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Diskussionen um CovidCheck„Corona-App ist nicht gleich Corona-App“

Diskussionen um CovidCheck / „Corona-App ist nicht gleich Corona-App“
Auf dem EU-Zertifikat befinden sich auch persönliche Daten. Aus diesem Grund musste auf eine Speicherfunktion in der App verzichtet werden. Illustration: Ministère de la Santé

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CovidCheck.lu sorgt für Diskussionen. So kritisieren viele Nutzer, dass in der neuen App keine Impf- oder Test-Bescheinigungen gespeichert werden. Dafür gibt es allerdings zwei gute Gründe, wie das Gesundheitsministerium beteuert: eine Deadline und der Datenschutz.

Im Sommer 2020 war sie in aller Munde: die Corona-Warn-App. Die erste Infektionswelle war gerade überstanden, Europa war vereint in der Sorge um einen Rückfall und die damit einhergehende Rückkehr zu drastischen Einschränkungen. Infektionsketten zu unterbinden, bevor sie ausarten, lautete das neue Ziel. Bürger per Smartphone in die Bekämpfung mit einzubinden, war eine der potenziellen Lösungen.

Während sich andere Länder kurzum für den digitalen Ansatz entschieden, blieb es in Luxemburg nur bei den Diskussionen. Weite Teile der Öffentlichkeit lehnten den Einsatz neuer Technologien kategorisch ab, während auch die Politik einer solchen App generell skeptisch gegenüberstand. Aus Datenschutzgründen. Und weil es angesichts einer breit angelegten Test- und Tracing-Strategie keiner digitalen Lösung bedurfte, wie die Gesundheitsbehörden beteuerten.

Knapp ein Jahr später aber hat das Großherzogtum nun doch noch seine „Corona-App“, wenn auch mit Abstrichen. Sie wurde weder als Warn-App konzipiert noch für das Contact-Tracing optimiert. Zertifikate und andere Dokumente können auch nicht gespeichert werden. CovidCheck.lu hat nur eine einzige Funktion: anzuzeigen, ob ein Impf-, Test- oder Genesungszertifikat gültig ist oder nicht.

Den Diskussionen aber tut dieser Umstand keinen Abbruch. Ganz im Gegenteil: In der Öffentlichkeit stiftet die App weiter Verwirrung. Vor allem das Fehlen einer Speicherfunktion scheint vielen Bürgern ein Dorn im Auge zu sein. So hatten sich viele Nutzer einen digitalen Impf- oder Testpass erhofft, den sie bei Bedarf schnell und unkompliziert vorzeigen können – etwa beim Reisen oder beim Restaurantbesuch. Das ist aber nicht der Fall: „Das Zertifikat befindet sich nicht in der App“, so der delegierte Digitalisierungsminister Marc Hansen (DP) vor Wochenfrist bei der Präsentation des neuen EU-Zertifikats.

„Eine Mammutaufgabe“

„Es war uns durchaus bewusst, dass vor allem in einer ersten Phase weiterhin Erklärungsbedarf besteht“, heißt es indessen aus dem Umfeld des Ministers. Aufgrund der Diskussionen der letzten Monate und der Existenz unterschiedlicher Apps im Ausland sei es durchaus verständlich, dass noch viele Fragen offen stünden. „Corona-App ist nicht gleich Corona-App. Viele Bürger denken bei dem Wort sofort an einen digitalen Impfpass oder einen Bewegungstracker. Allerdings sollte man CovidCheck.lu nicht mit der deutschen Corona-Warn-App, der französischen TousAntiCovid oder der belgischen Coronalert verwechseln“, so der Mitarbeiter des Digitalisierungsministeriums.

Während diese oder ähnliche Applikationen dem Contact Tracing, der Unterbindung von Infektionsketten oder dem digitalen Ausweis dienen, wurde die Luxemburger App einzig und allein nur zur Überprüfung des „European Digital Covid Certificate“ (EU DCC) entwickelt. Das europäische Zertifikat bescheinigt dem Träger, geimpft, getestet oder genesen zu sein. Ziel ist es, sämtliche Pandemie-relevanten Dokumente ab dem 1. Juli europaweit zu harmonisieren.

Eine Mammutaufgabe, wie Hansen unterstrich. Tatsächlich mussten nicht nur sämtliche Luxemburger Bescheinigungen dem neuen europäischen Standard angepasst und den Bürgern zugestellt, sondern auch die administrative, technische und digitale Umsetzung der Verordnung gewährleistet werden. Und das innerhalb kürzester Zeit. Das ist auch der Grund, weshalb man sich in Luxemburg zunächst nur für eine App entschieden hat, die allein der Kontrolle der EU-Zertifikate dient. So dürften vor allem Gastronomen und Veranstalter Nutzen an der App finden, normale Bürger aber weniger. Denn sie hat nur eine einzige Funktion: das Scannen des QR-Codes auf den EU-Zertifikaten.

