Beton-Mängel in belgischen AKW wurden lange unterschätzt – gibt die Atomaufsicht zu

Beton-Mängel in belgischen AKW wurden lange unterschätzt – gibt die Atomaufsicht zu
Foto: DPA

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Die Betonprobleme an den belgischen Atommeilern sind nach Ansicht der nationalen Atomaufsicht Fanc lange unterschätzt worden. Man habe die Lage so eingeschätzt, dass der Verfall des Betons keine Auswirkungen auf die Beschaffenheit der Anlage habe, sagte Fanc-Geschäftsführer Frank Hardeman nach Angaben der belgischen Nachrichtenagentur Belga am Dienstag in Brüssel. Seine Behörde werde das Problem nun „proaktiv“ angehen. Hardeman leitet die Atomaufsicht seit März.

Belgien hat sieben Atommeiler an zwei Standorten, Doel im Norden des Landes und Tihange im Osten nahe der deutschen Grenze. Fünf von ihnen sind derzeit unter anderem wegen des maroden Betons zur Wartung abgeschaltet.

Experten sorglos, Regierung ahnungslos? 

Die deutsche Reaktor-Sicherheitskommission (RSK), die die Bundesregierung berät, hatte im Juli einen 19-seitigen Bericht zu den Meilern vorgelegt. Darin heißt es, es sei „plausibel“, dass die Risse bei der Herstellung entstanden seien, und es sei nicht erkennbar, dass die Risse durch den Betrieb der Reaktoren zugenommen hätten. Für den Fall von erhöhtem Innendruck gebe es „ausreichende Reserven“ gegen einen Kollaps.

Viele Bürger, Organisationen und Parteien haben nichgt so viel Vertrauen: Die deutschen Grünen haben der Bundesregierung im Juni Unkenntnis und Tatenlosigkeit vorgeworfen und die einjährige Arbeit einer deutsch-belgischen Kommission als „Fiasko“ bezeichnet. Die Vorsitzende des Umweltausschusses im Bundestag, Sylbia Kotting Uhl (Grüne) kritisiert eine „brennende Unkenntnis“ der deutschen Bundesregierung „zu brennenden Fragen bei zwei Schrottmeilern“.

Sowohl die deutsche als auch die Luxemburger Regierung haben allerdings 2016 an Belgien appelliert, Doel 3 und Tihange 2 abzuschalten.

Im Januar 2018 haben niederländische Sicherheitsexperten eine Studie vorgelegt, nach der die Niederlande, Belgien und Deutschland schlecht auf eine Zusammenarbeit für den Fall eines Reaktorunfalls vorbereitet sind.