisterin aus Sanem, Simone Asselborn-Bintz (LSAP), verwies ebenfalls auf diese Prozeduren. Zusätzlich zu der Abstimmung haben sich die beiden Gemeinden juristischen Beistand geholt und die eingereichte „opposition formelle“ bleibt auch weiterhin bestehen. Den Gemeindeverantwortlichen wurde bei einem Treffen im Wirtschaftsministerium versichert, dass nur unbedenkliches Material zur Aufschüttung der Mülldeponie genutzt werden soll.  „Indem man eine Bauschuttablagerung als Aufschüttung bezeichne, umgehe man das noch laufende Genehmigungsverfahren“, schreibt das Onlinemedium reporter.lu in Berufung auf Insiderinformationen. 

Immer wieder sorgte der „Crassier“ für Gesprächsstoff und die Politik musste mehrmals eingreifen. Umweltministerin Carole Dieschbourg musste sich vergangenen Januar vor der zuständigen Chamber-Kommission verantworten. Eine Lösung für die Abfallproblematik gilt zudem als sehr kompliziert, weil es keinen passenden Ort in Luxemburg gebe, wo ArcelorMittal seine Sonderabfälle deponieren könnte. Den Abfall ins Ausland zu verfrachten, wäre eine Möglichkeit, die allerdings mit hohen Kosten verbunden wäre. Der Vorwurf wiegt dennoch schwer, denn durch die illegale Entsorgung von Industrieabfällen könnte auch mit Schwermetallen verseuchtes Wasser in die Korn („Chiers“) geflossen sein. Einer Analyse des „Laboratoire national“ von 2007 zufolge sind die Gewässer mit den für Menschen gefährlichen Stoffen Chrom und Kobalt belastet.  AH