Dieser Bedarf sei aufgrund der Lockerungen am vergangenen Wochenende und der europaweiten Harmonisierung am 1. Juli äußerst dringend gewesen, wie eine Sprecherin des Gesundheitsministeriums gegenüber dem Tageblatt betont. Aus Datenschutzgründen habe man von einer integrierten Speicherfunktion absehen müssen, während die Entwicklung einer zusätzlichen App zur Aufbewahrung der Dokumente aus Zeitgründen nicht möglich gewesen sei.

Laut dem neuen Covid-Gesetz können Restaurants und Clubs in den Innenbereichen bekanntlich wieder auf Mindestabstände, Maskenpflicht und andere Maßnahmen verzichten. Im Gegenzug müssen sie sich als „CovidCheck-Lokal“ anmelden und sicherstellen, dass sämtliche Gäste zeitnah negativ aufs Virus getestet wurden. Letztere können noch vor Ort einen Schnelltest absolvieren oder eine Test-Bescheinigung vorlegen.

Genau dort kommt die neue App ins Spiel: Auf der Bescheinigung befindet sich ein QR-Code, der von CovidCheck.lu gelesen und „übersetzt“ wird. So können Gastronomen rasch überprüfen, ob der Gast zeitnah getestet wurde. Gleiches gilt denn auch für Behörden am Flughafen, die einen Impfnachweis überprüfen müssen. Bei Grün ist alles in Ordnung, bei Rot ist das Zertifikat ungültig. In dem Fall könnte etwa der Test abgelaufen oder die Impfung noch unvollständig sein.

Da sich aber auch persönliche Informationen wie das Geburtsdatum oder medizinisch relevante Daten auf dem Zertifikat befinden, soll die App die Dokumente nur „lesen“, aber nicht speichern können. Aus Datenschutzgründen dürfen beide Funktionen nicht in einer App vereint werden, wie das Gesundheitsministerium bestätigt. Unehrlichen wäre es ansonsten ein Leichtes gewesen, unter dem Vorwand einer Überprüfung auch sensible Personendaten zu sammeln.

J.C. Kemp
19. Juni 2021 - 14.44

Ich habe das PDF von my guichet heruntergeladen und auf dem Smartphone als solches gespeichert. Wenn ein Check erfordert ist, zeigt man den QR-Code auf seinem Phone, der dann einwandfrei mit CovidCheck.lu zu lesen ist. Man muss nur den Speicherort vom PDF wissen!

Alternativ lässt sich auch das Impfzertikat abfotografieren und vorzeigen. Funktionniert ebenso gut.

Lichtblick
18. Juni 2021 - 17.16

@LPM
Man braucht kein zweites Smartphone.

In der deutschen Corona-Warn-App können alle EU Impfzertifikate, egal aus welchem land, einwandfrei gespeichert und angezeigt werden (genauso wie mit der luxemburgischen CovidCheck.lu App alle EU Impfzertifikate, egal aus welchem Land, überprüft werden können). Das ergänzt sich also wirklich sehr gut.

In DE gibt es alternativ die CovPass-App (nur Speichern des Impfzertifaktes, ohne sonstige Funktionen der Corona Warn App) und die CovPassCheck-App (identische Funktion zu CovidCheck.lu-App, zeigt allerdings weniger Daten an, nur Name und Geburtsdatum)

LPM
17. Juni 2021 - 19.42

@Claus Nehring: Stimmt. Nur braucht man für diese Prozedur dann ein zweites Smartphone. Echt toll. Alternativ kann man sich das pdf auch ausdrucken, es hübsch zusammenfalten und als Handytasche nutzen.
Denke mal dass es auch reicht, das pdf einfach als pdf abzuspeichern und bei Bedarf zu zeigen. Die luxemburgische App ist ja eigentlich zur Kontrolle durch Dritte gedacht, anders als die deutsche, die auf der ursprünglichen Warnapp basiert und konzipiert ist um vom einzelnen Bürger genutzt zu werden.

Klitz
17. Juni 2021 - 13.40

@Claus Nehring, wollte ich gestern probieren hab die entsprechende Funktion auf der deutschen App aber leider nicht gefunden.

jan
17. Juni 2021 - 12.48

Die L-app ist eine Schüler-Aufgabe!
Viele hätten es sogar bessrr gemacht. Die Leistung ist etwa die gleiche wie ein Preis-Scanner im Supermarkt.
Und wieder bewahrheitet sich: der angerufene Datenschutz wendet sich imer gegen die Rechte des unbescholtenen Bürgers.

Claus Nehring
17. Juni 2021 - 8.24

Übrigens funktioniert die deutsche Corona-Warn-App ganz hervorragend in Luxemburg und kann auch das luxemburgische Zertifikat speichern. Das lässt sich dann ganz einfach anzeigen und mit Covidcheck.lu überprüfen. Und die Tracing-Funktionen der App lassen sich abschalten, wenn man die nicht will....