Jetzt also doch: Nach mehreren öffentlich gewordenen Betrugsfällen und massiven Vorwürfen von Betroffenen (das Tageblatt berichtete) hat die Banque internationale à Luxembourg (BIL) am Sonntag eine umfangreiche Erklärung veröffentlicht. Darin kündigt die BIL erstmals konkrete Konsequenzen an: Die Abläufe bei Online-Betrug sollen überarbeitet, die Kommunikation mit Kunden verbessert und technische Sicherheitsmaßnahmen weiter verstärkt werden. Und die Bank will ihre Kunden stärker über die Cybersicherheitsrisiken aufklären. Sagt sie zumindest.
„Wir wissen, dass hinter jedem Betrugsfall Opfer stehen, manche in großer Not“, lässt sich BIL-CEO Jeffrey Dentzer in der Mitteilung zitieren. Man tue alles, um zu helfen und künftige Fälle zu vermeiden. Die Bank betrachtet sich dabei selbst nicht nur als Dienstleister, sondern ebenfalls als Geschädigte – und kündigt rechtliche Schritte an: Eine Anzeige bei der Luxemburger Staatsanwaltschaft sei bereits erfolgt, auch gegenüber den ausländischen Banken, auf deren Konten das Geld geflossen sei, sowie dem betroffenen Suchmaschinenanbieter.
Geld weg, Schuldfrage offen
Der Auslöser für die Offensive: Dutzende Kunden, vor allem ältere Menschen, waren in den letzten Monaten auf täuschend echte Fake-Webseiten hereingefallen, die über Google-Anzeigen an oberster Stelle auftauchten. Über diese wurden Login-Daten und LuxTrust-Freigaben abgegriffen. Mit teils verheerenden Folgen: Abbuchungen im vierstelligen Bereich, gesperrte Konten, finanzieller Ruin. Und von der psychischen Belastung der Opfer gar nicht zu sprechen.
Zwar habe die Bank laut eigener Aussage „drei Viertel der Betrugsversuche im Juli gestoppt“ und in einigen Fällen auch Gelder erfolgreich zurückgeholt. In vielen anderen Fällen sei das Geld jedoch sofort weitergeleitet worden. Die Bank betont, dass sie in solchen Fällen keinen Einfluss mehr habe: „Die Verfahren sind langwierig und komplex – und bieten keine Erfolgsgarantie.“
Neue Maßnahmen – zumindest auf dem Papier
Umso entschlossener gibt sich die BIL nun in ihrer Außendarstellung. Man wolle die Reaktionszeit im Betrugsfall verkürzen, die Kommunikation verbessern und die nötigen Schritte für Kunden klarer gestalten. Eine interne Überprüfung des gesamten Fallmanagements laufe bereits. Zudem sollen Kunden häufiger gewarnt, mehr sensibilisiert und individueller betreut werden – etwa durch eine eigene Hotline und personalisierte Unterstützung, insbesondere für ältere Menschen.
Zusätzlich erläutert die BIL, wie solche Betrugsfälle technisch ablaufen – etwa über sogenannte „Malvertising-Kampagnen“, bei denen kriminelle Gruppen über bezahlte Anzeigen gefälschte Bankseiten prominent platzieren. Dort werden Kundendaten in Echtzeit abgefischt und Transaktionen vorbereitet, die dann mit LuxTrust vom Nutzer selbst freigegeben werden, während diese glauben, sich gerade ganz regulär einzuloggen.
Einmal bestätigt, gilt die Transaktion rechtlich als unterschrieben. Rückbuchungen sind in solchen Fällen nicht vorgesehen. Genau hier hakt jedoch die Kritik von Verbraucherschützern: Der digitale Alltag überfordere viele Nutzer, insbesondere wenn es schwierig bis unmöglich ist, unmittelbar Hilfe zu erhalten. Versuchen Sie mal, an einem Sonntag einen Bankmitarbeiter von der Hotline ans Telefon zu bekommen.
Dass die BIL all diese Maßnahmen erst jetzt ankündigt, Wochen nach den ersten öffentlich gewordenen Fällen, dürfte für viele zu spät kommen. Der Vertrauensverlust bei den Betroffenen ist groß. Einige von ihnen haben sich inzwischen zusammengeschlossen, um gemeinsam gegen das Gefühl anzukämpfen, im digitalen Banking-Zeitalter auf sich allein gestellt zu sein.
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De Maart

'Technische Sicherheitsmassnahmen' nützen nichts wenn Hinz und Kunz auf alles klickt was offiziell aussieht.
Wir informatiesieren eben massiv und vergessen dann die Cyber Resilienz mit ein zu bauen....