Mark Cavendish feierte nach einem tumultösen Sprint den dritten Etappensieg bei der diesjährigen Tour de France. Es war „Cavs“ 13. Erfolg insgesamt. Dem Sieg des Briten war eine grobe Tätlichkeit seines Teamgefährten Mark Renshaw vorausgegangen, der von der Jury nach Hause geschickt wurde.
Aus Bourg-lès-Valence berichten „T“-Redakteur Kim Hermes (khe) und „T“-Radsportexperte Petz Lahure (P.L.)
„Après visionnage des images du sprint d’arrivée par le jury des commissaires, le coureur Renshaw Mark, équipe Team HTC-Columbia, est mis hors compétition pour cas particulièrement grave“, so lautet das Kommuniqué, das die Tour-Direktion gestern Abend im Anschluss an den Skandalsprint von Bourg-lès-Valence veröffentlichte.
Laut Direktor Jean-François Pescheux beging der Australier auf der Zielgeraden mehrere Fehler, wobei sein dreifacher „coup de boule“ den Rahmen des Erträglichen sprengte. „Renshaw hat das Image des Radsports beschädigt und war nicht mal imstande, sich zu entschuldigen“, so Pescheux. Der Tour-Direktor ließ das Argument von Columbia-Teammanager Rolf Aldag nicht gelten, dass auch Barredo und Costa bei ihrer Prügelei vor Tagen nicht zur Verbesserung des Radsportimages beitrugen (das „T“ berichetet). „Man kann beide Vorkommnisse nicht miteinander vergleichen“, sagte Pescheux, „Renshaw machte sich im Rennen schuldig, während die beiden andern ihren Zwist nach der Ankunft austrugen.“
„Renshaw musste sich verteidigen“, sagte der spätere Sieger Mark Cavendish, „denn Julian Dean verließ eine Linie und nahm den Ellbogen zu Hilfe“. So sah es auch Rolf Aldag. „Wir können uns nicht gegen das Urteil der Rennjury wehren, doch beging Dean den ersten Fehler. Renshaw konnte sich doch nicht in die Balustrade drücken lassen. Dean erhielt nicht mal eine Verwarnung. Die Tour de France ist ein hochprofessionelles Unternehmen, aber die Jury-Entscheidung ist amateurhaft.“
Viel wurde gestern auch darüber diskutiert, dass 17 Fahrer, u.a. auch Alberto Contador und Lance Armstrong, sich nicht zum Rennen einschrieben und dafür mit der lächerlichen Strafe von 100 Schweizer Franken belegt wurden. „Das ist eine Frechheit gegenüber den Zuschauern, die seit 6.30 Uhr im Startbereich weilten und die Fahrer bei der Unterschrift auf dem Podium sehen wollen“, so Pescheux. „Die Stars verstecken sich bis zum Start in den Bussen und wollen nicht mehr ins Publikum. Das kann gefährlich werden. Was würden die Fahrer sagen, wenn die Zuschauer dies satt haben und den Rennen fernbleiben? Ich unterbreite der UCI einen neuen Strafenkatalog, der bis zum Ausschluss gehen kann, wenn man die ‚feuille de départ‘ nicht unterschreibt.“
Im Zeitraffer
11. Etappe von Sisteron nach Bourg-lès-Valence (184,5 km):
U.a. eine Bergwertung (Col de Cabre/3. Kat., bei km 56,5, und zwei Zwischensprints. Start um 12.45 Uhr, geplante Ankunft um 17.12 Uhr. Effektive Ankunft: 17.40 Uhr. 179 Fahrer am Start. Zwei Fahrer nicht mehr dabei. Robbie Hunter (Garmin) und Charles Wegelius (Omega Pharma Lotto.) Erste Ankunft in Bourg-lès-Valence überhaupt.
Dreierflucht: Der Franzose Stéphane Augé (Cofidis) lanciert die erste Attacke schon kurz nach dem Start in Sisteron. Ihm folgen wenig später Anthony Geslin (Française des Jeux) und José Alberto Benitez (Footon).
Benitez oben vorn: Schon vor dem Anstieg zum Col de Cabre (km 56,5) ist der Vorsprung der Dreiergruppe auf fünf Minuten angewachsen. Die Ausreißer bringen die 5 km lange und 5,9-prozentige Steigung geschlossen hinter sich. José Alberto Benitez fährt als Erster über den Scheitel vor Stéphane Augé und Anthony Geslin. An der Spitze des Feldes holt sich Jérôme Pineau einen Punkt im Kampf um das gepunktete Trikot. Dadurch baut er den Vorsprung leicht aus.
Bummelfahrt: In den ersten beiden Rennstunden beträgt das Stundenmittel 35,7 km/h. Das Feld lässt es gemächlich angehen, umso mehr da noch viele schweren Etappen anstehen. Das Peloton hat die Ausreißer „am Gummiband“ und lässt so um die zwei Minuten Abstand zu. Der Rückstand auf die geplante Marschroute ist in der Bruthitze auf über eine Viertelstunde angestiegen.
Geslin und Augé: Anthony Geslin gewinnt den ersten von zwei Zwischensprints vor Stéphane Auge und José Alberto Benitez. In Mirabel et Blacons hat Stéphane Augé die Nase vorne vor Anthony Geslin und José Alberto Benitez.
Saxo Bank übernimmt: Rund 22 km vor dem Ziel ist die Flucht der Dreiergruppe vorbei. Nun nimmt das Saxo-Bank-Team das Geschehen in die Hand. Im scharfen Gegenwind verschärft insbesondere Fabian Cancellara das Tempo. Viele Fahrer im Peloton haben Schwierigkeiten, zu folgen.
Cavendish unschlagbar: Die Entscheidung muss auf der 1.000 m langen und mit 7,5 m relativ breiten Zielgeraden fallen. Wie immer ist Mark Renshaw die „Lokomotive“ von Mark Cavendish. Er fährt Schulter an Schulter mit Julian Dean, der gleich schnell ist. Renshaw verpasst dem Neuseeländer drei Mal hintereinander einen „coup de boule“, während dieser sich mit dem Ellbogen wehrt. Danach versperrt Renshaw Tyler Farrar den Weg. Mark Cavendish gewinnt überlegen, während die Jury Renshaw disqualifiziert und ganz von der Tour ausschließt.
Andy Schleck klassiert sich zeitgleich mit Cavendish als 65. und verteidigt sein „Maillot jaune“ mit Erfolg. Thor Hushovd verliert das Grüne Trikot an Alessandro Petacchi.
P.L.
De Maart
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