Bis die Sirene heult und das Bier fliegt: Airbourne entfesseln ein Metal-Inferno im Atelier

Bis die Sirene heult und das Bier fliegt: Airbourne entfesseln ein Metal-Inferno im Atelier

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Die Sirene heult auf, das Licht ist blutrot, Bier fliegt durch die Luft – zu diesem Zeitpunkt sind über 600 nassgeschwitzte Zuschauer im Atelier das Resultat einer heißen, durchtriebenen Show der australischen Metalband Airbourne, die mittlerweile über jeden Zweifel erhaben ist und ihren Headlinerstatus auf den ganz großen Festivals mehr als legitimiert.

Von Sascha Dahm

Aber kurz zurück zum Anfang: Hunderte schwarze Gestalten tummelten sich in den labyrinthartigen Wegen hinunter zum Atelier, das sich in diesem Jahr keine wirkliche Sommerpause gönnt, sondern nach Rammstein mit Royal Blood, The Good, the Bad and the Queen, Mando Diao und eben Airbourne auch im Ferienmonat August Liebhaber unterschiedlicher Musikstile in die „Hollerecher“ lockt.

Gelungener Auftakt

Die entspannte Stimmung beim Einlass trug sich auch postwendend in die Halle hinein, da mit Porn Queen eine internationale Luxemburger Rockband um den Gitarristen Fred Barreto mit dreckigem Hardrock den Abend eröffnete. Eine Gruppe, die seit Jahren konstant gute bis sehr gute Scheiben abliefert und trotz kurzzeitiger Namensänderung und Line-up-Wechseln ihre Attitüde immer noch behalten hat. Mit dem übertrieben-lasziven weiblichen Gestöhne war ihnen sofort die ungeteilte Aufmerksamkeit des gesamten Publikums sicher. Porn Queen lieferte in ihrem gut halbstündigen Set mehr als ab und es bleibt zu hoffen, dass die Band die Hardrock-Szene in Luxemburg weiterhin beleben wird.

Um 21.15 Uhr war das Atelier voll, die Fahne wurde gehisst – hierzu später mehr – und die Menge war bereit für eine Mischung aus AC/DC und The Who, aus Rose Tattoo und Motörhead, die seit 2003 den Namen Airbourne trägt.

Erster Moshpit nach zehn Sekunden

Es dauerte genau zehn Sekunden, bis die Menge tobte, Melodien mitgesungen wurden und der erste Moshpit Fahrt aufnahm und das Publikum „Ready to Rock“ war. Mit „Boneshaker“ wurde zu Beginn bereits ein Track aus dem nächsten Album geteast und man darf beruhigt sein: Airbourne bleiben sich und ihrem Stil treu und der Kopf darf weiter von oben nach unten gebangt werden, bis die Nackenmuskulatur gänzlich verspannt.

Wer schon einmal die vier Jungs auf der Bühne erleben durfte, der weiß auch, dass die vierte Wand zwischen Band und Publikum nicht existiert und es sich nur um Minuten handeln kann, bis Sänger Joel O’Keefe sich, wie auch an diesem Abend, auf einem Security-Mann durch die Menge des Innenraums bewegt und sich eine Dose Bier an den Kopf hämmert, bis diese aufplatzt und die obligatorische Bierdusche das Luxemburger Publikum begießt.

Gelungene Übergänge

Lehrte uns der The-Who-Sänger Roger Daltrey in seiner Autobiografie, dass die Songübergänge genauso zentral sind wie die Performance der Songs an sich, so würde er bei Airbourne begeistert sein, da diese etwa mit „Girls In Black“, „Rivalry“ und „Breakin Outta Hell“ die Menge dermaßen zum Kochen brachte, dass die Anzahl an nackten, schwitzenden Oberkörpern innerhalb von Minuten stark anstieg und Biere im Sekundentakt flogen – Respekt an denjenigen, dem es gelang, das meterweit fliegende Bier mit einem gekonnten Handgriff zu fangen und zu trinken.

Nachdem Metalgott Lemmy Kilmister von Motörhead stilsicher geehrt wurde – Lemmys (ein Mix aus Jack Daniels und Coca-Cola) wurden ans Publikum verteilt – nahm man das Tempo kurz raus, bis die oben bereits erwähnte Sirene das Finale in Form von „Live It Up“, „Raise the Flag“ und „Runnin‘ Wild“ einläutete. Passend zum Song „Raise the Flag“ war an den Geländern des Balkons im Atelier eine Airbourne-Flagge gehisst, die vom charismatischen Frontmann, ebenfalls stilsicher, getauft werden musste: Er bahnte sich den Weg an den Hunderten Rockern vorbei, stieg die Treppe hoch und bespielte die Flagge inmitten der Zuschauer, die dieses Schauspiel mehr als würdigten.

Nach 95 Minuten verließen die Herren die Bühne und bewiesen wieder einmal, worauf es bei harter Musik ankommt: gemeinsam zu feiern, das Leben zu genießen und Biere so lange fliegen zu lassen, bis der Boden in der rue de Hollerich so stark klebt, dass man sich den Weg behutsam nach draußen bahnen muss.