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Kopf des TagesCarlo Wagner im Alter von 67 Jahren gestorben

Kopf des Tages / Carlo Wagner im Alter von 67 Jahren gestorben

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Ehemaliger Minister und DP-Politiker Carlo Wagner gestorben

Er war Abgeordneter, Bürgermeister, später auch Gesundheitsminister. Er war einer der Väter des Rententischs und des „Plan hospitalier“. Am Freitag ist der langjährige DP-Politiker Carlo Wagner nach langer Krankheit im Alter von 67 Jahren gestorben.

Die Politik wurde dem am 3. Juli 1953 in Wormeldingen geborenen Moselaner quasi in die Wiege gelegt. So hatte bereits der Vater den Osten lange Jahre in der Chamber vertreten. Tatsächlich war Dr. Charel Wagner am 5. März 1947 erstmals in die Abgeordnetenkammer nachgerückt, nachdem der bis dahin amtierende Ost-Abgeordnete Robert Schaffner zu Ministerehren gekommen war. Der Arzt war der nationalen Politik mit kurzen Unterbrechungen bis zu seinem Tod im Oktober 1979 erhalten geblieben.

Auch wenn Carlo Wagner zumindest politisch in die Fußstapfen des Vaters treten sollte, so zog es den Sohn beruflich aber in eine ganz andere Richtung: Nach seiner Sekundarschulausbildung am hauptstädtischen „Kolléisch“ und Wirtschafts- und Sozialwissenschaftsstudien in Fribourg (CH) arbeitete der Wormeldinger zunächst als Wirtschaftsberater, bevor er sich für eine Karriere in der Politik entschied.

Erste politische Erfahrungen sammelte Wagner in der Jugendsektion der Demokratischen Partei (DP), der JDL, deren Präsidentschaft er in jungen Jahren übernahm. Als Vorsitzender der DP im Osten empfahl sich der Politiker 1991 für das Amt des Generalsekretärs, das er bis 1994 innehatte. Es folgte ein erstes Mandat in der Abgeordnetenkammer und das Amt des Bürgermeisters der Gemeinde Wormeldingen, bevor der Sohn eines Arztes 1999 im Kabinett von Jean-Claude Juncker zum Gesundheits- und Sozialminister ernannt wurde.

Als Minister sorgte Wagner am Rententisch für eine substanzielle Erhöhung des Grundbetrags der Pensionen. Unter seiner Verantwortung wurden auch die sogenannten Hungerrenten abgeschafft. Weggefährten zufolge war es vor allem Wagners Verdienst, dass das damalige Rentensystem mit einem Schlag gerechter wurde. Als Gesundheitsminister war der liberale Politiker auch maßgeblich an der Erstellung des „Plan hospitalier“ beteiligt. Dieser war auf Wagners Betreiben hin ins Leben gerufen worden und hatte dazu beigetragen, die Luxemburger Synergie-Politik anzukurbeln.

Nachdem die DP bei den Wahlen im Juni 2004 gleich fünf Sitze einbüßen musste, kam eine weitere Regierungsbeteiligung für die Liberalen zunächst nicht mehr infrage. Wagner hingegen konnte im Osten erneut ein beachtliches Resultat einfahren. Es folgten zwei weitere Mandatsperioden auf dem Krautmarkt, bevor er sich 2013 von der nationalen Politik verabschiedete, um sich fortan wieder mehr seiner Familie widmen zu können.

Seiner Heimatregion, dem Osten, blieb Carlo Wagner bis zu seinem Tod verbunden. Als Gemeindevater hat er Wormeldingen zwischen 1994 und 1999 seinen Stempel aufgedrückt. In der Abgeordnetenkammer hingegen setzte sich der damalige „député-maire“ vor allem für den Weinbau, den Tourismus und den Mittelstand ein.

Im persönlichen Umgang mit Freunden, Bekannten und Bürgern wurde Wagner vor allem wegen seiner Jovialität und sympathischen Art von allen Seiten geschätzt und respektiert. Nach dem Rückzug aus der Politik galt seine ganze Aufmerksamkeit seiner Frau Marie-Paule und seinen drei Kindern Valérie, Eric und Charel, die ihren Vater nur einmal jährlich mit der Tour de France teilen mussten. Tatsächlich gehörten Frankreich und die legendäre „Grande boucle“ zu den Leidenschaften des jovialen Moselaner.

„Mit Carlo Wagner verlieren wir einen verdienten Politiker und einen patenten Freund, mit dem wir viele angenehme Momente verbringen durften“, schreibt die DP in einer ersten Reaktion am Samstag. Luxemburgs Premier Xavier Bettel würdigte den verstorbenen Parteifreund und ehemaligen DP-Generalsekretär als „engagierten Menschen, dem seine Mitmenschen immer enorm wichtig waren“.

Bettel sei Carlo Wagner bereits in jungen Jahren begegnet, was der Staatsminister als Chance bezeichnete. Wagner habe sich immer für den Osten eingesetzt und sei sehr familienorientiert gewesen. „Et war e léiwe Mënsch, en engagéierte Mënsch, en hat d’Leit immens gär“, so Bettel gegenüber den Kollegen von RTL. „D’DP verléiert een treie Member, e Minister, e fréieren Deputéierten, e fréiere Buergermeeschter … Ech verléieren och ee Kolleeg. De Carlo wäert mer feelen.“

Überrascht und niedergeschlagen zeigte sich die hauptstädtische Bürgermeisterin und ehemalige Kabinettsgefährtin Lydie Polfer. Sie sei nicht auf die traurige Nachricht gefasst gewesen, so Polfer gegenüber Medien. Wagner sei ein Mensch gewesen, mit dem man genauso gut arbeiten wie auch lachen konnte. Sie wolle ihn denn auch genau so in Erinnerung behalten.

Mit Betroffenheit reagierte auch CSV-Parteipräsident Frank Engel auf Carlo Wagners Ableben. Als Fraktionssekretär habe er zwischen 1999 und 2004 regelmäßig mit dem damaligen Gesundheitsminister zu tun gehabt. „Und zwar immer auf angenehme Art und Weise“, schreibt Engel in einer Reaktion in den sozialen Netzwerken. Auch anschließende Begegnungen – vor allem an der Mosel – seien immer „flott Momenter“ gewesen. Mit Carlo Wagner habe man ehrlich über Politik reden, aber auch „herrlich lachen“ können. „Du wars där Richteger een!“, so Engel. (ham)

trotinette josy
15. Februar 2021 - 9.19

Ja, so ist es im Leben, man muss erst sterben um gelobt zu werden. Leider. Denn dann ist es zu spät.