Win-win-SituationBeitritt der Stadt Luxemburg erlaubt „Minettkompost“ Ausbau seiner Anlage

Win-win-Situation / Beitritt der Stadt Luxemburg erlaubt „Minettkompost“ Ausbau seiner Anlage
Die Kapazitäten bei „Minettkompost“ werden ausgebaut Foto: Editpress/Tania Feller

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Der hauptstädtische Gemeinderat entschied vorige Woche den Beitritt zum Gemeindesyndikat „Minettkompost“. Der Betritt erlaubt der Hauptstadt einerseits, ihren Biomüll effizienter zu entsorgen, und andererseits eröffnet er auch „Minettkompost“ neue Möglichkeiten.

Mülltrenner in der Stadt Luxemburg wird die Nachricht freuen: Ab dem kommenden Jahr dürfen sie auch Gartenabfälle in der braunen Biomülltonne entsorgen. Grund dafür ist eine Entscheidung, die der hauptstädtische Gemeinderat vorige Woche getroffen hat, nämlich der Beitritt zum Syndikat „Minettkompost“. 

Ziel ist es, das Potenzial des Bioabfalls besser zu nutzen und den Bewohnern das Recyclen einfacher zu machen. Gartenabfälle müssen ab dem nächsten Jahr nicht mehr separat abgeholt werden, sondern können in die braune Tonne geworfen werden (in der Stadt Luxemburg ist die Biomülltonne braun, in anderen Gemeinden grün). Bis dato wurden diese separat nur auf Anfrage hin vom Hygienedienst entsorgt. Diese Möglichkeit solle zwar auch weiterhin bestehen bleiben, sagte der zuständige Schöffe Patrick Goldschmidt (DP) dem Tageblatt, doch es könnte sein, dass das getrennte Entsorgen der Abfälle kostenpflichtig werde. Das sei aber noch Theorie, entschieden sei noch nichts.

Im Herbst wird die Gemeinde eine Sensibilisierungskampagne starten, um die Nutzung der braunen Tonne „populärer“ zu machen. Immer wieder finden sich Bioabfälle in der schwarzen Tonne wieder, bis zu einem Drittel, sagt Goldschmidt. Das habe eine aktuelle Analyse der Abfälle ergeben. Im vorigen Jahr sind in der Hauptstadt übrigens 2.613 Tonnen Bioabfall in den braunen Tonnen gelandet.

Vor Jahren sei der Bau einer eigenen Anlage ins Auge gefasst worden, erklärt Goldschmidt, doch diese Idee sei aus Kostengründen aufgegeben worden. Vielleicht nicht nur aus Kosten-, sondern auch aus Platzgründen. Die Anlage in der Gewerbezone „Um Monkeler“ in Esch/Alzette umfasst ein Gebiet von rund fünf Hektar, eine Fläche, die in dem dicht besiedelten Ballungsraum der Hauptstadt schwierig zu finden ist.

Neue Möglichkeiten für „Minettkompost“

Der Beitritt der Stadt Luxemburg biete auch dem Syndikat weitere Entwicklungsmöglichkeiten, wie uns der Sekretär des Syndikats, Jerry Clement, vor Ort erklärte.

2011 installierte „Minettkompost“ eine Methanisierungsanlage mit einer Verarbeitungskapazität von 25.000 Tonnen Biomüll jährlich.120 Tonnen Bioabfälle werden tagtäglich „Um Monkeler“ angeliefert. Zuerst werden die nicht-biologischen Abfälle so weit wie möglich aussortiert. Die kleinen Biomüllstücke wandern in die Fermentierungsanlage. Dort zersetzen Bakterien die Abfälle innerhalb von 21 Tagen und es entsteht daraus Biogas, das aber noch aufgearbeitet werden muss, um ins Gasnetz eingespeist werden zu können. Zweites Produkt ist der Gärrest, der bei der Kompostierung weiterverwendet wird.

Der Betrieb mit nur einer solchen Anlage sei allerdings riskant, sagt Clement: Fällt die Anlage wegen eines technischen Fehlers aus, steht alles still. Doch eine Vergrößerung der bestehenden Anlage rentiert sich nur ab einer bestimmten Menge Abfall. „Dadurch, dass ab dem kommenden Jahr etliche Tonnen mehr geliefert werden, wird sich der Ausbau der Biogasanlage rechnen. Der Beitritt der Gemeinde Luxemburg erlaubt uns, das zu tun, was eigentlich von Beginn an auch geplant war.“ Läuft alles wie geplant, wird die um einen zweiten Fermenter erweiterte Anlage in etwa drei Jahren betriebsfertig sein; die Kapazität wird dann noch um 25.000 Tonnen pro Jahr gesteigert werden.

Bereits im Bau ist eine neue Kompostanlage. Ursprünglich war geplant, die bestehende Metallstruktur zu erhalten und die Anlage lediglich zu erneuern. Aus diversen Gründen habe sich das als unmöglich erwiesen. Zuerst wollte man auf dem Dach Solarpanels installieren, doch die frühere Konstruktion habe das nicht erlaubt. Dann habe man 2018 eingesehen, dass die Struktur einfach zu alt sei. So habe man sich dann entschieden, die bestehende abzureißen und durch eine neue mit einer Kapazität von jährlich maximal 20.000 Tonnen zu ersetzen, inklusive Solarpanels auf einer Fläche von 6.000 Quadratmetern. Diese Anlage soll pünktlich zum Beitritt der Gemeinde Luxemburg betriebsfertig sein. 

Nachfrage nach Kompost explodierte

Das „Hauptgeschäft“ von „Minettkompost“ ist die Weiterverarbeitung des Biomülls zu Kompost. 9.500 Tonnen produziert die Anlage jedes Jahr. Die Kompostierung findet in 30 Meter langen Tunnels statt, die mit Belüftungsböden und Berieselungsanlagen ausgestattet sind. Bakterien und Pilze zerkleinern die Holzabfälle und den Gärrest. Bei einer Temperatur, die bis auf 70 Grad steigt, entsteht in drei Wochen Kompost. Die Nachfrage danach sei übrigens voriges Jahr regelrecht explodiert, sagt Clement. Ob das eine Konsequenz des Lockdowns gewesen sei, wisse er nicht. Es liege aber nahe.

Da die alte Kompostanlage außer Betrieb ist, können die holzigen Abfälle auch in den Rottetunnels der Biogasanlage kompostiert werden, falls dort Kapazitäten frei sind, was vor allem im Winter der Fall ist. Augenblicklich wird ein Teil der zur Kompostierung bestimmten Abfälle vorübergehend vom Syndikat SIGRE („Syndicat intercommunal pour la gestion des déchets ménagers, encombrants et assimilés en provenance des communes de la région de Grevenmacher, Remich et Echternach“) im Muertendall verarbeitet.

Die Anlage auf dem „Monkeler“ soll aber nicht „nur“ ausgebaut werden. Ziel sei es, bis 2025 ein integriertes System zu schaffen, das praktisch energieautark funktionieren würde und wo fast alle Produktionsreststoffe wiederverwertet würden. Das produzierte Biogas kann hierzu benutzt werden, es würde also auch kein Erdgas mehr verbraucht werden.

Der Beitritt zum Syndikat kostet die Gemeinde Luxemburg übrigens 8,3 Millionen Euro. Später kommen laufende Kosten hinzu, die nach der Einwohnerzahl und der Menge des angelieferten Biomülls berechnet werden.