
Die „Metzeschmelz“ begleitet Claude Meyers schon lange. Sein Elternhaus lag in Blickweite zum Stahlwerk, das 2016 von einem Tag auf den anderen den Betrieb einstellte. In den nächsten Jahrzehnten soll auf den Industriebrachen ein neues Stadtviertel für 10.000 Einwohner und mit 7.000 Arbeitsplätzen entstehen. Inzwischen lebt Meyers in Kehlen. Aber er arbeitet in Esch und hat auch von seinem Arbeitsplatz in der Jugendpsychiatrie das Gelände im Blick. Zudem ist er wie so viele Menschen im Minette erblich „vorbelastet“, war sein Vater doch Ingenieur im Differdinger Hadir-Werk. Claude Meyers studierte Metallurgie und Werkstofftechnik in Aachen (D) und ist demnach selbst Ingenieur.
Kein Wunder also, dass der passionierte Hobbyfotograf schon lange mit dem Gedanken spielte, ein Buch über die Metzeschmelz herauszubringen. Das ist Anfang dieses Monats erschienen. „Entstanden ist es aus der Freude an der Fotografie und aus der Freude am Buch“, sagt Claude Meyers. Von 2019 bis 2024 war er mindestens 20-mal auf der Industriebrache unterwegs. Zunächst ging es dem 54-Jährigen ausschließlich um Fotos, doch im Laufe der Zeit wurde ihm bewusst, dass es auch Erklärungen in seinem Werk brauchte, zumal er sich für Geschichte interessiert. Das Konzept wurde um einen Textteil erweitert. So sind die ersten gut 60 Seiten der Geschichte von Eisen und Stahl (Kapitel 1), der Eisenerze in Luxemburg (2), der Eisenverhüttung in Luxemburg (3), der Geschichte der Metzeschmelz (4 – eine gekürzte Version des im April 2020 im Tageblatt erschienenen Artikels von Jacques Maas und Denis Scuto) und der Welt der Arbeit (5) gewidmet. Dieser Teil des Buches ist mit rund 40 historischen Fotos unter anderem aus den Archiven von ArcelorMittal, der Stadt Esch und der Gemeinde Schifflingen illustriert. Die Texte sind in deutscher Sprache verfasst, die Bilderzeilen aufgrund der vielen Fachbegriffe auch in Französisch.
201 aktuelle Bilder

Herzstück sind aber die Bilder von Claude Meyers, die mit einer Nikon D800 aufgenommen wurden. Die meisten der 201 Fotos entstanden mithilfe eines Stativs. Das Resultat ist durchaus beeindruckend. „Mein Vater hat mich zur Fotografie gebracht. Er hatte einen schönen Fotoapparat und ich war fasziniert davon. Also habe ich meine ersten Bilder mit einer Kodak Retina 35 geschossen. Im LGE habe ich an Fotokursen teilgenommen und die Basics gelernt, zum Beispiel die Dunkelkammertechnik. Mein ganzes Taschengeld ist in die Fotografie geflossen“, erinnert sich Meyers, der Mitglied des Fotoclub Mamer ist: „Als die digitalen Spiegelreflexkameras dann erschwinglich wurden, habe ich mir eine gekauft. Damit konnte ich noch mehr experimentieren und vor allem direkt schauen, ob ein Bild etwas geworden ist“. Auch das Layout des Buchs hat Meyers selbst gestaltet.
Das Buch
Metzeschmelz – Claude Meyers
Editions Ernster – ISBN: 978-2-919892-56-3 – Gebundene Ausgabe mit 240 Seiten (320 x 230 cm) – Texte auf Deutsch, Erklärung der Fotos und Grafiken auf Deutsch und Französisch – Erhältlich im Handel – Preis: 55€
„Das Stahlwerk war immer im Wandel und der Standort wird weiterleben, mit neuen Bewohnern, zudem bleiben ja einige Gebäude stehen“, antwortet er auf die Frage, ob es ihm nach den vielen Besuchen in der Metzeschmelz nicht leidtue, dass der Großteil der Anlage über kurz oder lang verschwinden wird. Sehr geholfen hat ihm beim Buch die „Amicale Schëfflenger Kolonien“, die das „Schmelzaarbechter“-Museum am Eingangsportal des früheren Esch-Schifflinger Werkes betreibt. Und Jos Roll, der wie kein anderer jede noch so kleine Ecke der Metzeschmelz kennt. Roll verriet Meyers unter anderem, dass die allerletzte Charge aus dem Esch-Schifflinger Werk die Nummer 26186 hatte. Die Metzeschmelz war 1871 in Betrieb genommen worden und wurde 145 Jahre nach der Eröffnung von ArcelorMittal im Februar 2016 für immer stillgelegt.

De Maart

Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können