RaumfahrtBis zur Unendlichkeit und noch viel weiter –Raphaël Liégeois wird erster Luxemburger im All

Raumfahrt / Bis zur Unendlichkeit und noch viel weiter –Raphaël Liégeois wird erster Luxemburger im All
Bald der erste Luxemburger im All: Raphaël Liégeois Foto: Editpress-Archiv/Fabrizio Pizzolante

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Für viele Menschen ist die Reise zu den Sternen ein weit entfernter Traum, der kaum realisierbar scheint. Für einen Belgo-Luxemburger geht er jetzt in Erfüllung. Raphaël Liégeois, einer von nur wenigen qualifizierten Astronauten der Europäischen Weltraumorganisation, wird den spannenden Weg zur Internationalen Raumstation einschlagen. 

Er hat es geschafft. Ursprünglich mehr als 22.500 Bewerber meldeten sich auf den Aufruf der Europäischen Weltraumagentur im Jahr 2021. Lediglich fünf von ihnen dürfen sich heute mit dem Titel „aktiver Astronaut“ schmücken und haben somit die Qualifikation, tatsächlich ins All fliegen zu dürfen. Der Belgo-Luxemburger Raphaël Liégeois (aus Namur, nicht aus Lüttich, wie sein Name vermuten ließe) ist einer von ihnen, und damit einer der ersten neuen Rekruten der European Space Agency (ESA) seit 13 Jahren. 

Ich fühle mich toll. Es ist eine Ehre, einer Weltraummission zugewiesen zu werden. Es ist ein wichtiger Moment in meiner Karriere, und auch in meinem Leben.

Raphaël Liégeois, Wissenschaftler und Astronaut

Doch nicht nur das. Seit Mittwochabend steht endgültig fest, dass er den Traum so einiger strahlender Kinderaugen leben wird. In einer Liveübertragung aus dem Brüsseler Space Council hat die ESA die Namen derer zwei Astronauten angekündigt, die sie zu Langzeitmissionen auf die Internationale Raumstation senden wird – und Raphaël Liégeois ist dabei. Die zweite glückliche Astronautin ist die Französin Sophie Adenot.

Luxemburger Astronauten

Einem Bericht der ESA zufolge stammten insgesamt 65 Bewerber (53 Männer und zwölf Frauen) für die Ausbildung als Astronaut aus Luxemburg. Die ESA wählte sechs von ihnen in die zweite Selektionsphase. Für die finale Auswahl reichte es letztendlich nicht – denn Raphaël Liégeois fliegt unter belgischer Flagge.

Der 36-jährige Raphaël kommt dem legendären Mann im Mond damit näher als je ein Luxemburger zuvor. Ein großer Erfolg nicht nur für Luxemburg, sondern auch für unser Nachbarland Belgien. Neben Raphaël Liégeois haben dort bisher nur zwei weitere Menschen die weite Reise ins All angetreten – Dirk Frimout und Frank De Winne.

Per Videokonferenz sind die Auserwählten aus dem amerikanischen Houston zugeschaltet – Adenot und Liégeois befinden sich zurzeit bei einem NASA-Training. Sichtlich gerührt freut sich Raphaël über seine Nomination und winkt stolz in die Kamera. „Ich fühle mich toll. Es ist eine Ehre, einer Weltraummission zugewiesen zu werden“, freut er sich. „Es ist ein wichtiger Moment in meiner Karriere, und auch in meinem Leben.“ 

Losgehen soll es im Jahr 2026: Im Frühling startet als erste seine Astronautenkollegin Sophie Adenot aus Frankreich, und im Herbst desselben Jahres kommt dann die Zeit für Raphaël Liégeois’ großes Abenteuer. Es bleibt also spannend.

Zur Person

Mit Raphaël Liégeois hat die European Space Agency (ESA) den ersten Astronauten mit Luxemburger Staatsangehörigkeit nominiert. Der Wissenschaftler wird zwar unter belgischer Flagge fliegen, besitzt seit 2018 allerdings auch den Luxemburger Pass.

Raphaël Liégois wird 1988 in Belgien geboren. Im Alter von zwölf Jahren zieht er mit seinen Eltern nach Differdingen, wo Teile seiner Familie heute noch wohnen. Laut Angaben der ESA spricht er Französisch, Englisch und Niederländisch. Von 2005 bis 2011 ist Liégeois an der Université de Liège eingeschrieben, wo er zunächst biomedizinische Technik studiert. Gleichzeitig macht er einen Abschluss als „Ingénieur centralien“ an der Ecole centrale de Paris im Jahr 2009 und absolviert seinen Master in Physik an der Université Paris-Sud Orsay im Jahr 2010. Während dieser Zeit nimmt der Wissenschaftler an Experimenten der französischen Weltraumagentur CNES teil. Anschließend widmet sich Liégeois seinem Doktorat in Neurowissenschaften an der Université de Liège, wo er u.a. mathematische Modelle der Gehirnfunktionen entwirft und 2015 schließlich promoviert.

Zwischen 2015 und 2017 ist der junge Wissenschaftler als Forscher an der National University of Singapore tätig, bevor er als Forschungsbeauftragter an die Ecole polytechnique fédérale de Lausanne wechselt. In dieser Zeit ist Liégeois auch einige Monate als Forscher an der renommierten Stanford University in den USA beschäftigt. 2021 unterschreibt er einen Vertrag als Forschungs- und Lehrbeauftragter an der Universität Genf. Er bleibt aber auch der Ecole polytechnique fédérale in Lausanne erhalten. Seine Forschungsprojekte werden in dieser Zeit mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet.

Privat fliegt Liégeois gerne mit Heißluft- und Gasballons. Er hat auch eine Lizenz für Gleitflugzeuge sowie Tauch- und Segelscheine. 2017 gönnt sich der Belgo-Luxemburger eine viermonatige Auszeit, um zusammen mit seiner Ehefrau von Singapur nach Belgien zu radeln und Poeten in ganz Asien und Europa zu besuchen. Poesie gehört nämlich zu den Leidenschaften des Astronauten. Er liest aber auch gerne Biografien und betreibt aktiv Sport, wie etwa Schwimmen, Radfahren, Tauchen und Segeln. (Quelle: ESA/ham)