Donnerstag23. Oktober 2025

Demaart De Maart

SerbienChinesischer Einstieg bei trudelnder Air Serbia möglich

Serbien / Chinesischer Einstieg bei trudelnder Air Serbia möglich
Turbulente Zeiten für Fluggesellschaften Foto: Roslan Rahman/AFP

Jetzt weiterlesen!

Für 0,99 € können Sie diesen Artikel erwerben:

Oder schließen Sie ein Abo ab:

ZU DEN ABOS

Sie sind bereits Kunde?

Auch ohne die Folgen der Corona-Krise hält Serbiens Fiskalrat die hoch verschuldete Air Serbia für konkursreif – und kritisiert die verdeckten Staatssubventionen. Das Finanzministerium dementiert. Doch in der Presse wird bereits über die chinesische Übernahme der Etihad-Beteiligung spekuliert.

Über sein kostspieliges Sorgenkind lässt Serbiens Finanzminister Sinisa Mali kein schlechtes Wort kommen. Die Air Serbia sei „das Symbol des modernen Serbiens“ und leiste einen „großen Beitrag für die gesamte Wirtschaft des Staates“, beteuert der enge Vertraute des allgewaltigen Staatschefs Aleksandar Vucic. Keineswegs subventioniere der Staat Air Serbia unter der Hand: „Vor der Pandemie war Air Serbia keine Firma in Problemen.“

Andere sehen das anders. Für die 2013 aus der früheren JAT hervorgegangen Airline habe der Staat selbst ohne die Tilgung der Altschulden der JAT bis 2019 ingesamt 200 Millionen Euro an verdeckten Quersubventionen bezahlt, so Pavle Petrovic, der Vorsitzende von Serbiens Fiskalrat. Zum Überleben benötige Serbiens ins Trudeln geratene Flaggschiff bis Ende 2021 Zuschüsse von mindestens weiteren 200 Millionen Euro, die nur zum geringeren Teil Folge der Corona-Krise seien: „Die Pandemie ist nicht die direkte Ursache der Probleme von Air Serbia, aber hat sie entblößt. Die akkumulierten Verluste haben das Kapital verschlungen. Im formalen Sinn sind die Bedingungen für den Konkurs erfüllt.“

Retter aus dem Morgenland

In den 70er- und 80er-Jahren zählte die frühere JAT noch zu den modernsten und wichtigsten Fluggesellschaften des Kontinents. Doch das Kriegsjahrzehnt der 90er-Jahre sollte den einstigen Luftfahrtstolz in ein kostspieliges Millionengrab verwandeln. Mit dem Zerfall Jugoslawiens verlor die JAT angestammte Märkte und Passagiere. Wegen der UN-Sanktionen blieb die auf Kredit gekaufte Flotte am Boden und mehrte sich nur der Schuldenberg. Auch nach dem Fall von Ex-Autokrat Slobodan Milosevic im Oktober 2000 setzte die JAT nicht zum erhofften Höhenflug an. Vergeblich versuchten sich alle Nachwende-Regierungen an hoffnungslosen Rettungsversuchen.

Groß war die Erleichterung 2013, als der damalige Vize-Premier Aleksandar Vucic mit Etihad Airways aus den Arabischen Emiraten den Retter aus dem Morgenland aus dem Hut zauberte. „Die neuen Flügel Serbiens werden weit und hoch fliegen“, jubelte der heutige Präsident über den strategischen Partner der neu geschaffenen Air Serbia, der damals 49 Prozent der Anteile übernahm.

Restlos offengelegt ist die wenig transparente Vereinbarung mit Etihad bis heute nicht. Sicher ist, dass sich Belgrad verpflichtete, den damals von der Regierung auf 160 Millionen Euro und heute von Mali auf 304 Millionen Euro bezifferten Altschuldenberg der JAT abzutragen. Umgekehrt verschaffte Etihad der neuen Tochter Sofortkredite zur Modernisierung der völlig überalteten Flotte und neue Transfer-Passagiere: Die damals noch auf europäischen Expansionskurs segelnde Etihad wollte Belgrad zum Drehkreuz in Südosteuropa ausbauen.

Tatsächlich stiegen die Passagierzahlen in den Folgejahren spürbar an. Doch obwohl Air Serbia offiziell bis 2019 alljährlich schwarze Zahlen einflog, kann laut Fiskalrat von einem wirtschaftlichen Betrieb kaum die Rede sein.

Auch nach Pandemie Verluste zu erwarten

Unabhängige Ökonomen und Medien bemängeln, dass sowohl die staatliche Schuldentilgung als auch die Subventionen in den Bilanzen der Airline seit 2014 als Umsätze aufgeführt würden. Von „künstlichen Gewinnen auf dem Papier“ spricht der serbische Dienst der „Deutschen Welle“: Ohne die in die Firma gepumpten Staatsmittel habe Air Serbia in den vergangenen sechs Jahren nicht wie behauptet einen Gewinn von 47,3 Millionen Euro, sondern tatsächliche Nettoverluste in Höhe von 175,5 Millionen Euro eingeflogen.

Belgrad verweist darauf, dass auch große Airlines wie die Lufthansa in der Pandemie auf staatliche Milliardensubventionen angewiesen seien. Der Fiskalrat warnt hingegen, dass die Air Serbia auch nach der Pandemie bei Beibehalt des derzeitigen Geschäftsmodells jährlich 30 Millionen Euro Verluste einfliegen werde. Doch die Rettung für Serbiens Dauersorgenkind könnte möglicherweise erneut aus dem Osten kommen: In der heimischen Presse wird bereits über einen chinesischen Einstieg bei der angeschlagenen Airline spekuliert.

„Kauft Peking den Etihad-Anteil an der Air Serbia?“, titelte vergangene Woche aufgeregt die Zeitung Danas. Nach der Übernahme des Stahlwerks in Smederevo und der Kupferbergwerke in Bor wolle Peking sich mit dem Einstieg von einer der drei staatlichen chinesischen Airlines bei Air Serbia „durch die Hintertür“ einen zusätzlichen Zugang zum europäischen Luftfahrtmarkt verschaffen, berichtete das Blatt mit Verweis auf anonyme Regierungsquellen. Belgrad würde der Einsteig einer großen chinesischen Airline gelegen kommen, doch habe „aus Angst vor den Reaktionen aus Brüssel noch kein grünes Licht gegeben“: Denn das Interesse Chinas an der Airline sei keineswegs wirtschaftlich, sondern „ausschließlich politisch motiviert“.

Blanchet
27. Dezember 2020 - 13.00

Die Luxair ist auch schon seit Jahren konkursreif mit ihren 2 Dutzend Millionen Defizit im Flugbetrieb jedes Jahr.
Man sollte es jetzt aufgeben, bevor es noch teurer wird.